Riesenslalom in Soldeu: Mikaela Shiffrin holt den 88. Weltcupsieg

Mikaela Shiffrin fährt einen Slalom beim Skiweltcup in Andorra.
Die Gesamtweltcupsiegerin aus den USA schließt nach Podestplätzen zu Marcel Hirscher (138) auf. Franziska Gritsch wird Zwölfte.

Marco Odermatt hat’s vorgemacht: Der Gesamtweltcupsieger aus der Schweiz gewann am Samstag beim Weltcup-Finale in Andorra seinen siebenten Riesenslalom in diesem Winter – und hat damit Mikaela Shiffrin doch ein wenig unter Zugzwang gesetzt. Denn die Gesamtweltcupsiegerin aus den USA hielt noch bei sechs Erfolgen (und vieren in Serie); mit einem weiteren hätte die dann 88-fache Weltcupsiegerin mit dem 21. Weltcupsieg die Schweizer Rekordhalterin Vreni Schneider hinter sich lassen können.

Mehr als sieben Riesenslalom-Erfolge in einem Winter hat bislang übrigens nur ein Mensch geschafft: Der Schwede Ingemar Stenmark gewann 1978/’79 zehn Bewerbe.

Eine Skirennläuferin springt während eines Rennens über eine Kuppe.

So geht's nicht: Petra Vlhova hatte sich auf die falsche Sportart eingestellt

So weit also die Theorie, die Praxis an diesem heiteren Sonntagmorgen in Soldeu bescherte der Nummer eins der Skiwelt Startnummer eins und eine komfortable Halbzeitführung nach nur 56,60 Sekunden Laufzeit.

Weil die Schweizerin Lara Gut-Behrami den linken Stock verlor (6./+0,80);

weil die Italienerin Marta Bassino (3./+0,63) nach dem plötzlichen Tod ihrer Schwägerin noch die mentale Balance sucht;

weil die zweimalige Riesenslalom-Weltmeisterin Tessa Worley (FRA/33)  im 255. und letzten Rennen ihrer Karriere nicht mehr in allerbester Form war (7./+1,05);

und weil sich die Slowakin Petra Vlhova, die Italienerin Federica Brignone und die schwedische Olympiasiegerin Sara Hector mit Ausfällen enttäuschten. So war es an der Kanadierin Valérie Grenier (neben Shiffrin, Gut-Behrami und Bassino eine der vier Saisonsiegerinnen im Riesenslalom), sich auf Zwischenrang zwei zu setzen (+0,62).

Behutsam zum Erfolg

Im Finale schraubte Mikaela Shiffrin ihre Serie auf fünf Siege in Serie, ihr 88. Weltcupsieg brachte die Amerikanerin auch auf Augenhöhe mit Marcel Hirscher – beide haben nun 138 Podestplätze. Mehr hat nur Ingemar Stenmark erreicht (163).

Die 28-Jährige gewann ohne das letzte Risiko sechs Hundertstelsekunden vor der Norwegerin Thea Louise Stjernesund, die erstmals aufs Stockerl fuhr, Platz drei holte sich Valérie Grenier (+0,20).

Mikaela Shiffrin lacht, während sie einem Reporter ihren Skischuh zeigt.

Das lustigste Interview des Winters: Aleksander Aamodt Kilde befragt Mikaela Shiffrin

„Ich fühle mich okay“, sagte Mikaela Shiffrin nach getaner Arbeit und einem kleinen Lachanfall, denn das Interview im Zielraum führte ihr norwegischer Partner Aleksander Aamodt Kilde mit dem FIS-Mikrofon in der Hand. „Ich fühle mich großartig“, sagte die Überfliegerin, als sie wieder die Fassung gefunden hatte – aber nur, um sie gleich wieder zu verlieren.

„Oh mein Gott, das ist unglaublich“, gluckste Shiffrin, und auf die Frage nach ihren nächsten Plänen sagte sie: „Ich reise wieder in die USA, ich möchte ein wenig Zeit am Strand verbringen, ich wünschte mir, du kommst mit, aber das muss noch nicht jetzt sein.“ Und dann folgte der nächste Lachanfall. „Und wie kannst du dich noch verbessern nach diesen 88 Weltcupsiegen?“, wollte Kilde noch wissen. Die Antwort?

„Wir können das später diskutieren. Privat.“

Eine Skirennläuferin fährt einen Slalomkurs hinunter.

Beste Österreicherin: Franziska Gritsch

Die Österreicherinnen konnten wieder auf die Dienste von Ricarda Haaser setzen, die nach ihrer Verletzung beim WM-Riesenslalom in Méribel (Einrisse in Kniekehlen- und Wadenmuskel) und einer „nicht idealen Vorbereitung“ für das letzte Rennen des Winters zurückkehrte. Die Tirolerin war die einzige ÖSV-Starterin in den Top 15 (als 15.), ein überdeutlicher Hinweis auf die riesigen Probleme, die sich in dieser Saison aufgetürmt haben (nur drei Top-Ten-Plätze) und viel Arbeit nach sich ziehen werden.

Ricarda Haaser handelte sich im ersten Lauf  nach ordentlichem Beginn 1,20 Sekunden Verspätung ein,  das brachte immerhin Halbzeitrang 8. Mit einem Riesenfehler zu Beginn des zweiten Laufs aber brachte sie sich um alle Chancen, am Ende gab es Platz 13 (+1,34) – unmittelbar hinter ihrer Tiroler Teamkollegin Franziska Gritsch (12./+1,25).

„Ich hätte nie gedacht, dass ich beim Weltcup-Finale in drei Disziplinen starten würde“, sagte die Ötztalerin Gritsch, die mit ihren Fortschritten in diesem Winter durchaus zufrieden war und im kommenden nachlegen will.

Die leidgeprüfte Vorarlbergerin Katharina Liensberger zeigte im zweiten Lauf eine ihrer besseren Fahrten in diesem Winter, das reichte aber nicht für Weltcup-Punkte, die beim Saisonfinale nur die Top 15 erhalten. Die Göfnerin schob sich von Halbzeitplatz 19 auf 18 (+2,61), ihre Tiroler Teamkollegin Stephanie Brunner wurde 19. (+2,64). Die Steirerin Julia Scheib war bereits im ersten Lauf ausgeschieden.

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