Warum es im Eishockey-Verband zu einer Kampf-Abstimmung kommt
Sollte es keine zweite Welle an Covid-19-Infizierten und einen erneuten Lockdown geben, dann dürfte der Supergau im österreichischen Eishockey ausbleiben und können die Klubs der bet-at-home International Hockey League (IHL) mit einem Saisonstart Anfang Oktober planen. Veranstaltungen bis 5.000 Zuschauer sollen ab September in den Hallen wieder möglich sein.
Somit gibt es nur noch eine Unsicherheit: Am Samstag findet in Villach die Wahl des Präsidenten des österreichischen Eishockeyverbandes statt. Diesmal ist es eine echte Wahl, da es zwei Kandidaten gibt: Gernot Mittendorfer, der 2016 von Dieter Kalt Sen. übernommen hatte, und Klaus Hartmann. Der Kärntner ist Vizepräsident des Kärntner Verbandes und eine Notlösung, weil ein bekannter Name kurzfristig abgesagt hatte. abgesprungen ist laut "Kleine Zeitung" auch Ex-Teamspieler Matthias Trattnig, der mit Philipp Hofer das Sportdirektorat führen sollte. Hofer ist jetzt aber weiterhin auf Mittendorfers Seite.
Hartmann führt eine Gruppe der Unzufriedenen an. Fünf der acht Landespräsidenten (Burgenland hat keinen eigenen; Tirol, Oberösterreich und Steiermark sind für Mittendorfer) haben den Wahlvorschlag eingebracht. Grund der Unzufriedenheit ist, dass das derzeitige Präsidium in den vergangenen Jahren zuwenig mit den Vertretern der Landesverbänden kommuniziert habe, bzw. Versprechen bei der Wahl vor vier Jahren nicht eingehalten worden sein sollen. Der Breitensport komme den Herausforderern in der derzeitigen Konstellation zu kurz.
Sportdirektor als Zielscheibe
Insgesamt liest sich das Konzept „ÖEHV neu 2020+“ wie eines, das jeder Kandidat unterschrieben würde. Im Detail stellt sich jedoch heraus, dass Sportdirektor und Teamchef Roger Bader jemandem auf den Schlips getreten sein muss. Denn seine Doppelfunktion wird als „unvereinbar“ angesehen. Dass diese Doppelfunktion entstanden ist, weil sie dem Verband viel Geld spart und sich Österreich sonst keinen hauptamtlichen Teamchef leisten konnte, muss aber erwähnt werden. Viele Jahre plagten sich Klubtrainer mit der Unvereinbarkeit, wenn sie am Ende der Saison plötzlich als Teilzeit-Teamchef Spieler für eine Weltmeisterschaft nominieren mussten. Nicht selten füllten Klublieblinge den Kader.
Ein weiterer Kritikpunkt ist das Verbandsbüro, das speziell den kleinen Vereinen zu wenig Unterstützung zukommen lassen soll. Außerdem sollen die Lizenzgebühren für die Spieler drastisch gesenkt werden, damit die kleinen Vereine mehr Geld zur Verfügung haben. Ein klassisches Wahlzuckerl.
Problem der Finanzierung
Klingt gut. Die Finanzierung ist aber nicht geklärt. Bundesliga-Klub-Vertreter sollen überrascht gewesen sein, als sie bei einer Video-Konferenz mit den neuen Kandidaten nicht erfahren konnten, woher das Geld kommen soll. Denn eines ist klar: Auch wenn Amtsinhaber Mittendorfer nicht mehr Vorstand der Erste Bank ist, sind gewisse Sponsorverträge des Verbandes wegen seiner Kontakte entstanden. Da die Top-Klubs fünf Stimmen haben, die Zweitligisten drei und die restlichen nur eine, könnte das den Ausschlag geben. Insgesamt sind zirka 280 Stimmen möglich. Es herrscht allerdings Anwesenheitspflicht und ein Klub kann nur die Vollmacht eines weiteren mithaben.
Egal, wie die Wahl ausgehen wird: Danach sollte mehr miteinander gesprochen werden als zuvor.
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