Dem ÖSV gehen im Olympia-Winter die Skispringerinnen aus

Eva Pinkelnig (37) zog sich einen Kreuzbandriss zu, Sara Marita Kramer beendete mit 23 die Karriere
Ein gerissenes Kreuzband im Knie geht fast als lapidares Wehwehchen durch, verglichen mit den lebensbedrohlichen Verletzungen, die sich Eva Pinkelnig in ihrem Leben schon zugezogen hatte.
Einmal trug die Vorarlbergerin von einem Sturz ein schweres Schädel-Hirn-Trauma davon und litt unter neurologischen Ausfällen. Ein anderes Mal verlor sie nach einem Milzriss einen Liter Blut und musste notoperiert werden.

Eva Pinkelnig verpasst Olympia und wird die Karriere beenden
Beide Verletzungen konnten Eva Pinkelnig trotz vieler Widerstände nicht aus der Bahn werfen. Das Kreuzband, das sich die 37-Jährige am Donnerstag in Predazzo gerissen hat, zwingt die Stehauffrau nun aber in die Knie – und zum Karriereende.
Die Olympischen Spiele im Februar in Mailand-Cortina hätten der krönende Abschluss ihrer ungewöhnlichen Karriere werden sollen. Jetzt nahm alles ein verfrühtes Ende im OP-Saal in der Privatklinik Hochrum, wo sich Eva Pinkelnig am Freitag einem Eingriff am linken Knie unterziehen musste.
Auf der Schanze wird man die Gesamtweltcupsiegerin von 2022/’23, die erst im Alter von 24 mit dem Skispringen begonnen hatte, nicht mehr sehen. Der Wunsch, eine Familie zu gründen, ist stärker als die Lust auf ein weiteres Comeback.
„Mein Lebenstraum ist es, eine Familie zu haben, eigene Kinder. Meine Uhr tickt“, sagte sie im KURIER-Gespräch und kündigte ihr Karriereende für 2026 an.
Riesenloch
Nach dem Ausfall der 16-fachen Weltcupsiegerin wird die Luft immer dünner im österreichischen Frauen-Skisprungteam. Denn im Sommer hatte auch schon Sara Marita Kramer die Reißleine gezogen. Mit nur 23 Jahren verlässt die Gesamtweltcupsiegerin von 2021/’22 die Schanzenwelt.
Die beiden stärksten ÖSV-Springerinnen der letzten Jahre reißen ein Riesenloch ins österreichische Frauen-Team. Zumal mit Jacqueline Seifriedsberger (34) eine weitere erfahrene und erfolgreiche Athletin (7 WM-Medaillen, 3 Weltcupsiege) vor dem Absprung steht.

Lisa Eder ist plötzlich Österreichs Nummer 1 im Frauen-Skispringen
Nur 5 Athletinnen
Damit kann man die österreichischen Skispringerinnen mit Weltcupniveau an einer Hand abzählen. Nationalteam (Lisa Eder, Julia Mühlbacher), A-Team (Chiara Kreuzer, Hannah Wiegele) und B-Team (Meghann Wadsak) umfassen aktuell gerade einmal fünf Springerinnen.

Florian Liegl (li.), der Nordische Direktor beim ÖSV mit Sportdirektor Mario Stecher
„Wir können nicht zaubern“, meint Florian Liegl, der Nordische Direktor beim ÖSV. „Wir haben zwar ganz unten im Nachwuchs einige Mädchen, aber im Mittelbau ist nur wenig los.“
Deshalb sollte man im Olympia-Winter auch keine Wunderdinge erwarten. Die Zeiten, in denen die Österreicherinnen den Nationencup dominierten, sind vorerst vorbei.
Luxusprobleme bei den Herren
Liebend gerne hätte man die Luxusprobleme, die es bei den ÖSV-Herren gibt. Dort stehen die Topspringer Schlange: Beim Sommer-Grand-Prix in Predazzo feierten Jan Hörl und Daniel Tschofenig einen Doppelsieg, fünf Österreicher landeten in den Top Ten.
Kommentare