Ski-Star Matthias Mayer: "Natürlich sind wir privilegiert"
Matthias Mayer zeigte sich in den letzten Wochen von einer ungewohnten Seite: Als Koch. In regelmäßigen Abständen präsentierte der Kärntner Skistar in den sozialen Netzwerken Bilder von seinen Glanztaten am Herd. Das kulinarische Highlight des 29-Jährigen waren die berühmten Kasnudln aus seiner Kärntner Heimat. Der KURIER erreicht Matthias Mayer unmittelbar nach dem Mittagessen, die Einstiegsfrage liegt demnach auf der Hand.
Was gab’s denn diesmal Gutes?
Matthias Mayer: Bandnudeln mit Rindsfiletstreifen in einer Weißweinsauce. Das war sehr gut. Wobei ich zugeben muss: Das hat diesmal meine Freundin gekocht.
Aber Sie haben in den letzten Wochen offenbar eine neue Leidenschaft entdeckt.
Ich habe immer schon gerne gekocht. Nur hat mir dazu meistens die Zeit gefehlt. Im Moment bietet sich die Gelegenheit, mit meiner Freundin zu kochen und neue Sachen auszuprobieren. Ich genieße das richtig, außerdem ist es wichtig, dass man was Gutes und Gesundes zu sich nimmt.
Abgesehen vom Kochen: Wie gestaltet sich für einen Spitzensportler wie Sie in Zeiten von Corona sonst der Alltag?
Normalerweise wären wir um diese Zeit noch irgendwo auf einem Gletscher und würden das Material für die neue Saison testen. Aber das gibt es halt heuer einmal nicht. Für mich persönlich ist das sportlich kein großes Drama, eigentlich bin ich gar nicht einmal so unglücklich darüber, dass es gerade ruhiger ist.
Inwiefern?
Weil ich erst jetzt richtig merke, wie anstrengend der letzte Winter für mich eigentlich war. Ich bin heuer auch alle Riesentorläufe gefahren, das war sehr intensiv. Deshalb habe ich jetzt auch nicht den großen Drang, unbedingt trainieren zu müssen. Mir läuft im Moment auch nichts davon. Natürlich wäre es mir lieber, wenn die Situation für uns alle eine andere wäre, ich kann die Ruhe aber in gewisser Weise auch genießen.
Das heißt, Sie liegen auf der faulen Haut?
Ich absolviere schon mein tägliches Programm: Ich gehe eine Runde laufen, dann mache ich vielleicht noch einige Fitnessübungen. Ich schaue einfach, dass ich in Schwung bleibe und nicht ganz einroste beim Herumflanieren. Das ist aber eher ein allgemeines Fithalten und hat mit gezieltem Training nichts zu tun.
Ihr Abfahrtskollege Vincent Kriechmayr sieht sich ganz bewusst keine Nachrichtensendungen an, weil ihn die Meldungen deprimieren. Was löst die Corona-Krise bei Ihnen aus?
Ich verfolge die Thematik schon mit großem Interesse. Du kommst ja auch gar nicht aus. Sobald du den Fernseher aufdrehst und die Nachrichten ansiehst, gibt es sowieso nur das Thema Corona. Mich interessieren auch so Sachen wie unterschiedlich gewisse Länder und Kontinente dieses Problem bewältigen. Ich tausche mich darüber auch gerne mit meinen Freuden aus. Wir machen immer wieder Telefonkonferenzen und reden einfach, wie es bei jedem aussieht, wie ihn das beschäftigt, was das für sein Leben und seinen Beruf bedeutet.
Viele Menschen haben gerade Existenzängste, es drohen Konkurse und viele Arbeitslose. Fühlen Sie Sich als Skisportler gerade privilegiert?
Das steht außer Frage, natürlich sind wir in vielerlei Hinsicht privilegiert, auch im Vergleich mit anderen Sportlern. Wirtschaftlich hat es uns als Skisport sicher nicht so getroffen wie andere Sportarten. Wir haben unsere Saison mehr oder weniger durchgebracht. Für andere Sportler würde jetzt erst langsam die wichtige Zeit beginnen. Die haben womöglich den ganzen Winter darauf hingearbeitet und stehen nun praktisch vor dem Nichts.
Sie haben Ende Jänner auf der Streif gewonnen. Wie weit ist dieser Sieg entfernt?
Gefühlt ist Kitzbühel eine Ewigkeit her. Das sind zwar nur drei Monate, aber man kann fast sagen, dass das jetzt eine andere Welt ist. Das hätte damals auch keiner gedacht, dass wir uns drei Monate später in so einer Situation befinden. Und zwar die ganze Welt.
Fürchten Sie, dass Sie für längere Zeit der letzte Streif-Sieger waren, der sich von Zehntausenden Fans feiern lassen durfte?
Es ist jetzt natürlich sehr schwer vorherzusehen, wie sich die Lage im Herbst präsentiert. Ob es da möglicherweise auch schon ein Medikament gibt, ob sich alles etwas beruhigt hat. Ich glaube und hoffe, dass wir dann unsere Saison starten können. Aber es wäre schon sehr schade, wenn künftig bei den Rennen nicht mehr so viele Leute im Ziel stehen würden.
Braucht der Skisport denn zwingend Fans im Ziel?
Es ist bei uns sicher nicht notwendig, dass Zehntausende entlang der Strecke oder im Ziel sind. Und wenn man ganz ehrlich ist: Bei den meisten Rennen siehst du im Fernsehen auch deutlich mehr als direkt an der Piste, weil die Übertragungen einfach so gut sind. Trotzdem...
... trotzdem?
Die Atmosphäre, wenn du zum Beispiel in Kitzbühel ins Ziel kommst, ist unbeschreiblich. Als Rennläufer würde es mir abgehen, wenn da keine Leute mehr jubeln würden. Der Skisport an sich würde die Fans aber nicht zwingend brauchen. Das ist in anderen Sportarten sicher schwieriger, ich denke da nur an den Fußball.
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