Acht Saisonsiege, 15 Podestplätze, souveräne Führung im Gesamtweltcup – das muss ja förmlich die WM von Marco Odermatt werden. Dass der Schweizer mit Druck gut umgehen kann, hatte er bereits bei den Winterspielen in Peking mit seiner Goldmedaille im Riesentorlauf bewiesen. Bei Weltmeisterschaften fährt der 25-Jährige seinem ersten Podestplatz noch hinterher, doch es müsste schon mit dem Ski-Teufel zugehen, sollte der große Dominator in Courchevel nicht groß zuschlagen.
Beim Blick auf die Medaillensammlung von Freundin Mikaela Shiffrin muss der Norweger vor Neid erblassen. Denn erstaunlicherweise steht der Gewinner von 20 Weltcuprennen wie sein großer Rivale Odermatt noch ohne Medaille da. Diese Statistik ist aber auch schon das Einzige, was gegen Aamodt Kilde spricht.
Es war nicht die blödeste Idee, dass die Italienerin vor der WM noch für einige Tage nach Dubai jettete. Am flachen Sandstrand sollte es selbst ihr schwer fallen, sich ernsthaft weh zu tun. Goggia hat bekanntlich die Gabe, sich in ihrem Übermut vor Großereignissen regelmäßig zu verletzen. Deshalb hatte sie bereits die Heim-WM 2021 in Cortina verpasst, auch vor den Winterspielen in Peking hatte sie einen kapitalen Stern gerissen. Grundsätzlich kann der Weg zu Abfahrtsgold nur über die vierfache Saisonsiegerin führen, allerdings muss es Goggia erst einmal bis an den Start schaffen.
Alles spricht in den Speeddisziplinen vom Duell Odermatt – Kilde, dabei könnte es durchaus einen lachenden Dritten geben: Vincent Kriechmayr ist a) ein Spezialist für Weltmeisterschaften, wie sein goldener Doppelpack in Cortina bewiesen hat, und er hat b) einen Hang zur Piste in Courchevel. Beim Weltcupfinale 2022 gewann er auf der WM-Strecke Abfahrt und Super-G.
Die Vorarlbergerin darf sich noch amtierende Doppelweltmeisterin nennen, auch wenn bei Liensberger im Moment wenig bis gar nichts an die Hochform der WM 2021 in Cortina erinnert, als sie Gold im Parallelbewerb und im Slalom gewonnen hatte. Der fixe Startplatz als Titelverteidigerin ist auch das große Glück der 25-Jährigen: Die Leistungen in den jüngsten Rennen (26., 22., 28., nicht qualifiziert) hätten eher gegen eine WM-Teilnahme gesprochen.
Das könne die WM des Kärntners werden, sind sich Trainer und Experten sicher. Zwar hat Schwarz in diesem Winter nur einen Podestplatz zu Buche stehen, doch Formkurve und Körpersprache machen den Allrounder zum aussichtsreichen Außenseiter. Sollte der Kärntner am Dienstag mit einer Kombi-Medaille starten, kann die WM für ihn ein glänzender Selbstläufer werden.
Nach der Blinddarm-OP von Jungstar Lucas Braathen steht der erfahrene Norweger noch mehr im Fokus. Sieben Podestplätze in Slalom und Riesentorlauf rücken ihn in die Mitfavoritenrolle, auch wenn seine Ausbeute bei Weltmeisterschaften (zwei Medaillen) ausbaufähig ist.
Der 31-Jährige kommt in den Genuss von Weltmeisterschaften vor seiner Haustüre. Pinturaults Familie betreibt in Courchevel das edle Fünfsterne-Hotel L’Annapurna, in dem das billigste Zimmer knapp 500 Euro kostet. Alexis Pinturault selbst zählt in diesem Winter freilich nicht zu den High-End-Läufern, für den Gesamtweltcupsieger von 2020/’21 reichte es bisher nur zu einem Podestplatz. In den Slaloms von Kitzbühel und Schladming schaffte es der zweifache Weltmeister zuletzt nicht einmal mehr in den zweiten Durchgang.
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