Rücktritt mit 32: Ein ÖSV-Star sieht keine Perspektiven mehr
Wenn am Ende einer Karriere mehr Kreuzbandrisse als Stockerlplätze zu Buche stehen, dann kann sich jeder ausmalen, was Roland Leitinger alles durchgemacht hat.
Immer dann, wenn sich der Pinzgauer gerade wieder nach einer Verletzung aufgerappelt hatte, wenn er wieder Fuß gefasst hatte im Weltcup und dachte, er hätte all die Mühen und Probleme hinter sich gelassen, geriet der Riesentorlaufspezialist wieder auf schmerzhafte Weise aus der Spur.
Zwei Mal hatte sich Leitinger nach schweren Knieverletzungen erfolgreich zurückgekämpft. Der dritte Kreuzbandriss freilich, der ihn im Spätherbst 2021 ereilt hatte, nur wenige Wochen nach seinem besten Weltcuprennen mit Rang zwei in Sölden, hinterließ bleibende Wunden.
Körperlich war der Riesentorlaufspezialist seither nie mehr richtig auf der Höhe, aber noch mehr schmerzten die Gedanken, die ihn seither begleiteten.
Wird das noch jemals was? Spielt der Körper mit? Macht das überhaupt alles noch einen Sinn? Will ich mir das noch weiter antun? „Es haben sich für mich Grundsatzfragen gestellt."
In Alta Badia gab Leitinger nun die Antwort auf diese Sinnfragen. Der 32-Jährige erklärte seinen Rücktritt. „Skifahren ist nur dann schön, wenn du nicht gehemmt bist.“
Aber befreit und locker drauf los fahren konnte der Riesentorlauf-Vizeweltmeister von St.Moritz (2017), der im Weltcup zwei Mal auf dem Podest landete, schon länger nicht mehr. Im ersten Saisonrennen in Val-d’Isère (Ausfall) hatte Leitinger mit hoher Startnummer noch eine Chance erhalten, in Alta Badia stand der Routinier bereits nicht mehr im österreichischen Aufgebot.
Nach den vielen Rückschlägen fehlen Leitinger die Energie und die Perspektiven für eine Rückkehr an die Weltspitze. Die Heim-WM 2025 in Saalbach-Hinterglemm wäre ein allerletztes Karriereziel gewesen, doch der Salzburger kam zur bitteren Erkenntnis, dass er nicht mehr in der Lage ist, die Heim-WM zu erreichen.
Schon während der vergangenen Saison hatte sich Leitinger eingestehen müssen. „Du fährst am Limit und merkst dann im Ziel, wie langsam du eigentlich bist. Das schlägt auf die Psyche.“
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