ÖSV-Kritik am FIS-Chef: "Muss verstehen, wie ein Verband funktioniert"
Wenn der Vizepräsident (Patrick Ortlieb) und der Generalsekretär des Österreichischen Skiverbandes (Christian Scherer) um diese Jahreszeit kurzerhand eine Pressekonferenz einberufen, dann muss wirklich Feuer am Dach sein. Vor dem FIS-Kongress in Mailand (25./26.Mai) herrscht nicht nur beim ÖSV Sorge über die Entwicklungen beim Weltskiverband.
Der neue FIS-Präsident Johan Eliasch, der noch nicht einmal ein Jahr im Amt ist, hat es mit seinen Plänen und seinem Führungsstil binnen kürzester Zeit geschafft, viele Verbände gegen sich aufzubringen. „Seine Vorgehensweise hat zu starken Irritationen geführt“, sagt Scherer.
Worum geht’s im Detail? Was wird dem neuen FIS-Präsidenten vorgeworfen? Die wichtigsten Fragen vor dem Kongress in Mailand.
- Welche Pläne verfolgt Johan Eliasch?
Der Multimilliardär forciert die Zentralvermarktung des Weltcups nach Vorbild anderer Sportarten (Champions League, Formel 1). Dem können die nationalen Verbände durchaus etwas abgewinnen.
Für Widerstand sorgen die Bestrebungen, die TV-Rechte, die aktuell bei den Verbänden liegen und mit die wichtigste Einnahmequelle darstellen, an die FIS abzutreten. „Wir müssen schauen, dass die Rechte bei uns im Verband bleiben und dass wir sie nicht leichtfertig aus der Hand geben“, sagt Patrick Ortlieb. „Wir werden uns mit allen Mitteln dagegen wehren, dass man uns enteignet“, ergänzt Scherer.
- Warum steht Neo-Präsident Johan Eliasch dermaßen in der Kritik?
Der Führungsstil des 60-jährigen Unternehmers sorgt für Irritationen und bisweilen Ärger. Alleingänge statt Diskussionskultur – das scheint inzwischen das Motto zu sein. ÖSV-Generalsekretär Scherer spricht von einer „Drüberfahr-Mentalität“, Vizepräsident Patrick Ortlieb erinnert Johan Eliasch daran, dass er der FIS und keiner Firma vorsteht. „Er muss erstens verstehen, wie so ein Verband funktioniert und zweitens, dass er nicht agieren kann, als ob alles ihm alleine gehört.“
Dazu wundert man sich nicht nur beim ÖSV, dass Johan Eliasch offenbar immer noch als Geschäftsführer der Head-Gruppe firmiert, obwohl die FIS angekündigt hatte, dass er dieses Amt ruhend stellen würde. „Das ist nicht vertrauensbildend“, moniert Christian Scherer.
- Kann der Streit um die Rechte so weit eskalieren, dass die FIS rebellierenden Verbänden wie dem ÖSV die Weltcuprennen streicht?
Theoretisch ja, „denn die FIS sitzt am längeren Ast“, wie Generalsekretär Scherer festhält. Aber so weit sollte und wird es wohl auch nicht kommen. „Denn was würde es heißen, wenn in Österreich, der Schweiz und anderen Ländern keine Weltcupbewerbe mehr stattfinden? Dann hätte die FIS zwar die Rechte im Haus, aber ein Produkt, das keinen Wert hat“, sagt Scherer. Zuletzt war sogar schon von einer Abspaltung und Installierung einer eigenen Rennserie zu hören. „So ein Drohszenario kann nur der letzte Ausweg sein.“
- Was steht beim Kongress noch auf der Agenda?
Unter anderem wird in Mailand die Ski-Weltmeisterschaft 2027 vergeben. Mit Garmisch-Partenkirchen (GER), Narvik (NOR), Crans Montana (SUI) und Soldeu (AND) gibt es gleich vier Orte, die sich um die WM bemühen. Der ÖSV bewirbt sich mit Montafon für die Austragung der Ski-Freestyle und Snowboard-WM 2027 und sollte den Zuschlag bekommen. Es gibt nämlich keinen Gegenkandidaten.
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