Nach dem Tournee-Fehlstart wartet die Angstschanze der ÖSV-Adler

VIERSCHANZENTOURNEE: GARMISCH-PARTENKIRCHEN: KRAFT (AUT)
In Garmisch verpasste Stefan Kraft schon zwei Mal den Sprung in den Finaldurchgang. Auf keinem anderen Tournee-Bakken tun sich die Österreicher so schwer

Angstschanze. Wenn Mario Stecher das schon hört. Der Nordische Direktor des ÖSV will nichts mehr davon wissen. Alles nur aufgebauscht, eine Legende, die hierzulande jedes Jahr aufs Neue erzählt wird, wenn das Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen vor der Tür steht.

Auf dem Olympia-Bakken, der in jüngerer Vergangenheit die österreichischen Skispringer reihenweise abgeworfen hatte. Deshalb auch die Bezeichnung: Angstschanze der Österreicher.

 

Tatsächlich erlebten die Österreicher in den letzten Jahren nach der Silvesternacht in Garmisch regelmäßig ein böses Erwachen. Vor allem für Superstar Stefan Kraft endete das Neujahrsspringen zuletzt immer mit einer Enttäuschung. Vor einem Jahr musste sich der dreifache Weltmeister auf dem Olympia-Bakken mit dem 28. Platz begnügen - und das war noch nicht einmal seine schlechteste Platzierung in Garmisch.

Nach dem Tournee-Fehlstart wartet die Angstschanze der ÖSV-Adler

Stefan Kraft fuhr in den letzten Jahren meist ziemlich konsterniert durch den Garmischer Schanzenauslauf

 "Eigentlich mag ich diese Schanze ja", wird der 28-Jährige nicht müde zu betonen. Im Sommertraining hatte der Pongauer heuer in Garmisch Höhenluft geschnuppert und für große Weiten gesorgt, wie auch der Nordische Direktor Mario Stecher bestätigen kann. "Im Training sind wir dort sehr, sehr stark gesprungen."

Doch im Wettkampf wollte es gerade für Stefan Kraft zuletzt nie klappen. 2018 hatte er als 31. den Sprung in den Finaldurchgang verpasst, 2019 war er gar nur 49. und Vorletzter geworden, 2020 reichte es immerhin zu Rang 13 - aber jedes Mal war für ihn die Tournee praktisch schon zur Halbzeit gelaufen.

Selbst bei seinem Tournee-Gesamtsieg in der Saison 2014/'15 war der Dominator nur Sechster geworden. Seit Stefan Kraft bei der Tournee dabei ist, war er beim Neujahrsspringen lediglich einmal auf dem Stockerl gelandet: 2017 als Dritter - es war auch der einzige Podestplatz eines österreichischen Skispringers in Garmisch in den vergangenen sieben Jahren.

Auf keiner anderen Tournee-Schanze erlebten die Österreicher zuletzt so eine Flaute. Das war nicht immer so: Eine Zeit lang war Garmisch sogar eine ausgewiesene Österreicher-Schanze. Zwischen 2008 und 2014 gewann fünf Mal ein ÖSV-Adler das Neujahrsspringen. Gregor Schlierenzauer war allein für drei Siege verantwortlich, Wolfgang Loitzl und Thomas Diethart, beide spätere Tournee-Champions, feierten dort jeweils ihren ersten Weltcupsieg.

Und deshalb hält Mario Stecher so gar nichts von der Rederei über eine Angstschanze. Wie meinte der Nordische Direktor nach dem Debakel in Oberstdorf doch gleich: "Wir können in Garmisch vorne mitmischen."

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