Tops & Flops in Kitzbühel: Von Platzhirschen und Böcken in der Gamsstadt

Die 85. Hahnenkammrennen sind Geschichte, ein Blick auf die Helden der Streif und die Verlierer von Kitzbühel.
Top
- Atmosphäre
Kitzbühel hat über die letzten 25 Jahre einen Wandel vollzogen, der den Hahnenkammrennen gut zu Gesicht steht. Die Sauf-Exzesse beim Après-Ski sind Schnee von gestern, es geht mittlerweile deutlich gesitteter und stilvoller zu als rund um die Jahrtausendwende.

Raphael Haaser freute sich über seine erste Gams
- Raphael Haaser
Man versteht jetzt, weshalb Cheftrainer Marko Pfeifer den Ausfall des Tirolers als „Katastrophe“ bezeichnete. In seinem ersten Rennen nach mehrwöchiger Verletzungspause meldete sich Haaser mit Rang 2 im Super-G gleich mitten in der Weltspitze zurück. Der unberechenbare Tiroler ist in dieser Disziplin bei der WM der größte Trumpf und könnte auch noch zu einem Kandidaten für die Abfahrt werden.
Marco Odermatt (SUI) 113.000 Euro
James Crawford (KAN) 111.000
Clement Noel (FRA) 100.000
Alexis Monney (SUI) 52.600
Raphael Haaser (AUT) 50.000
Alex Vinatzer (ITA) 50.000
Cameron Alexander (KAN) 40.000

Das Sieger-Podest im Slalom
- Enge Abstände
Die Leistungsdichte hat ein neues Hoch erreicht. In der Abfahrt waren die Top 15 nur durch eine Sekunde getrennt, im Slalom pickten die ersten 10 auf einer halben Sekunde zusammen. Die engen Zeitabstände lassen für die WM hochspannende Bewerbe erwarten.

- Team Kanada
Es ist ein kleines, aber umso feineres Speedteam, das die Kanadier ins Rennen schicken: Sieg (James Crawford) und Platz 3 (Cameron Alexander) in der Abfahrt, dazu beide im Super-G in den Top 8 – und alles unter erschwerten Bedingungen und mit einer großen Portion Idealismus.
Von den Möglichkeiten, die österreichische Abfahrer vorfinden, können Crawford und Alexander beim chronisch klammen kanadischen Skiverband nur träumen.

Daniel Hemetsberger wurde in der Abfahrt Vierter
- Daniel Hemetsberger
Für den vierten Platz in der Abfahrt gebührt dem Oberösterreicher in Wahrheit auch eine Gams. Wie viele Läufer gibt es schon, die sich über die Streif wagen, obwohl ihr Knie ohne ein Kreuzband auskommen muss. Der Stehaufmann (vier Kreuzbandrisse) sorgte für das beste Ergebnis eines österreichischen Abfahrers in dieser Saison und kommt pünktlich zur Heim-WM richtig in Fahrt.

- Zlatan Ibrahimovic
Kitz-Vermarkter Harti Weirather hat dann wohl doch etwas übertrieben, als er die schwedische Fußball-Legende als charismatischsten Sportler der Welt bezeichnete.
Aber Ibrahimovic war definitiv der heimliche Star von Kitzbühel und das beliebteste Selfie-Motiv. Der Schwede sorgte auch für einen Lacher, als er meinte: „Ich hatte einen Skilehrer, hab ihn aber gefeuert, weil er es mir nicht beibringen konnte.“
- Marco Odermatt
Der Schweizer Superstar darf sich nun auch Kitzbühel-Sieger nennen und erhält eine Gondel. Auch wenn der Erfolg im Vorprogramm im Super-G nicht der Triumph war, nach dem sich Odermatt gesehnt hat – der Abfahrtssieg auf der Streif dürfte nur eine Frage der Zeit sein.

Flop
- Manuel Feller
Der Lokalmatador und der Ganslernhang – das ist eine schwierige Beziehung. Manuel Feller scheiterte zum wiederholten Male dabei, bei seinem Heimrennen auf das Podest zu fahren. Heuer kostete den Mann aus Fieberbrunn ein Ausrutscher im zweiten Lauf eine Top-Platzierung. „Es tut sehr weh, es will einfach nicht sein“, sagte Feller nach Rang neun.

- Verletzungen
Die Streif endete auch heuer wieder für einige Läufer im Krankenhaus. Die beiden Franzosen Alexis Pinturault (Kniefraktur) und Florian Loriot (Gehirnerschütterung) waren zwei von gleich 14 Läufern, die im Super-G stürzten.
Der Österreicher Felix Hacker zog sich im Abfahrtstraining während der Fahrt einen Kreuzbandriss zu. Am schlimmsten erwischte es Jacob Schramm (GER), dem bei seinem Sturz in beiden Knien die Kreuzbänder rissen.
- Henrik Kristoffersen
Für den Führenden im Slalom-Weltcup hat sich der Ausflug nach Kitzbühel nicht gelohnt. Bereits nach wenigen Fahrsekunden fädelte der Norweger ein und muss sein Leader-Trikot Kitz’-Sieger Clement Noël weiterreichen.
- Matt & Pertl
Am Ganslernhang fand am Sonntag auch das vorletzte Casting für die Heim-WM statt. Ein ÖSV-Duo erlebte auf dem Weg nach Saalbach-Hinterglemm einen empfindlichen Dämpfer:
Nach den Ausfällen im 1.Lauf von Kitzbühel rückt für Michael Matt und Adrian Pertl eine WM-Teilnahme in weite Ferne. Im Nachtslalom von Schladming muss den beiden schon ein Licht aufgehen, um sich noch zu qualifizieren.
- Lästige Drohnen
Die winzigkleinen Kamera-Drohnen haben die TV-Übertragung auf ein neues, spektakuläres Level gehoben. Mit ihrem penetranten Surren sind sie aber auch große Nervtöter. Stefan Rogentin machte unmittelbar vor dem Start unliebsame Erfahrungen mit einer Drohne, die ihm gefährlich nahe kam. Mit dem Stock wischte er den fliegenden Störenfried zur Seite. „Man befindet sich in der Konzentrationsphase, dann macht es plötzlich zzzzzzz“, ärgerte sich der Schweizer.
- Vincent Kriechmayr
Das Hin und Her rund um sein Blitzcomeback im Super-G erinnerte an das Tamtam vor dem Comeback von Marcel Hirscher. Was genau der Routinier mit seinem kühnen Plan bezweckte, weiß wohl nur er selbst. Bei einigen ÖSV-Verantwortlichen erntete Kriechmayr für seinen Alleingang jedenfalls Kopfschütteln.
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