Wie ist es vor dem Weltcupauftakt in Sölden um die Skination Österreich bestellt?
Wir sind trotz aller Kritik und Probleme immer noch sehr erfolgreich. Mit den zwei Kristallkugeln im letzten Winter durch Conny Hütter und Manuel Feller, mit dem Sieg im Nationencup der Frauen. Unser Team ist immer noch in der Lage, vorne mitzumischen. Skifahren können die nämlich alle.
Woran hapert’s dann?
Es fehlt da und dort vielleicht an Vertrauen und an Erfolgserlebnissen. Ich habe grundsätzlich den Zugang, dass man mit einer Begeisterung dabei sein muss. Dann fällt vieles leichter. Dieses Funkeln in den Augen möchte ich sehen. Aber man kann auch nicht verlangen, dass es auf Anhieb wieder in allen Disziplinen funktioniert. So realistisch muss man sein.
In der Herren-Abfahrt gab es im vergangenen Winter nur einen Podestplatz. Im Riesentorlauf warten die ÖSV-Frauen seit fünf Jahren auf einen Podestplatz.
Und das kann und darf sicher auch nicht unser Anspruch sein. Zugleich bin ich überzeugt, dass wir uns in diesem Winter schon wieder auf einem anderen Niveau präsentieren werden. Die Vorbereitung war nämlich richtig gut, das stimmt mich positiv.
Wie sehr lastet die glorreiche Vergangenheit auf der aktuellen Generation? Anders gefragt: Sind die Österreicher zu erfolgsverwöhnt?
Dass die Vergleiche mit früher kommen, ist doch normal und zeigt, dass wir eine Skination sind. Wir hatten halt auch immer wieder Ausnahmeerscheinungen: Hermann Maier, Benjamin Raich, Marcel Hirscher – solche Athleten kannst du nicht immer im Team haben. Über lange Jahre war Österreich die Skination schlechthin, da hatten andere richtig zum Kiefeln.
Und heute?
Andere Nationen haben die richtigen Schlüsse gezogen und reagiert. Und mittlerweile haben manche nicht nur den gleichen Level erreicht, sondern sind teilweise sogar besser aufgestellt als wir. Besser aufgestellt in dem Sinn, dass sie weniger Leute sind und vielleicht effizienter und individueller arbeiten können. Da tut man sich als großer Verband womöglich schwerer, wobei wir immer noch eine große Wucht und Masse an Athleten haben. Ob es aber jemals wieder solche Wunderergebnisse wie beim Neunfachsieg am Patscherkofel gibt, wage ich zu bezweifeln.
Wie definieren Sie persönlich Erfolg? Machen Sie den Erfolg nur am Abschneiden bei der Heim-WM in Saalbach-Hinterglemm fest?
Wir sollten nach Saalbach fahren mit der Überzeugung und dem Vertrauen, dass wir in jeder Disziplin um eine Medaille mitfahren können. Das ist das vorrangige Ziel. Bis dahin sollten wir auf Schlagdistanz sein, damit wir ständig auf das Podium kommen können. Das muss der Anspruch des Österreichischen Skiverbandes sein.
Ist eine Heim-WM denn eher ein Privileg oder eine Bürde?
Grundsätzlich werden wir dort sicher einen Heimvorteil haben, weil wir den Hang besser kennen als die anderen. Es wird auch bei uns im Team unterschiedliche Sportler geben. Einigen wird die Heim-WM eine Zusatzmotivation geben, andere werden die WM womöglich als kleine Bürde sehen. Ganz unabhängig davon: Wir sollten tunlichst unsere Arbeit machen, weil wir in Saalbach an Medaillen gemessen werden.
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