Treue Flugbegleiter
Mit seinen 32 Jahren darf man Michael Hayböck heute schon getrost zur Gattung der Flugsaurier zählen. Vor zittrigen Beinen und Flugzeugen im Bauch ist aber auch er nicht gefeit. „Durch die Materialänderungen, die’s bei uns ständig gibt, ist Skifliegen irgendwie in jedem Jahr neu“, erzählt Hayböck. „Du weißt im Grunde nie genau, was dich beim ersten Flug des Winters erwartet.“
Das stimmt so nur teilweise, denn gewisse persönliche Flugbegleiter sind immer mit an Bord, wenn es auf die Riesenbakken geht, auf denen unglaubliche Naturkräfte auf die Athleten einwirken. Michael Hayböck zum Beispiel wird vor Skifliegen traditionell zum peniblen Kontrollfreak. „Ich checke mein Material zwei, drei Mal öfter als sonst. Es wäre doch besser, wenn nichts kaputt wird.“
Extreme Gefühle
Beim Skifliegen ist alles viel intensiver und extremer: Von der Geschwindigkeit über die Luftkräfte und die Gefahr bis hin zum Rausch der Gefühle. „Skifliegen ist grundsätzlich das Coolste, das du als Skispringer erleben kannst“, erzählt Hayböck. „Du kannst dabei wirklich realisieren, dass du schwebst. Dieses Gefühl macht süchtig.“
Aber wehe, der Wind spielt einem übel mit oder der Athlet gerät anderweitig in Turbulenzen, wie es schon den Allerbesten beim Skifliegen passiert ist. „Wenn du da einen Bock schießt, dann trägst du einen wilden Kampf aus. Dann geht’s nur mehr darum, dass du gesund runterkommst.“
Dieser mentale Stress erklärt auch, weshalb viele Athleten nach einem Skiflug-Wochenende völlig durch den Wind sind. „Du stehst permanent unter Strom. Nach dem Skifliegen bist du richtig geschlaucht“, sagt Hayböck, der selbst immer über „harte Füße“ klagt. Ganz zu schweigen von der Leere im Kopf, die sich gerne einstellt. „Das ganze Adrenalin, das einem beim Skifliegen einschießt, muss man dann ja auch wieder abbauen.“
Einer der Favoriten dieser Skiflug-WM am Kulm wird diese Glücksgefühle nicht auskosten dürfen. Der Slowene Anze Lanisek fällt mit einer Knieverletzung aus.
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