Schlägt das ÖSV-Team zurück? Die wichtigsten Fragen zum Weltcupwinter
Die Weltcupsaison startet heute mit dem Frauen-Riesentorlauf in Sölden (10/13 Uhr). Was wird der Winter bringen? Die wichtigsten Fragen zur neuen Saison.
- Können die Österreicher die Schweiz als Skination Nummer 1 ablösen?
Schwer vorstellbar. Selbst ein Berufsoptimist wie ÖSV-Sportdirektor Mario Stecher winkt beim Nationencup ab. Im letzten Winter sammelte das österreichische Ski-Team 3.364 (!) Punkte weniger als die dominanten Eidgenossen. Diese Vormachtstellung werden die Schweizer wohl nicht so schnell verlieren. „Wir sollten aber näher heranrücken“, sagt Herren-Chefcoach Marko Pfeifer.
- Hat Marco Odermatt einen Gegner im Kampf um den Gesamtweltcup?
Wer, bitteschön, soll den Schweizer Skistar auf dem Weg zum fünften Gesamtsieg in Folge stoppen? 605, 874, 702 und 467 Zähler Vorsprung auf den ersten Verfolger – in den letzten vier Saisonen war Odermatt unantastbar und ließ keinen Gegner auch nur in die Nähe der großen Kristallkugel kommen.
Marco Odermatt gewann in den letzten vier Saisonen den Gesamtweltcup
Nur eine Verletzung kann dem Seriensieger einen Strich durch die Rechnung machen. Dass Marco Odermatt gerade den Vertrag mit seiner Skifirma (Stöckli) um fünf Jahre verlängert hat, darf durchaus als Angriff auf Rekordhalter Marcel Hirscher (8 Siege im Gesamtweltcup) verstanden werden.
Voll im Training: Mikaela Shiffrin hat noch Aufholbedarf.
- Welche Ski-Rekorde kann US-Superstar Mikaela Shiffrin noch brechen?
Es stellt sich eher die Frage, ob die vielen Bestmarken der 30-Jährigen jemals noch geknackt werden können. Shiffrin hält inzwischen schon bei 101 Weltcupsiegen, Tendenz steigend. Bei einem – mangels Konkurrenz nicht unwahrscheinlichen – weiteren Triumph im Gesamtweltcup könnte sie mit Rekordhalterin Annemarie Moser-Pröll (6 Gesamtweltcupsiege) gleichziehen.
Nur eine Bestmarke dürfte selbst für den Superstar außer Reichweite bleiben: Der Punkterekord der Slowenin Tina Maze (2.414) in der Saison 2012/’13. Dafür müsste Mikaela Shiffrin auch in der Abfahrt starten. Diesem Risiko will sich die 30-Jährige aber nicht aussetzen.
Vincent Kriechmayr ist der letzte Österreicher, der eine Weltcupabfahrt gewinnen konnte
- Wann feiern Österreichs Abfahrer endlich wieder einen Sieg?
Die Durststrecke in der Königsdisziplin dauert schon viel zu lange. Seit März 2023 (Vincent Kriechmayr)oder 16 Rennen fahren Österreichs Herren einem Sieg hinterher. Im letzten Winter reichte es in 8 Weltcupabfahrten nicht einmal zu einem ÖSV-Podestplatz.
Die Schweiz gibt in der Abfahrt das Tempo vor und stellte mit Odermatt, Murisier, Von Allmen und Monney 2024/’25 gleich vier verschiedene Sieger. Vincent Kriechmayr ist vorerst wohl der einzige Österreicher, der diese Phalanx durchdringen kann.
Marcel Hirscher verzichtet auf einen Start in Sölden
- Wie wird sich Marcel Hirscher bei seinem zweiten Comeback schlagen?
Die Neugier ist heuer deutlich geringer als vor einem Jahr, als der 8-fache Gesamtweltcupsieger nach langer Pause als Holländer im Weltcup aufgetaucht war – um sich nach drei Rennen das Kreuzband zu reißen. Womöglich macht es das für Marcel Hirscher etwas einfacher.
Wer den Ehrgeiz des Salzburgers kennt, der weiß, dass er sicher nicht aus Jux und Tollerei mitfährt, sondern nach dem Höchsten strebt. Allerdings: Es hat in der Geschichte des Weltcups noch keinen Rennläufer gegeben, der mit 36 Jahren im Slalom oder Riesentorlauf gewonnen hat.
Pinheiro Braathen will den ersten Weltcupsieg für Brasilien einfahren
- Erleben wir in dieser Saison die ersten Weltcupsiege für Albanien oder Brasilien?
Es ist jedenfalls nur eine Frage der Zeit, bis bei einer Siegerehrung die Hymne dieser exotischen Ski-Nationen zu hören sein wird. Lara Colturi (18), das italienische Ausnahmetalent im albanischen Rennanzug, stand im letzten Winter in den technischen Disziplinen schon drei Mal auf dem Podest.
Pinheiro Braathen hat für Norweger bereits fünf Weltcupsiege eingefahren, in seinem zweiten Winter als Brasilianer sollte der erste Sieg gelingen.
Gesamtweltcup-Siegerin Federica Brignone verpasst den ersten Teil dieser Saison
- Muss in diesem Winter wieder mit vielen Verletzten gerechnet werden?
Leider ja. Das hat jetzt nichts mit Schwarzmalen zu tun, sondern ist traurige Realität. Seit Jahren hat der Skisport viel zu viele Opfer zu beklagen.
Die italienische Doppelweltmeisterin Marta Bassino verletzte sich kurz vor dem Auftakt und verpasst Olympia. Auch Gesamtweltcupsiegerin Federica Brignone, die am Freitag mit dem Skieur d’Or ausgezeichnet wurde, dem Preis für den besten Skisportler des letzten Winters, wird man bei den Heimspielen in Cortina wohl nicht sehen.
Die FIS hat zwar in den Speedbewerben die Airbag-Pflicht eingeführt und verlangt schnittfeste Unterwäsche, das wird den Hochrisikosport aber nur bedingt sicherer machen. „Seit 20 Jahren gibt es keine echten Verbesserungen“, poltert der Franzose Alexis Pinturault.
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