ÖSV-Podest und Hirscher-Comeback: Tops und Flops vom Ski-Spektakel in Sölden

Der Weltcup-Auftakt in Sölden ist Schnee von gestern. Wer fiel positiv auf, wer enttäuschte. Eine Bilanz.
Tops:
- Julia Scheib
Mit den Gepflogenheiten auf dem Siegespodest muss die 26-jährige Steirerin erst noch vertraut werden. Nach ihrem dritten Platz im Riesentorlauf plagte sich Scheib beim Öffnen der Sektflasche und nahm vor der Sektdusche Nachhilfe bei Siegerin Brignone.
„Ich habe so etwas halt noch nie gemacht“, verteidigte sich die Steirerin, die für den ersten Riesentorlauf-Podestplatz der Österreicherinnen seit 2019 sorgte. Wetten, dass der hochbegabten Scheib das Hantieren mit der Sektflasche bald schon leicht von der Hand geht.
- Federica Brignone
Der Italienerin gelang ein Eintrag in die Ski-Geschichtsbücher. Mit 34 Jahren und 104 Tagen ist sie nun die älteste Siegerin im Weltcup. Brignone löste die Österreicherin Elisabeth Görgl ab, die zuvor mit 33 Jahren und 304 Tage den Rekord innehatte.

Lucas Pinheiro Braathen flogen die Herzen zu
- Lucas Pinheiro Braathen
Der Neo-Brasilianer ist ein echter Entertainer, dem zurecht die Fanherzen zufliegen. Nach seinem vierten Platz bei der Premiere als Brasilo-Carver mit Startnummer 41 legte der 24-Jährige im Zielraum ein Sambatänzchen hin. Der erste brasilianische Weltcupsieg ist wohl nur eine Frage der Zeit.

- Marcel Hirscher
Das Comeback des 8-fachen Weltcup-Gesamtsiegers nach 2.051 Tagen ohne Wettkampf war wohl mitverantwortlich dafür, dass Sölden einen neuen Besucherrekord verbuchte (17.200 Fans am Sonntag).
Hirscher stellte bei seiner Rückkehr sein Können unter Beweis. Rang 23 mag auf den ersten Blick vielleicht nicht wie das große Sensations-Comeback wirken, aber im zweiten Durchgang wurde er mit der drittbesten Laufzeit gestoppt.
- Marco Schwarz
303 Tage nach dem heftigen Sturz in der Abfahrt von Bormio hatte der Kärntner abseits des Scheinwerferlichts wieder Schnee unter seinen Skischuhen.
Nach dem Kreuzbandriss und einer Bandscheiben-OP zog der 29-Jährige in Sölden seine ersten Schwünge. Realistischer Zeitpunkt für ein Comeback im Weltcup könnte der Riesentorlauf in Alta Badia (22.12.) sein.
- Internationalität
Der Weltcup macht am ersten Wochenende seinem Namen alle Ehre: Beim Frauen-Riesentorlauf fanden sich Sportlerinnen aus 14 Nationen in den Punkterängen. Bei den Herren war das Klassement ähnlich bunt und international: 13 Nationen waren im zweiten Riesentorlauf-Durchgang vertreten.

Stefan Brennsteiner und Manuel Feller kamen nicht ins Ziel
Flops
- Stefan Brennsteiner
Der Salzburger ist leider ein Konjunktiv-Star. Er könnte heute eine Olympiamedaille besitzen (2018), Olympiasieger sein (2022) und schon den einen oder anderen Weltcuperfolg auf seinem Konto haben.
Doch auf dem Weg zum großen Coup kommt der hochveranlagte Pinzgauer regelmäßig vom Kurs ab. In Sölden schied Brennsteiner - wie Teamkollege Feller - mit bester Zwischenzeit im Steilhang aus. Solche Ausrutscher unterlaufen ihm leider immer wieder.

Marco Odermatt war im zweiten Durchgang zum Zuschauen verdammt
- Gesamtweltcupsieger
Die besten Skifahrer des letzten Winters fabrizierten in Sölden einen Fehlstart: Lara Gut-Behrami, 2023/’24 umjubelte Gesamtweltcupsiegerin, musste ihren Start wegen einer Verkühlung kurzfristig zurückziehen.
Auch Landsmann und Dominator Marco Odermatt reiste ohne Weltcuppunkte aus dem Ötztal ab. Der dreifache Gesamtweltcupsieger schied zum zweiten Mal in Folge in einem Riesentorlauf aus, nahm das Malheur aber mit Humor. „Ich habe vorher im Riesentorlauf 12 Siege in Folge gefeiert. Dann können auch einmal zwei Ausfälle hintereinander passieren.“
- Franziska Gritsch
Vor gut einem Jahr hat die Ötztalerin dem ÖSV-Team abgeschworen und geht ihre eigenen Wege. Der Lebensgefährte ist zugleich der Coach, Gritsch muss sich alles selbst organisieren und allein trainieren. Ob sich die Tirolerin mit ihrem Solo-Projekt wirklich etwas Gutes getan hat? Beim Heimrennen wurde sie nur 27.
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