Schröcksnadels Niete wurde zum Volltreffer

Hoffnungsträger: Simon Eder (vorne) und Dominik Landertinger
Die Biathlon-Saison steht ganz im Zeichen der Heim-WM in Hochfilzen.

Es ist wahrscheinlich nur Zufall, dass Peter Schröcksnadel ausgerechnet in jenem Jahr eine Beichte ablegt, in dem er den Papst besucht hat. "Ich gebe es zu, ich habe Biathlon vor 20 Jahren völlig falsch eingeschätzt", gestand der allmächtige ÖSV-Präsident erst dieser Tage. "Ich hätte es ja nie für möglich gehalten, dass das irgendwann einmal so ein großer Sport wird. Das war eine meiner wenigen Fehleinschätzungen. Biathlon ist eine super Geschichte."

Das sagt jener Mann, der noch vor wenigen Jahren die Biathleten am liebsten zum Mond geschossen hätte und nach der Turiner Olympiaaffäre (2006) sogar laut über einen Rauswurf der Loipenjäger aus dem Skiverband nachgedacht hatte.

Inzwischen ist nicht nur Schröcksnadel verschossen in den boomenden Sport, der vor allem in Deutschland den TV-Anstalten Top-Quoten beschert und europaweit in Sachen Popularität und Zuschauerinteresse die Alpinen längst überflügelt hat. So sind 78 Tage vor der Heim-WM in Hochfilzen (6. bis 19.Februar) schon knapp 80.000 Tickets verkauft, insgesamt rechnet der Skiverband bei diesem Schützenfest in Tirol mit 150.000 Besuchern.

Schmuckkästchen

Verständlich, dass bei den Österreichern alles auf die Heim-WM abzielt. Die Arena in Hochfilzen wurde in den vergangenen beiden Jahren um 21 Millionen Euro umgebaut und auf den modernsten Stand gebracht. Inzwischen stehen den Biathleten nicht nur eine neue Rollerstrecke (4,3 Kilometer) und ein Indoorschießstand zur Verfügung, sie haben auch die Gelegenheit, auf einem speziellen, hydraulischen Laufband ihre Trainingseinheiten abzuspulen, auf dem alle Weltcuppisten simuliert werden können. Dazu ist es dem ÖSV im Sommer gelungen, Trond Nystad zu verpflichten. Der langjährige Erfolgscoach der norwegischen Langlauf-Herren soll als offizieller Koordinator Österreichs Langläufern und Biathleten Beine machen und mit einem neuen Leitbild langfristig auf die Erfolgsspur bringen.

"Wir sind gut aufgestellt und gerüstet", sagt ÖSV-Direktor Markus Gandler vor dem Weltcup-Auftakt am kommenden Sonntag in Östersund. "Aber es ist klar, dass unser Fokus in diesem Winter auf der WM liegt."

Aufholbedarf

Zumal die heimischen Top-Biathleten auch noch nicht perfekt in Schuss sind, nachdem sie in der Vorbereitung durch Verletzungen und Krankheiten gebremst wurden. Landertinger, Weltmeister von 2009, machte ein Bandscheibenvorfall zu schaffen, Eder, WM-Dritter von 2016, schlug sich mit einer beleidigten Achillessehne und einem eitrigen Weisheitszahn herum. "Unter Rennbedingungen merke ich, dass ich von meiner Form schon noch ein gutes Stück entfernt bin", gesteht Landertinger.

Der spätberufene Biathlon-Fan Peter Schröcksnadel wird im Februar übrigens hin- und hergerissen sein. Die Biathlon-WM in Hochfilzen findet nämlich zur gleichen Zeit wie die Titelkämpfe seiner Alpinen in St.Moritz statt.

Kommentare