"Tagebuch": Der Herminator a. D. erwartet Mai(y)erei

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Schon so mancher Speedpilot hat das Eisrodeo in Beaver Creek sogar „noch schwerer als die Streif“ genannt.

Ski zur Primetime. Der Sport wird dem im Klubfußball ausgebremsten ORF heuer noch einmal abendliche Top-Quoten bescheren:

Erstes Speedrennen der Damen im „Home of Grizzly“, in Lake Louise, das vom Tourismus soeben wieder zu Kanadas „Best Skiresort“ gekürt wurde.

Zweites nordamerikanisches Weltcup-Wochenende für die Herren in Beaver Creek, wo die Downhiller nicht nur wegen der extremen Höhenlage (Ziel in 2.730 Metern) nach Luft schnappen.

Auch wenn Kitzbüheler, die sich bereits mitten in den Jubiläumsvorbereitungen für ihre 80. Hahnenkammrennen befinden, widersprechen werden: Schon so mancher Speedpilot hat das Eisrodeo in Beaver Creek sogar „noch schwerer als die Streif“ genannt. Um so verblüffender, dass dem Torlaufgenie Marcel Hirscher just dort am Krampustag 2015 sein einziger Sieg in einem Super-G gelang.

Drei Jahre davor durfte der Verfasser dieser Zeilen in Annaberg Zeuge sein, wie der daheimgebliebene (weil flugscheue) Trainer-Vater Ferdinand Hirscher zum Handy griff, während Hans Knauß mit Kamera die Strecke abrutschte. Und konkret eine Passage nennend, seinen Sohn aus 8.600 Kilometern Distanz wissen ließ: „Marcel, da fährst ma net voll drüber.“ Worauf der brav folgte, nur 33. wurde, während Max Franz ebendort mit einer schweren Gehirnerschütterung im Rettungsschlitten lag.

Als Rennrentner sehen sich Marcel und vor allem Hermann Maier nicht mehr jedes TV-Rennen an. Gutes Wetter vorausgesetzt, zieht es sie tagsüber lieber selbst mit ihrem Nachwuchs in Salzburgs freie Natur. Am Samstagabend aber wird Maier die Feier zu seinem 47. Geburtstag vielleicht unterbrechen, um die Abfahrt in Beaver Creek zu verfolgen, wo er sieben Mal triumphiert hatte.

Auf Hirschers Rücktritt reagierte Maier gelassen, indem er schon Wochen vor Matthias Mayers Super-G-Erfolg in Lake Louise keine lange Durststrecke prophezeite: „Irgend so a Maier“ werde ohnehin siegen. Immerhin hat der ÖSV nebst dem (trotz Trainingssturzes risikobereiten) Mayer noch Kriechmayr, Danklmaier und Neumayer im Talon.

wolfgang.winheim@kurier.at 

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