Loitzl und Kofler zittern um Olympia

Weil Thomas Diethart ins Olympia-Team flog, müssen verdienstvolle Skispringer um den Start bangen.

Die Österreicher fliegen auf die Adler. 1,61 Millionen Menschen waren am Dreikönigstag Augenzeugen, wie der niederösterreichische Senkrechtstarter Thomas Diethart mit seinem Triumph bei der Vierschanzentournee die Sport-Welt auf den Kopf stellte. So hohe Einschaltquoten (1,476 Millionen Seher im Schnitt) wurden beim ORF während der Tournee noch nie gemessen.

Der frischgekürte König der Lüfte, der mit seiner unbekümmerten und unaufgeregten Art die Massen begeisterte, kann selbst nicht ganz nachvollziehen, was für einen Karrieresprung er da gerade hingelegt hat. Von 0 auf 100 in drei Wochen, ohne Anlauf flog Diethart auf Wolke sieben und in die Herzen der Fans. Mittlerweile kratzt der Weitenjäger auf Facebook bereits an der 50.000-Freunde-Marke, und in seiner Heimatgemeinde Michelhausen haben sie ihn überhaupt zum Fressen gern. Beim großen Tournee-Public Viewing im Tullnerfeld war der Didl-Burger in aller Munde. „Das braucht sicher Zeit, bis ich verstehe, was los ist“, erklärte der Michelhausener, der im Augenblick des Triumphes nicht auf seine Familie vergisst.

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Supporters cheer for Austria's Diethart during his
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VIERSCHANZENTOURNEE 2014 BISCHOFSHOFEN - FINALE: D
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SKI NORDISCH - FIS WC Bischofshofen, Vierschanzent

Jahrelang hatten die Eltern viel Zeit und Geld investiert, um Thomas Diethart den Traum vom Fliegen zu verwirklichen. Am süßen Preisgeldkuchen (knapp 40.000 Euro nur bei der Tournee) darf daher die ganze Familie mitnaschen. „Die Familie ist oft zu kurz gekommen“, meint der 21-Jährige.

Loitzl und Kofler zittern um Olympia
06.01.2014 Vierschanzentournee , Bischofshofen , Skispringen , Weltcup , Thomas Diethart (AUT) Copyright DIENER / Alex Domanski Marktgasse 3-7/4/5/21 A-1090 Wien Telefax +43 1 955 32 35 Mobil +43 676 629 98 51 BA-CA Bank Nr. 12000 Account Nr. 00712 223 783 e-mail: agentur@diener.at Datenbank: www.diener.at
Bereits am Wochenende wartet auf den neuen Liebling der Massen mit dem Skifliegen am Kulm der nächste Massenauflauf. Doch im österreichischen Adlerhorst wird derzeit ernsthaft überlegt, Diethart eine Auszeit zu gönnen.

Für die Olympischen Spiele ist der Tourneesieger allerdings bereits gesetzt. Genauso wie seine Teamkollegen Gregor Schlierenzauer und Thomas Morgenstern, die in diesem Winter ebenfalls bereits Weltcupsiege feiern konnten. Dahinter wird’s eng im Kampf um die beiden letzten Tickets.

Zitterpartie

So mancher verdienstvolle und olympiaerprobte ÖSV-Springer muss sich ernsthaft Sorgen um einen Start in Sotschi machen. Martin Koch, der Teamolympiasieger von 2006, wird Olympia nur als Zuseher erleben, aber auch Andreas Kofler, Mannschafts-Olympiasieger von 2006 und 2010, droht das Aus. Der routinierte Tiroler, 2012 noch Sieger der Olympia-Generalprobe in Sotschi, ist seit über einem Jahr nicht mehr in die Top Ten gesprungen. In Bischofshofen und in Innsbruck reichte es zuletzt nicht einmal mehr für den Finaldurchgang. Und auch Wolfgang Loitzl, 2010 ebenfalls im Gold-Quartett, hat sein Ticket nach Russland alles andere als sicher.

Viel Zeit bleibt den Routiniers nicht mehr, um Werbung in eigener Sache zu betreiben. Sportdirektor Ernst Vettori hat bereits angekündigt, dass das Olympia-Aufgebot in zwei Wochen, nach den Springen in Polen, stehen wird. Aber ob mit oder ohne Kofler, der Wind müsste in Sotschi schon extrem verrückt spielen, dass Österreichs erfolgsverwöhnte Adler keine Medaille holen.

Überhaupt erlebt die Nordische Familie gerade eine Hochzeit. Am Wochenende flog nicht nur Thomas Diethart zum Tourneesieg, auch in den anderen Sparten feierten die Österreicher umjubelte Erfolge am langlaufenden Band. Dank Kombinierer Willi Denifl, der in Russland siegte, und vor allem dank Johannes Dürr, der die lange Dürreperiode im österreichischen Langlauf beendete und im Rahmen der Tour de Ski zu seinem ersten Weltcupsieg skatete.

Alpine FIS-Groteske

Für die Alpin-Bewerbe darf Österreich insgesamt 22 Damen und Herren nennen. Noch im Herbst hatte der ÖSV befürchtet, dass das IOC maximal 14 zulässt. Ja dem Schweizer Skiteam drohte gar, mit Alpin-Exoten wie Belgien oder Großbritannien auf eine Quoten-Ebene zurückgestuft zu werden.

Loitzl und Kofler zittern um Olympia
epa03990351 Benjamin Raich of Austia reacts in the finish area during the Men's Giant Slalom race of the FIS Alpine Skiing World Cup in Val d'Isere, France, 14 December 2013. EPA/CHRISTOPHE KARABA
Die englische FIS-Generaldirektorin Sarah Lewis rudert inzwischen auch im Falle einer weiteren, von ihr initiierten sportlichen Perversität zurück. Im stillen FIS-Kämmerlein war nämlich beschlossen worden, für die olympische Super-Kombi nur Läufer starten zu lassen, die seit Sommer 2012 mindestens drei Abfahrts-Ergebnisse vorweisen können. So gesehen wäre in Sotschi nicht einmal Doppel-Olympiasieger Benjamin Raich startberechtigt. Auch US-Alpinchef Patrick Riml ist empört. „Es kann nicht sein, dass einer wie Weltmeister Ligety FIS-Rennen abklappern muss, um auf die geforderten Ergebnisse zu kommen.“

Tournee-Bilanz:

Seit Dienstag gelten in Sotschi die schärfsten Sicherheitsmaßnahmen der olympischen Geschichte. Der russische Präsident Wladimir Putin verwandelt die Stadt in eine Festung. Eingesetzt werden Überwachungssatelliten, Drohnen, Boden-Luft-Raketen und 37.000 Polizisten. Jedes Auto wird an der Stadtgrenze kontrolliert.

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