ÖSV-Silvesterfeier: Die Frauen haben endlich ihr Neujahrsspringen

FIS Nordic World Ski Championships
In Ljubno können die ÖSV-Adlerinnen erstmals springend ins neue Jahr rutschen. Auch eine eigene Tournee könnte bald folgen.

Man kann Daniela Iraschko-Stolz getrost als Grande Dame des Frauen-Skispringens bezeichnen. Die Steirerin hat die Zeit erlebt, als Skispringerinnen noch belächelt und verspottet wurden und sich praktisch kein Mensch um sie geschert hat.

In dem Vierteljahrhundert, in dem Daniela Iraschko-Stolz aktiv ist, hat ihr Sport so riesige Entwicklungssprünge gemacht, dass es mittlerweile längst eine eigene Weltcupserie gibt und die Frauen auch bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften abheben. In diesem Winter dürfen die Adlerinnen erstmals springend ins neue Jahr rutschen.

"Es ist richtig cool, einmal mit den Teamkolleginnen Silvester feiern zu können", sagte die 38-Jährige vor der Abreise nach Ljubno (Slowenien), wo am 31. Dezember und am 1. Jänner zwei Weltcupbewerbe auf dem Programm stehen.

FIS Ski Jumping World Cup in Nizhny Tagil

Neue Pläne

Jetzt haben also auch die Damen endlich ihr würdiges Neujahrsspringen, nachdem sie bislang während der Vierschanzentournee der Herren am Boden bleiben mussten. Aber geht es nach den Organisatoren der Traditionsveranstaltung, sollen die Springerinnen bald schon bei der Tournee mitwirken. Die Pläne sehen vor, zeitgleich mit den Herren an den vier klassischen Orten auch eine Vierschanzentournee für die Frauen durchzuführen.

Die Idee hat Charme und ist durchaus begrüßenswert. Trotzdem stößt der Vorstoß von Tournee-Präsident Peter Kruijer nicht überall auf positiven Widerhall. Mario Stecher, der Nordische Direktor des ÖSV, fürchtet angesichts des riesigen Mythos Tournee, dass die Frauen zwangsläufig zum "Beiwagerl" degradiert werden und sie dadurch nur wenig vom Rampenlicht abbekommen würden. "Es ist wichtig, dass man da keinen Schnellschuss macht. Die Damen bieten eine so großartige Leistung. Das dann bestmöglich in der Öffentlichkeit zu verkaufen, ist unser aller Ansinnen", meint Stecher.

SKI SPRUNG: PK ÖSTERREICHISCHER SKIVERBAND (ÖSV): STECHER

Ihm und dem ÖSV schwebt eine andere Lösung vor: Eine eigene, selbstständige Frauentournee, mit Villach und Ljubno gibt’s auch schon die ersten Kandidaten, Tarvis wäre eine weitere Option im Dreiländereck Österreich-Italien-Slowenien. "Genau dieses Ziel verfolgen wir", versichert Stecher.

Große Bedenken

Superstar Sara Marita Kramer sieht die Sache ähnlich. Die jüngsten Planspiele der Tournee-Organisatoren lösen bei der besten Skispringerin der Gegenwart keine Luftsprünge aus. "Ich möchte nicht, dass wir bei den Herren drangehängt werden", stellt die 20-jährige Salzburgerin klar. "Das war immer eine Herren-Tournee und so soll es bleiben. Vielleicht würden dann beide an Qualität verlieren. Frauen wie Herren."

Die Weltcupleaderin plädiert dafür, dass das Frauenskispringen eigene Wege bestreitet. "Man sollte so eine Tournee unabhängig von den Herren machen. Man kann ja für uns etwas Ähnliches auf anderen Schanzen organisieren. Das wäre attraktiv und interessant."

Kommentare