„Wir sind froh, dass wir heuer überhaupt Wettkämpfe noch haben“, sagt Thomas Herzog, der Ehemann und Trainer der 25-Jährigen. Eigentlich hätte bereits in der zweiten Novemberwoche der Startschuss zur Weltcupsaison fallen sollen, doch wegen der Corona-Pandemie wurde ein Wettkampf nach dem anderen gestrichen, sodass Vanessa Herzog nun ganze 64 Tage auf Eis lag.
Die Wahlkärntnerin ist allerdings gar nicht einmal so unglücklich, dass sie erst jetzt wieder wettkampfmäßig ihre Kreise ziehen kann. Ihre Sommervorbereitung war äußerst turbulent verlaufen, wegen der Covid-Maßnahmen konnte die ehrgeizige Sprinterin nicht ihr übliches Trainingspensum abspulen. „Sie ist im Sommer gefahren wie der erste Mensch“, berichtet Thomas Herzog, „hätte der Weltcup im November begonnen, wären wir nirgends gewesen“, sagt der Trainer-Gatte.
Nach einem siebenwöchigen Trainingslager in, natürlich, Heerenveen an der Seite der niederländischen Stars nähert sich Herzog nun Schlittschuhschritt für Schlittschuhschritt ihrer Bestform. „Die EM kommt vielleicht noch ein bisschen zu früh. Unser Ziel ist die WM, die Goldmedaille über 500 Meter.“
Immerhin hat Herzog in diesem Winter Ziele, die zu verfolgen es sich lohnt. Was soll Alessandro Hämmerle sagen? Während die Eisschnellläufer Mitte Jänner spät, aber doch, in den Wettkampfmodus gleiten, hängt der Gesamtweltcupsieger im Snowboardcross noch länger in der Warteschleife. Als allerletzte Wintersportler überhaupt eröffnen die Boarder in einer Woche ihren Weltcupwinter, der diesen Namen gar nicht verdient. Denn im Kalender scheinen als letzte Destinationen nur mehr Chiesa in Valmalenco (ITA) und Veysonnaz (SUI) auf. „Zwei Orte – was ist das für eine Weltcupkugel?“, fragt Hämmerle.
Der Vorarlberger gibt zu, dass er in den letzten Wochen im Training mitunter Motivationsprobleme hatte. Die Mini-Saison mit nur drei Rennen macht sich auch finanziell bemerkbar. „Natürlich fehlt das Preisgeld“, betont der HSZ-Athlet.
An den Eisschnellläufern und den Snowboardcrossern zeigt sich in diesen Corona-Zeiten, welcher Sport eine Lobby besitzt und wer kaum Unterstützer hat. Im Eisschnelllauf-narrischen Holland wurden weder Kosten noch Mühen gescheut, um sämtliche Großereignisse über die Bühne zu bringen. „Und bei uns wird der Weltcup am Feldberg abgesagt, aber die Skicrosser können eine Woche später schon fahren. Das war eine der größten Watsch’n für unseren Sport“, beklagt sich Hämmerle.
Einen ähnlich schweren Stand haben auch die Nordischen Kombiniererinnen, die gerade Weltcupstatus erlangten und heuer in Oberstdorf auch erstmals um WM-Medaillen rittern dürfen. Stand jetzt wird für sie die Weltcup-Premiere im Dezember in Ramsau zugleich WM-Generalprobe gewesen sein.
Auch die Skispringerinnen haben erst einen Wettkampf absolviert, während die Skifahrer schon 31 Rennen hinter sich haben. Für die einzigen Absagen (Semmering, St. Moritz) war das Wetter verantwortlich, Corona sorgte für die Verlegung der Rennen von Wengen nach Kitzbühel und weiter nach Flachau, wo am Wochenende Slalom gefahren wird.
Die Stars wie Manuel Feller sehen es als „Privileg, dass wir unseren Sport ausüben können“, zugleich vermissen sie die klassischen Slalomhänge von Wengen und Kitzbühel. „Das ist eine Märchenwiese“, sagt Feller über die flache Hermann-Maier-Piste von Flachau.
Verglichen mit den Sorgen anderer Wintersportler sind das Luxusprobleme.
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