Schnurrbärte. So weit das Auge reicht: schwarze, schön geformte Schnurrbärte auf den Oberlippen von Männern, Frauen und sogar Kindern. Manche sind echt, die meisten jedoch aufgeklebt oder aufgemalt. Selbst auf dem Eis in Lausanne, beim Schlager der Schweizer National League am Samstag, sind die sogenannten „Movember-Bärte“ zu sehen. Damit soll das Bewusstsein für die Gesundheit von Männern hervorgehoben werden.
Movember-Movement
„Männer-Vorsorge ist überall auf der Welt Thema. Wir versuchen, das im Eishockey auch zu unterstützen“, erklärt Benjamin Baumgartner. Das Gesicht des 21-jährigen Österreichers ziert allerdings kein Bart.
„Der wächst bei mir einfach nicht. Das liegt in der Familie. Und mit einem Fake-Schnurrbart wäre es ein bisschen zach zum Spielen“, sagt der Eishockeyprofi und lacht.
Lausanne verlor an diesem Abend trotz eines Doppelpacks von Baumgartner (45. und 48. Minute) mit 4:8 gegen den HC Lugano. Beim Abklatschen mit der gegnerischen Mannschaft gratulierte Baumgartner den Landsmännern Raphael Herburger (Tor zum 7:2 in der 42. Minute) und Bernd Wolf zum Erfolg.
Danach nahm sich Baumgartner Zeit für den den Besuch aus Österreich.
Grandiose Stimmung
Trotz der acht Gegentreffer war die Stimmung in der Vaudoise Aréna grandios. „Die ganze Halle ist ein Wahnsinn, vor drei Jahren neu gebaut. Die Fan-Wand ist beeindruckend, vor allem wenn wir gegen Genf ein Derby haben und alles bis auf den letzten Stehplatz voll ist.“ Nicht nur darauf ist der talentierte Athlet stolz. „Das Niveau hier in der Schweiz ist unglaublich hoch, alles ist viel intensiver. Die Ausbildung und die Entwicklung, die wir hier machen können, sind super“, sagt Baumgartner und erklärt: „In Österreich sind auch viele Ausländer in den Mannschaften. Hier sind nur vier oder fünf Ausländer erlaubt.“
Einen weiteren Unterschied gibt es bei der Ausrüstung: Jeder Topscorer eines Schweizer Teams darf mit einem gelben Helm und gelb markiertem Trikot spielen. Dafür gibt es sogar einen eigenen Sponsor, und „diese Spieler können dadurch Geld sammeln, das dann in den Nachwuchs investiert wird. Pro Punkt oder Tor 300 Franken“, sagt Baumgartner. So einen Helm zu bekommen, „das ist ein Ziel“.
National Hockey League
Ein weiteres Ziel lautet National Hockey League (NHL).
2020 wurde Baumgartner von den New Jersey Devils gedraftet, „und ich hoffe, dass ich bald nach Nordamerika gehen und dort in der NHL spielen kann. Es wäre echt sehr cool.“ Baumgartner ist wöchentlich in Kontakt mit New Jersey. „Zum nächsten Match in Zürich kommt ein Scout der Devils zuschauen. Sie helfen mir, analysieren mein Spiel und sagen mir, was ich besser machen kann.“ Seit seinem NHL-Draft und zwei erfolgreichen Jahren macht sich Baumgartner laut eigenen Angaben noch mehr Druck.
„Ich glaube, viele Spieler muss man puchen, damit sie mehr machen. Mich muss man eher zurückhalten, damit ich mal einen Tag nichts mache, mich ausruhe und wieder auf meine Fähigkeiten vertraue.“ Das gelingt am besten beim Gitarre spielen, Kaffee trinken mit Freunden oder am Genfer See, der „im Winter leider nie zufriert“.
Dafür freut sich Benjamin Baumgartner umso mehr auf Weihnachten, wenn er endlich wieder gemeinsam mit seiner Schwester ein paar Runden in der Eishalle in Zell am See drehen kann.
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