ÖSV-Chefcoach Puelacher: "Einen Odermatt haben wir derzeit nicht"

Herren-Weltcup: Saison eins nach Marcel Hirscher ist für die ÖSV-Techniker bislang schwierig. Ein Überblick.

Ein Musikstück mit dem Titel „The Sound of Val d’Isère“ wäre eine dankbare Aufgabe für Komponisten der modernen Klassik oder die Band Einstürzende Neubauten. Das Brummen der Schneefräsen, unterbrochen vom Knall der Lawinensprengungen, das Heulen der Windböen, das Rascheln des davongetriebenen Schnees ...

Der für Samstag angesetzte Slalom (9.30/12.30 Uhr, live ORF1) erscheint angesichts der Prognosen unwahrscheinlich, eine Verschiebung auf den Abend wäre zwar möglich, wird aber wohl an fehlenden Zeiten für die Fernsehübertragung scheitern. Der Riesenslalom am Sonntag aber sollte bei sonnigem Wetter stattfinden (9.30/12.30).

Eine musikalische Anmerkung zum Zustand der ÖSV-Techniker sollte derzeit jedenfalls in moll verfasst werden. Eine Ausnahme bildet Speedspezialist Matthias Mayer, in den Riesenslaloms von Sölden zweitbester (15.) und in Beaver Creek bester Österreicher (19.). Allein: Der Olympiasieger aus Kärnten macht einen Bogen um Frankreich und erholt sich für die nächsten Aufgaben – erstes Abfahrtstraining in Gröden ist am Mittwoch.

Weil mit Manuel Feller die Nummer eins im Riesenslalom vorläufig fehlt (Bandscheibenvorfall), rücken andere in den Blickpunkt.

Die Rückkehrer

Der Salzburger Roland Leitinger (28), 2017 im Riesenslalom mit WM-Silber dekoriert, kommt nach seinem Kreuzbandriss im Jänner 2018 nur langsam auf Touren. Sein gleichaltriger Stefan Brennsteiner hat sich im Februar 2018 das Kreuzband gerissen, wurde im heurigen Februar bei der WM in Åre Neunter, ist zuletzt aber zwei Mal auf dem Skischuh ausgerutscht. Immerhin: „Im Training in Alta Badia war er diese Woche in sechs Läufen sechs Mal der Schnellste“, berichtet Herren-Cheftrainer Andreas Puelacher. „Ohne auch nur einen Hackler.“

Marco Schwarz liegt nach seinem Kreuzbandriss im Plan, „das Knie reagiert zwar noch bei hoher Belastung, das ist aber mit Physiotherapie gut in den Griff zu bekommen“, sagt der 24-jährige Kärntner. „Was noch fehlt, ist die Rennerfahrung, die brauche ich, und die braucht auch das Knie.“

Die Hoffnungsträger

„Einen wie den Schweizer Marco Odermatt haben wir derzeit nicht“, sagt Andreas Puelacher mit Blick auf den Tiroler Dominik Raschner (25), der am Sonntag seine ersten Weltcup-Punkte holte.

Er und die Vorarlberger Johannes Strolz (27), Magnus Walch (27) und Daniel Meier (25) „sind vom Typ her wie Tommy Ford: Sie arbeiten hart, wir warten nur darauf, dass ihnen einmal der Knopf aufgeht.“ Der Amerikaner Ford feierte am Sonntag seinen ersten Weltcupsieg – mit 30 Jahren.

Der Vorarlberger Christian Hirschbühl (29) landet konstant in den Top Ten im Slalom, spürt aber die Folgen eines Innenbandeinrisses im Knie. Und natürlich der Tiroler Michael Matt (26): Der Slalom-Vizeweltmeister will sich den Riesentorlauf als zweites Standbein erarbeiten. „Im Frühjahr haben wir einiges herausgefunden und weitergebracht, mein Fokus bleibt aber auf dem Slalom.“

Damen: Nicole Schmidhofer hat eine Lücke schließen können

Mit Super-G (Samstag, 10.30 Uhr) und Parallelslalom (Sonntag, Qualifikation 9.45, Bewerb 13.30) setzen die Damen ihr Programm in St. Moritz fort. Mit dabei ist die Gesamtweltcupführende Mikaela Shiffrin, die im Dezember 2018 im Oberengadin beim identischen Programm zwei Siege einfuhr, mit dabei sind aber auch die starken österreichischen Speed-Damen, die zuletzt in Lake Louise aufgezeigt hatten.

Im Gegensatz zu den Herren sollte auch das Wetter kein gröberes Problem darstellen, und bei Nicole Schmidhofer, 2017 Weltmeisterin im Super-G in St. Moritz, überwiegt die Vorfreude.

Einerseits, weil ihre Hüftprobleme überwunden sind, andererseits, weil sie vor einigen Wochen eine Lücke schließen konnte. Denn die eifrige Maskottchen-Sammlerin hatte 2017 vergessen, sich einen Moritz zu besorgen - inzwischen wurde der Steirerin der Plüsch-Steinbock geschenkt.

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