Vor der Eröffnung der Titelkämpfe am Sonntag wartet auf die Herren in Chamonix noch ein Slalom, in dem sich Michael Matt theoretisch last minute noch ein WM-Ticket sichern könnte. „Er weiß Bescheid, dass er dafür aufs Podium oder zumindest in die Top fünf fahren müsste“, sagt Marko Pfeifer.
Der neue ÖSV-Chefcoach spricht im KURIER-Interview über …
… die bisherige Saison
„Unsere Leistungen wurden ab und an schlechter dargestellt, als sie waren. In Anbetracht unserer Situation mit den vielen Verletzten bin ich nicht unzufrieden. Ich sehe in jeder Disziplin zumindest zwei Leute, die aufs Podium fahren können. Klar sind Odermatt und Kilde nur schwer zu biegen, aber wir haben schon gezeigt, dass wir es drauf haben. Und grundsätzlich ist die Jägerposition eine gute.“
… die personelle Situation im Herren-Team
„Natürlich hätte ich gerne einen Hirscher im Team, der die Erfolge einfährt und die Siege holt. Aber ich persönlich finde den Anreiz größer, in dieser Umbruchphase etwas zu gestalten und zu formen. Ich habe jetzt die Möglichkeit, dem Team einen Stempel aufzudrücken und ein Zeichen zu hinterlassen. Das ist sicher interessanter, als sich in ein gemachtes Nest zu setzen.“
... Visionen für die Zukunft
„Ich will wegkommen von diesen Eine-Disziplin-Fahrern, von denen wir in der Vergangenheit viele hatten. Es muss das Ziel sein, Läufer zu haben, die Riesentorlauf, Abfahrt und Super-G beherrschen. Mir ist klar, dass das nicht jeder schaffen wird, aber der Anspruch ist da, dass sich alle breiter aufstellen.“
… das Rennprogramm von Marco Schwarz bei dieser WM
„Es kann sein, dass er ein richtig dichtes Programm hat. Es ist eine Option, dass er auch in der Abfahrt startet. Das hängt davon ab, wie es ihm am Dienstag in der Kombination geht. Für mich hat Marco Potenzial im Super-G und in der Abfahrt. Und wenn die WM in der Kombi gut für ihn beginnt und er in einen Flow reinkommt, dann muss man ihn wahrscheinlich in der Abfahrt starten lassen.“
… den Stellenwert der Kombination
„Mir taugt die Kombi nicht wirklich, weil wir im ganzen Winter keinen einzigen Bewerb fahren. Die Kombi hat sich nicht durchgesetzt. Es ist auch nicht ideal, dass diese WM mit der Kombi beginnt. Ich kann mir vorstellen, dass da einige Speedspezialisten nur deshalb mitfahren, damit sie einen Trainingslauf für den Super-G haben. Wir haben das Gleiche mit Vincent Kriechmayr vor. Wir werden doch nicht so dumm sein, ihm diese Chance entgehen zu lassen.“
… den Parallelbewerb
„Damit kann ich noch weniger anfangen als mit der Kombi. Parallel ist monoton, solche Leute kann man züchten, die nur parallel fahren. Für mich ist der Bewerb verzichtbar.“
… über den Umgang mit den vielen Verletzten im Team
„Es lässt keinen kalt, wenn sich jemand von unseren Leuten verletzt. Wenn man weiß, wie viel Zeit und Energie die Athleten investieren, und dann werden sie so herausgerissen. Mich beschäftigt das, aber zugleich muss ich als Chefcoach funktionieren, professionell agieren und nach außen hin positiv bleiben. In meiner Position ist es wichtig, dass man alle bestärkt und das Teamgefüge passt. Mir taugt’s, wie wir mit der Situation als Team umgehen.“
… die Kommunikation als Cheftrainer
„Die Arbeit in dieser Funktion ist total meins. Ich war so lange Gruppentrainer, das war der richtige Schritt. Mir ist die Kommunikation sehr wichtig, man muss ein gutes Sprachrohr nach außen sein. Ich bin keiner, der sagt: Früher war es so oder so. Davon müssen wir endlich wegkommen. Es ist jetzt halt einmal kein Hirscher da. Und wenn wir so einen hätten, dann würde jetzt jeder sagen: „Wow, wie steht das ÖSV-Herren-Team da.“
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