Mister Slalom
Der 32-jährige Tiroler darf sich gerade mit dem Titel „bester Slalomläufer der Gegenwart“ schmücken. Diese Auszeichnung war über Jahre hinweg für Marcel Hirscher reserviert, der in seiner glänzenden Ära den Slalomsport auf ein anderes Level gehoben hat.
Aber dieser Manuel Feller stand in der letzten Saison dem 6-fachen Gewinner der Slalomkugel um nichts nach.
Ganz im Gegenteil: Manuel Feller hatte einen Erfolgslauf, wie er selbst dem großen Marcel Hirscher nur in einem Winter gelungen war. Auf seinem Weg zum Sieg im Slalom-Weltcup war der Routinier aus Fieberbrunn in allen Saisonrennen in den Top 5 – so eine Quote hatte Hirscher nur im Winter 2012/’13 vorweisen können.
Selten einmal hat sich jemand die Slalom-Kugel so verdient wie der in jungen Jahren als Hasardeur und Einfädlerkönig verschriene Tiroler. „Ich weiß wenige Leute, bei denen es so gut funktioniert hat wie bei mir im letzten Jahr.“
Mister 99 Prozent
Das Slalomfahren ist ja in gewisser Weise auch eine kleine Rätselrallye. Die leidige, weil oft langwierige Suche nach den besten Brettln und der idealen Abstimmung aus Ski, Schuh und anderen Detailkomponenten hat manche Läufer schon halb in den Wahnsinn getrieben.
Manuel Feller hat diesbezüglich einen „Lottosechser“, wie es der 32-Jährige nennt. Er hat beim Material eine Erfolgskombination gefunden, „die im letzten Winter bei 99 Prozent aller Rennen gepasst hat.“
Mister Zuverlässig
Nur auf der Eispiste in Kitzbühel (Rang 4) sei er nicht in der Lage gewesen, den Slalom zu gewinnen. „Sonst finde ich bei jedem Rennen, das ich nicht gewonnen habe, die Fehler nur bei mir", sagt der Gewinner von drei Saisonslaloms (Hochgurgl, Adelboden, Wengen).
"Das ist eine Wahnsinnsgeschichte, wenn das Zeug unter dir auf so vielen verschiedenen Verhältnissen funktioniert und du eigentlich nur an dir arbeiten musst.“
Trotzdem ist der Faktor Mensch natürlich immer noch entscheidend. Und da hat Manuel Feller in den letzten Jahren einen Reifeprozess vollzogen. Aus dem bedingungslosen Draufgänger ist Schwung für Schwung ein Slalomläufer geworden, der mit Kalkül unterwegs ist.
„Man hat bei ihm kaum einmal das Gefühl, dass er ausscheiden könnte“, sagt ÖSV-Chefcoach Marko Pfeifer. Tatsächlich ist Fellers letzter Slalom-Ausfall schon fast zwei Jahre her. „Er ist viel ruhiger geworden.“
Mister Zuversicht
Das Einzige, was den zweifachen Familienvater wirklich aus der Fassung bringen kann, ist sein Rücken. Die chronischen Probleme hat er inzwischen aber im Griff.
Der Gewinn der Kristallkugel hat den Erfolgshunger des Tirolers nicht gestillt. Feller hat eher Lust auf mehr bekommen. „Erfolg macht süchtig“, hat er für sich festgestellt. „Die Momente, die ich letzten Winter erlebt habe, die möchte ich unbedingt noch einmal erleben.“
Geht es jedenfalls nach Fellers persönlicher Einschätzung, dann sollten seine Gegner erschaudern.
„Ich habe nichts verlernt über den Sommer.“
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