Warum es die ÖSV-Stars im Sommer ans Ende der Welt verschlägt
Der Winter hat sich gut versteckt. Wer ihn im Hochsommer finden will, der benötigt viel Sitzfleisch und einen Langstreckenflieger. Anders schafft man es nicht nach Ushuaia im südlichsten Zipfel Argentiniens (Feuerland), an den Mount Hutt mitten in den Neuseeländischen Alpen oder nach La Parva, El Colorado und Valle Nevado im Hochland von Chile.
An diese entlegenen Winkel der Erde verschlägt es gerade wieder die besten Skifahrer der Welt. Auf der Suche nach dem Schnee, Rennpisten und idealen Trainingsbedingungen schickt der Österreichische Skiverband seine Athleten und Betreuer quer über den Globus. Mehr als 150 Frau und Mann hoch.
Ohne Alternativen
Es ist ein immenser Aufwand, der da jeden Sommer betrieben wird. Einerseits logistisch, wenn containerweise Ski-Equipment und anderes Material auf andere Kontinente gekarrt wird. Zugleich sind die Vorbereitungscamps in der südlichen Hemisphäre natürlich auch ein teures Vergnügen, das sich der ÖSV einen stattlichen sechsstelligen Betrag kosten lässt.
„Es ist halt leider alternativlos. Wir sind auf die Trainingswochen in Südamerika angewiesen“, erklärt ÖSV-Herrenchef Marko Pfeifer. Die Helden des Winters werden traditionell im Sommer geformt, gerade in der Vorbereitung auf die Heim-WM in Saalbach-Hinterglemm will man beim ÖSV nichts dem Zufall überlassen.
In Mitteleuropa kann derzeit lediglich in Saas Fee (SUI) und am Stilfserjoch (ITA) trainiert werden, manche Athleten und viele Nachwuchsläufer weichen in eine der Skihallen aus. „Aber unsere Abfahrer benötigen gescheite Pisten, damit sie auf ihre Kilometer kommen.“
Auch für Marco Schwarz ist der lange Trip nach Südamerika unerlässlich. Der 29-jährige Kärntner bricht am Samstag Richtung Chile auf und hat dabei eine klare Mission: Die Rückkehr zu alter Stärke nach seiner schweren Knieverletzung, die im Dezember 2023 seinen Erfolgslauf jäh gestoppt hatte.
Die ersten Gehversuche auf zwei Brett’ln zuletzt in der Skihalle in Oslo waren vielversprechend verlaufen. Behutsam und in Abstimmung mit seinem Chirurgen Christian Fink soll Marco Schwarz wieder in Schwung kommen.
„Am Anfang wird er nur rutschen, irgendwann kommt Kurvenfahren dazu, im Idealfall ist er nach den vier Wochen in Südamerika so weit, dass er danach wieder richtig ins Training einsteigen kann“, sagt Herren-Chef Marko Pfeifer.
Der Skiverband gibt seinem Star alle Zeit der Welt. Ein Comeback beim Saisonauftakt Ende Oktober in Sölden wird es nur dann geben, wenn Schwarz auch im Vollbesitz seiner Kräfte ist. „Der Fokus liegt auf der WM“, betont Pfeifer.
Sorge um Kilde
Marco Schwarz kann sich glücklich schätzen, dass seine Genesung so problemlos und rasch voranschreitet. Rennläufer-Kollege Aleksander Aamodt Kilde durchlebt gerade die härteste Zeit seiner Karriere.
Bereits zum zweiten Mal in diesem Sommer musste der Norweger ins Krankenhaus eingeliefert werden, wieder macht ihm eine Infektion in der operierten Schulter zu schaffen. „Es fühlt sich wie eine unendliche Geschichte an“, sagt Kilde, der den geplanten Trip ins Sommer-Trainingslager nach Südamerika streichen muss.
Kommentare