Warum für ÖSV-Star Kriechmayr die Abfahrtskugel in weiter Ferne ist
Drei Speedrennen in 48 Stunden mit drei verschiedenen Siegern. Der Klassiker auf der Saslong im Grödnertal entschädigte ein wenig für den mühsamen Winterbeginn mit den zahlreichen Absagen. Am Samstag wurde es sogar noch kitschig und emotional – mit dem ersten italienischen Abfahrtssieg in Gröden seit 22 Jahren.
Wer fiel positiv auf? Wer fiel durch? Der KURIER zieht Bilanz.
+ Dominik Paris
Man hat den Lokalmatador aus dem Ultental selten so emotional gesehen wie nach seinem Sieg am Samstag, der in Wahrheit einer Sensation gleich kommt. Denn Dominik Paris und die Saslong, das war in der Vergangenheit keine Liebesbeziehung. Noch am Freitag war der 34-Jährige zornig durch den Zielraum gestapft. Rang 55 im Super-G bedeutete das schlechteste Weltcupresultat der Karriere.
Der Routinier schien sein hartnäckiges Formtief in die neue Saison mitgeschleppt zu haben. „Im letzten Winter habe ich mich nicht ausgekannt und war teilweise richtig verzweifelt“, gestand Paris, der nach seiner Siegesfahrt minutenlang Standing Ovations erhalten hatte und große Genugtuung empfand. „Einen Dominik Paris darf man nie abschreiben.“
Die Konkurrenten sollten jedenfalls gewarnt sein: Nach dem Premierensieg beim Heimrennen in Gröden geht’s weiter ins Wohnzimmer von Dominik Paris nach Bormio. Dort hat er sieben (!) seiner 22 Weltcupsiege gefeiert.
+ Marco Schwarz
Der Kärntner gab die passende Antwort auf den 40. Platz am Donnerstag auf der verkürzten Strecke. 48 Stunden später hatte der Allrounder die Saslong schon deutlich besser im Griff und wurde als Neunter sogar bester Österreicher. „Das war eine deutliche Steigerung, aber es ist in der Abfahrt noch viel Luft nach oben“, sagte Marco Schwarz, der am Sonntag im Riesentorlauf in Alta Badia im Einsatz sein wird.
Schwarz hat es in dieser jungen Saison bereits in allen Disziplinen in die Top Ten geschafft und die Plätze 2 (Slalom), 2 (Riesentorlauf), 5 (Super-G) und 9 (Abfahrt) zu Buche stehen – mit diesen Qualitäten ist er der größte und wohl auch einzige Herausforderer von Marco Odermatt im Kampf um den Gesamtweltcupsieg.
+ Die Spannung
Beim Super-G-Sieg von Vincent Kriechmayr waren die Top 30 nicht einmal durch eine Sekunde getrennt. Auch in der Sprintabfahrt reichte ein Rückstand von 98 Hundertstelsekunden gerade einmal für einen Weltcuppunkt – selten einmal ist es so eng und spannend zugegangen, selten war das Niveau in einer ersten Saisonabfahrt schon dermaßen hoch.
+ Drohnen-Bilder
Die neue Übertragungstechnik macht’s möglich, dass die TV-Zuschauer die Helden der Pisten quasi auf Augenhöhe während der Fahrt begleiten können. Die faszinierenden Bilder der Kameradrohnen, die in Gröden zum Einsatz kamen, sind eine echte Bereicherung.
- Die ÖSV-Abfahrer
Es spricht nicht für das österreichische Abfahrtsteam, wenn ein Allrounder wie Marco Schwarz, obendrein auch noch bei seinem Gröden-Debüt, der beste ÖSV-Läufer ist. Wieder einmal blamierten sich die heimischen Abfahrtsspezialisten auf der Saslong und blieben weit unter ihren Möglichkeiten.
„Gröden war noch nie meine Abfahrt“, sagte Vincent Kriechmayr, der sich einen Tag nach seinem Erfolg im Super-G in der Abfahrt mit Rang 14 begnügen musste. „Das war wieder einmal ein katastrophaler Abfahrtstag in Gröden“, ergänzte Daniel Hemetsberger (20.). Das intensive Gleitkurventraining in der Vorbereitung auf diese Saison hat jedenfalls bislang noch nichts gebracht.
- Kleine Kristallkugel
Der Fehlstart im Grödnertal wirft die Österreicher bei ihren Ambitionen auf den Sieg im Abfahrtsweltcup fast schon aussichtslos zurück. Vincent Kriechmayr hat nach zwei Rennen bereits 128 Zähler Rückstand aufgerissen. „Das ist zu wenig, wenn man zum Schluss um eine Gesamtwertung mitkämpfen möchte“, weiß der Oberösterreicher. „Ich habe zwei Abfahrten vergeigt, das ist bitter.“
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