Nach WM-Sensation gegen USA: Wie Österreichs Talente den Ton angeben

Es war die 15. Minute im Duell mit den USA, als auch dem letzten Beobachter klar geworden sein muss, dass eine neue Generation im österreichischen Eishockey am Werk ist. In unwiderstehlicher Manier überlief der 18-jährige Marco Kasper in Überzahl die US-Mannschaft und spielte unerwartet vor das Tor zurück, wo sich der 24-jährige Benjamin Nissner gegen die NHL-Hünen Platz verschaffte und zum 1:0 traf. "Ein geiles Gefühl. Unglaublich, wie der Marco an denen vorbeigezogen ist", sagte Nissner.
Auf der Tribüne zogen die NHL-Scouts die Augenbrauen hoch, auf dem Eis glaubte der Außenseiter spätestens ab da an die Sensation. Letztlich wurde es mit dem 2:3 nach Verlängerung ein Punkt gegen die Eishockey-Großmacht. Ein Punkt, der im Kampf um den Klassenerhalt sehr wertvoll sein kann.
Am Dienstag gegen Tschechien (15.20 Uhr/ORF Sport+) ist ein Punktezuwachs unrealistisch. Aber das war er gegen die USA auch schon. Nur die Verletzung und das Turnier-Aus von Benjamin Baumgartner trüben die Stimmung.
Gut vorbereitet
Beeindruckend ist die Art und Weise, wie Österreich auftritt. "Schweden und die USA mussten hart kämpfen, um gegen uns zu punkten“, sagte Teamchef Roger Bader. „Wir konnten die Intensität mitgehen, das ist nicht selbstverständlich." Die intensive Vorbereitung mit den Spielen gegen Top-Nationen scheint sich bezahlt zu machen.
Und dann sind heuer Spieler dabei, die früher im Mai längst auf Urlaub waren. Wie Benjamin Nissner. Der Spielmacher ist bei seiner ersten A-WM eine Stütze. Wie in seiner Zeit bei den Capitals oder vergangene Saison bei Meister Salzburg entwickelt sich der Wiener stets weiter. Was im Eishockey besonders wichtig ist: Er macht seine Mitspieler besser. Thomas Raffl und Peter Schneider haben nicht umsonst vor WM-Beginn gebeten, wie in Salzburg mit Nissner spielen zu können.
Seine persönliche Zwischenbilanz nach den ersten beiden Partien: "Es fühlt sich unglaublich an, so viel Verantwortung bei einer WM zu bekommen. Ich spiele Überzahl, Unterzahl und Verlängerung gegen solche Gegner. Ich habe echt Spaß."

Stolzer Vater
Sein Vater Christian Nissner betreibt den Hockeyshop in der Wiener Steffl-Arena und ist mächtig stolz. "Er ist ein irrsinnig ehrgeiziger Arbeiter. Es gab selten Partien, nach denen er zufrieden war."
Die Initialzündung seiner Karriere kam durch den damaligen Capitals-Coach Jim Boni, der Nissner mit 17 Jahren in den Profikader holte. "In diesem Alter hat er das Kinder-Eishockey abgelegt. Mit einem eigenen Personal Coach hat er zwei Mal am Tag trainiert", erinnert er sich Christian Nissner.
Im ersten Jahr unter dem ehemaligen NHL-Coach Dave Cameron stürmte Nissner in Wien gleich mit Chris de Sousa und Peter Schneider. Die 33 Scorerpunkte waren für einen 20-Jährigen ein Fingerzeig. Nach oben.
Dass er nach nur einem Jahr in der zweiten schwedischen Liga wieder nach Wien kommen musste, lag an Corona und dem Bundesheer. Wenn er sich aber weiter so steigert, dann wird auch Salzburg nicht die letzte Sprosse auf der Karriereleiter sein.
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