"Will stolz auf mich sein": Anna Gasser startet in ihre wohl letzte WM

Zusammenfassung
- Anna Gasser startet in ihre vermutlich letzte WM mit starkem Fokus auf persönliche Verbesserung im Freestyle-Snowboarden.
- Gasser ist trotz ihrer Erfolge nicht zufrieden mit früheren Leistungen und strebt danach, stolz auf ihr Snowboarden zu sein.
- Clemens Millauer und Hanna Karrer nehmen ebenfalls an der Slopestyle-Qualifikation teil, wobei Karrer ihr WM-Debüt gibt.
Anna Gasser hat in den vergangenen zehn Jahren so gut wie alles erreicht, was es im Freestyle-Snowboarden zu erreichen gibt. Zweimal Olympiagold, fünfmal Gold bei den X-Games, zwei Weltmeistertitel und zwei große und vier kleine Kristallkugeln obendrein.
Doch Anna Gasser ist des Snowboardens noch lange nicht müde. Vor allem, weil sie immer noch Dinge weiß, die es zu verbessern gäbe.
Zum Beispiel bei den Olympischen Spielen in Peking im Februar 2022, als sie mit dem Cab Double 12 Gold holte: „Mit dem Sprung war ich überhaupt nicht zufrieden“, sagt Gasser heute.
Wie bitte?
Richtig gelesen. Der Sprung zu ihrem zweiten Olympiagold im Big Air, der dafür sorgte, dass Anna Gasser weitere vier Jahre die einzige Snowboard-Big-Air-Olympiasiegerin bleiben sollte, hat für die heute 33-Jährige einen massiven Schönheitsfehler. „Dieses Foto von Olympia, komplett gestreckt über Kopf, ohne Grab – ich will einfach dieses Foto weghaben aus meinem Repertoire“, sagt die Ausnahmeathletin. „Es schaut vielleicht spektakulär aus, aber für das Snowboarder-Herz ist das ein No-Go“, erklärt sie.
Eigenheit beim Freestyle
Daraus nährte die Kärntnerin ihren Ansporn, weiter zu lernen. „Damit ich mit etwas aufhören kann, mit dem ich zufrieden bin“, sagt sie. „Das ist wohl im Freestyle-Sport eine Eigenheit. Da geht es nicht um eine bestimmte Zeit, die man brechen muss, sondern um das eigene Limit oder den eigenen Style.“
Das ist ein Punkt, den die zweifache Olympiasiegerin in letzter Zeit immer wieder betont. Im November sagte sie im KURIER-Interview: „Früher habe ich getan, was für den Sieg nötig war – jetzt schaue ich, dass ich stolz auf mein Snowboarden bin.“
Der neue Sprung, der Cab Triple 12, den sie heuer oft gemacht hat, sei technisch ähnlich wie der Olympiasprung. „Aber er ist schöner. Und das war mir so wichtig. Mit einer Achse und einem Style, auf die ich stolz bin.“
Am Donnerstag startet Anna Gasser mit der Slopestyle-Qualifikation in die WM im Engadin (9 Uhr/live ORF Sport+). Der Bewerb wurde vorgezogen, weil die Wetteraussichten gegen Ende der Woche für den Slopestyle schlecht sind. Die Strecke, die es zu bewältigen gilt, ist länger als gewohnt. Der Ausgang des Bewerbs ist völlig offen.
Das ist wohl im Freestyle-Sport eine Eigenheit. Da geht es nicht um eine bestimmte Zeit, die man brechen muss, sondern um das eigene Limit oder den eigenen Style
über Ergebnisse und Zufriedenheit im Freestyle-Snowboarden
Für Gasser ist das Ergebnis dabei nebensächlich: „Ich habe einiges im Kopf, was ich bis jetzt noch nicht zeigen konnte. Ich glaube einfach, dass ich mich noch als bessere Snowboarderin präsentieren kann. Da geht es nicht um ein Ergebnis. Ich will einfach besser sein als vor einem oder vor zwei Jahren.“ Sie lande dabei lieber auf einem vierten Platz, „aber mit einem Lauf, mit dem ich zu 100 Prozent zufrieden bin“.
Der Frau, die in ihrer Karriere so gut wie alles erreicht hat, glaubt man das sogar.
Clemens Millauer und Hanna Karrer am Start
Am Start in der Slopestyle-Qualifikation der Snowboarder und Snowboarderinnen sind morgen auch Clemens Millauer, der erst kürzlich von einer Knieverletzung zurückgekommen ist, und die junge Steirerin Hanna Karrer, die mit 17 Jahren ihr WM-Debüt feiert. „Die Kicker sind extrem groß, sehr am Limit“, sagt Millauer. Trotz seiner gerade erst überstandenen Verletzung sei er gut eingefahren, „aber der Kurs ist sehr lang. Das ist sehr herausfordernd, insbesondere auf 2.500 Höhenmetern.“
Hanna Karrer freut sich auf die Bewerbe. „Es wäre richtig cool, wenn ich sowohl bei Slopestyle, als auch bei Big Air ins Finale fahren könnte, aber Stress mache ich mir keinen, da es meine erste WM ist.“
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