Zwei Hirscher-Siege und starke ÖSV-Damen in Übersee

Auf Marcel Hirscher ist halt immer Verlass.
Die Abfahrer taten sich in Nordamerika wieder schwer, die Speedgirls haben "Blut geleckt."

Mit nur zwei Herren-Siegen im Gepäck haben Österreichs alpine Skiteams der Nordamerika-Tour 2015 den Rücken gekehrt. Neben Beaver-Creek-Doppelsieger Marcel Hirscher gefiel diesmal aber vor allem die junge Garde der ÖSV-Damen und hier speziell die von Cornelia Hütter angeführte Speed-Gang von Roland Assinger. Sie holte in Lake Louise fünf von neun Podestplätzen.

Bei den Herren hatten diesmal in Übersee zunächst die Norweger den Ton angegeben. Aksel Lund Svindal gewann beide Rennen in Lake Louise sowie die Abfahrt in Beaver Creek. Hätte ihn danach in Colorado nicht ein böser Magenvirus erwischt, wäre es womöglich nicht nur beim Hattrick für den "Super-Elch" geblieben.

Svindal: "Marcel ist und bleibt der Weltcup-Favorit"

Dass Svindal letztlich mit lediglich 57 Punkten Vorsprung nach Europa zurückkehrte, lag aber auch an einem hoch motivierten Marcel Hirscher. Der Salzburger übertraf mit seinem Sensationssieg im vom Wetter auf den Kopf gestellten Super-G sowie dem Triumph am Sonntag im abschließenden Riesentorlauf seine Erwartungen in Nordamerika bei weitem.

Schon kommendes Wochenende kann der Salzburger, der einen geschichtsträchtigen fünften Gesamtsieg in Folge anpeilt, in Val d'Isere den dort pausierenden Svindal sogar überholen. "Marcel ist und bleibt der Weltcup-Favorit", betonte Svindal noch in den USA.

Zwei Hirscher-Siege und starke ÖSV-Damen in Übersee
Dec 6, 2015; Beaver Creek, CO, USA; Marcel Hirscher of Austria during the men's giant slalom race in the FIS alpine skiing World Cup at Beaver Creek Mountain. Mandatory Credit: Michael Madrid-USA TODAY Sports

Dass Technik-Spezialist Hirscher für die bisher einzigen Saisonsiege der ÖSV-Herren gesorgt hat und erstmals auch in einer Speed-Disziplin gewonnen hat, hielt Herrenchef Andreas Puelacher nicht von der Überzeugung ab, dass seine Abfahrtsmannschaft gut drauf ist. Ein zweiter Platz von Matthias Mayer im Super-G von Lake Louise und Rang vier von Hannes Reichelt in der Beaver-Abfahrt waren freilich eine magere Ausbeute. Zudem holten Mayer in den USA dann wieder Schienbeinschmerzen ein, er muss deshalb Val d'Isere auslassen.

Österreichs Abfahrern liegt speziell im Herbst der nordamerikanische Kunstschnee nicht wirklich. "Sie fahren alle sehr gut, machen aber noch zu viele kleine Fehler. Vielleicht, weil sie sogar zu aggressiv unterwegs waren", sagte Puelacher, beruhigte aber: "Wir kommen mit einem guten Gefühl zurück nach Europa. Vielleicht gibt's ja hier einen Schnee, der uns besser liegt."

Für Hirscher sei es natürlich "beruhigend", mit zwei Siegen sowie Podestplätzen bei allen drei Weltcupstarts dieser Saison heimzukehren. "Aber wir haben erst sechs von 45 Rennen hinter uns, die Saison ist noch lang", warnte Puelacher.

Zwangsverjüngte ÖSV-Damentruppe stark

Trotz Sieglosigkeit zufrieden stieg Damenchef Jürgen Kriechbaum Sonntagabend in Calgary in das Flugzeug. Ohne die verletzte Weltcup-Titelverteidigerin Anna Fenninger und zurückgetretene Asse wie Kathrin Zettel oder Nicole Hosp waren die Erwartungen in Übersee nicht allzu hoch gewesen. Doch die zwangsverjüngte Truppe schlug sich beachtlich.

"Uns war klar, dass es für ganz vorne nicht reichen wird. Dazu sind Lindsey Vonn und Mikaela Shiffrin derzeit zu stark", hielt Kriechbaum fest. "Aber in Summe war das alles sehr, sehr positiv", lobte er die jungen Technikdamen plus Eva-Maria Brem (2. im Aspen-RTL), aber vor allem das steirisch geprägte Abfahrtsteam.

Aus dem Cornelia Hütter mit ihren drei Podestplätzen in Lake Louise herausragte. "Damit war nicht unbedingt zu rechnen", gab Kriechbaum zu. Nur die überragende Vonn verhinderte in Kanada gleich zwei Mal einen ÖSV-Sieg. Denn so wie Hütter in der ersten Abfahrt wurde auch Tamara Tippler am Sonntag im Super-G Zweite.

Warum Hütter und Co. in Kanada so umfassend aufgezeigt hatten, erklärte sich für Kriechbaum so: "Ich habe das Gefühl, dass sie in den vergangenen zwei, drei Jahren gecheckt haben, worum es wirklich geht. Da steckt aber auch viel Detailarbeit dahinter."

Absoluter Team-Spirit

Die Hoffnung, dass es nicht nur auf der sehr speziellen Abfahrt in Kanada, sondern auch in Europa so weitergeht, sei groß. "Man hat ja schon in der zweiten Abfahrt gesehen, dass sich die Mädchen an den Leistungen ihrer Teamkolleginnen aufgebaut und plötzlich alle voll attackiert haben. Sie haben Blut geleckt, die Basis ist also gelegt."

Das sah Assinger ähnlich. "Wir haben eine homogene Truppe und einen absoluten Team-Spirit", betonte der Kärntner. "Connys Leistungen, aber auch die von Ramona Siebenhofer und Tamara, sind ein Ansporn für alle anderen. Ich hoffe, sie ziehen nach." Selbst eine Vonn habe man in Teilabschnitten schon gebogen, so der Kärntner. Sollte Hütter gesund bleiben, sei ein Sieg der Steirerin "hoffentlich schon in dieser Saison" möglich.

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