Andreas Goldberger wurde 1996 auf dem Kulm Weltmeister im Skifliegen. Mit 51 Jahren ist der Oberösterreicher noch immer seinem Sport treu. Bei der Tournee analysierte er für den ORF. Die Weltcups in Polen ließ er aus, weil er sich beim Goldi-Cup um den Springer-Nachwuchs kümmert.
Vor 28 Jahren war Goldberger endlich seinem Namen gerecht geworden und hatte Gold geholt. Ab Donnerstag wird auf dem Kulm wieder geflogen, am Samstag steht der neue Weltmeister fest.
KURIER: Was ging Ihnen damals vor dem letzten Sprung durch den Kopf?
Andreas Goldberger: Pokal oder Spital. Ich wollte nur nicht wieder Zweiter werden, ich wollte nicht wieder der Silberberger sein.
Das war 1996 Thema für Sie mit erst 23 Jahren?
Ja. Es war ja schon das fünfte Großereignis, bei dem ich gesprungen bin. 1992 habe ich in Harrachov Silber bei der Skiflug-WM geholt, 1993 in Falun war es WM-Silber und zweimal Bronze. 1995 hab ich mit Silber die einzige österreichische Medaille geholt. 1994 bin ich aus Lillehammer mit zwei Olympia-Bronzenen heimgeflogen. Gold hat mir 1996 also noch gefehlt.
Und Sie lagen immer zurück hinter dem damals 18-jährigen Finnen Janne Ahonen.
Nach dem ersten Tag, also den ersten zwei Flügen, waren es nicht ganz fünf Punkte, dann habe ich auf nicht ganz einen Punkt verkürzt. Und im letzten Flug ging es um alles oder nichts. Da hab’ ich mir gesagt, dass ich sicher nicht Zweiter werde.
Woran erinnern Sie sich noch, außer an diesen letzten Sprung?
Dass alles gepasst hat. Auch das Wetter. Es war zwar eiskalt, aber es hat nicht gestürmt. Die Sonne hat geschienen, es war perfekt.
Und die Veranstaltung? Toni Innauer hat die WM an die Olympischen Spiele in Innsbruck erinnert.
Hubert Neuper hat da etwas auf die Beine gestellt, das es im Skispringen so noch nie zuvor gegeben hat. „So was habe ich noch nie gesehen“, hat zu mir damals Ari-Pekka Nikkola gesagt. Der Finne war damals 27 und hatte schon einiges erlebt.
Ex-Skispringer Neuper war damals WM-Generalsekretär und rührte die Werbetrommel.
Hupo ist ein absoluter Profi, was Marketing und Werbung angeht. Er hat Schanzen auf dem Heldenplatz in Wien aufgebaut und vor dem World Trade Center in New York.
War und ist der Kulm für Sie etwas Besonderes?
Als Bub wollte ich immer zwei Dinge: In Innsbruck und auf dem Kulm gewinnen. Das waren die Dinge, die du im Fernsehen gesehen hast, das war das Höchste für einen jungen österreichischen Springer. Dass ich dreimal auf dem Bergisel gewonnen habe und am Kulm Weltmeister geworden bin, ist daher etwas Besonderes. Damit hat sich natürlich ein Kindheitstraum erfüllt.
60.000 Zuschauer waren am Finaltag an der Schanze.
Genial. Das wird es nie wieder geben. Mittlerweile sind die Auflagen für solche Veranstaltungen viel strenger geworden. Mein Freund Christof Duffner von den Deutschen und ich haben ungläubig hinunter geschaut. Sogar aus der Distanz war das beeindruckend. Und dann bist du in das Meer aus rot-weiß-roten Fahnen gesegelt.
Ist der Druck des Publikums nicht zu groß geworden?
Für mich nicht. Ich habe es immer positiv gesehen, dass mich die Fans unterstützen wollten. Es gibt doch nichts Geileres. Ich springe lieber vor 60.000 Fans am Kulm als vor 300 in Predazzo.
Skifliegen war damals aber noch viel gefährlicher.
Vier Jahre vorher hat es mich in Harrachov geschmissen. Damals gab es ein anderes Reglement. Es wurde dreimal geflogen, die zwei besten Flüge wurden gewertet. So habe ich Silber geholt mit einem gebrochenen Schlüsselbein und einer gebrochenen Hand.
Was macht das Fliegen heute sicherer?
Die eingelegte Spur ist für den Absprung wichtig. Zudem gibt es viel mehr Windnetze. Die Schanzen wurden so umgebaut, dass der Luftstand nicht mehr zehn bis 14 Meter ist und die Geschwindigkeit nicht mehr 110 km/h beträgt. Und dennoch gibt es ein Restrisiko, wie man bei Thomas Morgenstern oder Lukas Müller in der Vergangenheit gesehen hat. Der Luftstand auf dem Kulm ist immer noch bei fast acht Meter und angefahren wird mit rund 100 km/h.
Was ist das Spezielle beim Skifliegen?
Dass man es nicht trainieren kann. Das FIS-Reglement verbietet, dass Skiflug-Schanzen präpariert werden, wenn es keinen Bewerb gibt.
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