Wenn am Dienstag der erste Puck zum Saisonauftakt in der National Hockey League fällt, dann kehrt auch in den nordamerikanischen Arenen Normalität zurück. Auch wegen der Impfung scheint die Pandemie in der NHL besiegt. Derzeit haben 98 Prozent der 736 Spieler vollen Covid-Impfschutz. Bei den Klubangestellten inklusive Coaches gibt es sogar eine Impfpflicht.
Der Impf-Druck
Bei manchen Spielern war Überzeugungsarbeit notwendig – und finanzieller Druck. Fällt ein Ungeimpfter wegen einer Infektion aus, bekommt er in diesem Zeitraum kein Geld. Bei Top-Stars geht es in zwei Wochen Krankenstand schnell um sechsstellige Summen. Aber auch bei den Fans wurde Druck gemacht. In zumindest zehn Städten müssen die Zuschauer vollständig geimpft sein.
Dafür darf man sich auf eine interessante Saison freuen. Neu dabei sind die Seattle Kraken. Das 32. Team der Liga hat in der Vorbereitung zwei der drei Tests gewonnen und startet am Dienstag gegen das 31. Team, die Vegas Golden Knights.
Österreich ist zum Auftakt nur mit einem Spieler vertreten.
Die Österreicher
Zum Start ist es doch nur ein rot-weiß-roter Profi: Michael Raffl wechselte im Sommer von Washington zu den Dallas Stars und agiert somit erneut bei einem der Top-Teams der Liga. Die Texaner waren 2020 im Finale, 2021 jedoch nicht im Play-off. Mit 85,6 Millionen Dollar (74 Mio. Euro) an Gehältern haben sie noch etwas einzusparen, um die erlaubten 81 Millionen zu erreichen. Der 32 Jahre alte Villacher kassiert heuer 1,1 Millionen US-Dollar und startet am Freitag bei den New York Rangers.
Die Familie Rossi reiste in den vergangenen Tagen nach Minnesota, um dem Debüt von Supertalent Marco Rossi beizuwohnen. Doch der 20-jährige Vorarlberger wurde bei der letzten Kaderreduktion ins Farmteam nach Iowa versetzt. Sein NHL-Debüt muss warten, aber vermutlich nicht sehr lange. Der Spielmacher musste sich zu Jahresbeginn monatelang von den Folgen einer Corona-Infektion erholen.
Der Starthelfer
In dieser harten Zeit bekam Rossi Unterstützung von Thomas Vanek. Der Steirer lebt seit dem Karriereende in Minnesota und nahm Rossi nach der U-20-WM im vergangenen Dezember bei sich auf. Doch dann kam die Diagnose Herzmuskelentzündung. „Ich habe ihm gesagt, dass es nicht um eine Saison geht. Sondern um 15 bis 20 Jahre, die er in der NHL spielen könnte. Man muss das große Bild sehen.“
Der 37-jährige Vanek kümmert sich seit seinem Karriereende um die Familie. „Mein ältester Sohn Blake ist vielleicht noch drei Jahre zu Hause und dann am College. Da bin ich froh, dass ich seit zwei Jahren nicht mehr durch die Gegend fliege“, sagt Vanek, der als Nachwuchstrainer in Stillwater, am Stadtrand von Minneapolis, arbeitet. In der Kleinstadt mit 25.000 Einwohnern gibt es pro Altersstufe acht Teams. „Die Dichte ist viel höher als in Österreich“, sagt Vanek über den „State of Hockey“.
Sorge um Österreich
Über Österreichs Eishockey macht sich der ehemalige Starstürmer Vanek auch Sorgen: „Ich frage mich: Wann werden wir endlich kapieren, dass wir mehr in die Jugend investieren müssen? Wir brauchen mehr Leute wie Marco Rossi.“
Nach Rossi haben mittelfristig Benjamin Baumgartner (gedraftet von New Jersey), Thimo Nickl (Anaheim) und Marco Kasper Chancen auf die NHL.
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