Über den Skiakrobaten aus Prag, der seit heuer die österreichische Staatsbürgerschaft besitzt, erzählt man sich schon seit Jahren wahre Wunderdinge und schwärmt nur in Superlativen. Matej Svancer wird den Freestylesport prägen, sagen die Experten, er werde mit seinen Tricks und Kunststücken in neue Sphären vordringen. „Er ist ein Ausnahmetalent, ein motorisches Wunderkind“, sagt sein Trainer.
Matej Svancer ist all das Lob fast ein wenig unangenehm. Er sieht sich selbst als Teenager, der „einfach nur Spaß haben will“, der plötzliche Rummel um seine Person nach seinem Sensationssieg in Chur hat ihn sichtlich irritiert. „Mich hat’s gewundert, wie viele Menschen das mitgekriegt haben“, meint Matej Svancer.
Der 17-Jährige wird unweigerlich auch die nächsten Tage im Fokus stehen, wenn auf dem Stubaier Gletscher der Weltcup mit einem Slopestyle-Bewerb fortgesetzt wird. Svancer fliegt auf diese Disziplin, weil er nicht – wie im Big Air – nur einen Sprung zum Besten geben darf, sondern im Snowpark aus dem Vollen schöpfen und sein gesamtes Repertoire an Tricks präsentieren kann. „Slopestyle mache ich lieber, andererseits können da auch leichter Fehler passieren.“
Doch Matej Svancer beherrscht die meisten seiner waghalsigen Sprünge und raffinierten Manöver längst aus dem Effeff. Seit die Freestyler im Sommer in sogenannten Banger Parks wie etwa in Scharnitz bei Seefeld trainieren, wurde das Niveau augenscheinlich nach oben geschraubt. Die Athleten landen nach ihren Sprüngen sanft in riesigen Airbags und können somit ihre Tricks perfektionieren.
„Ich habe zu meiner aktiven Zeit noch nach dem Motto Trial and Error üben müssen“, erinnert sich Cheftrainer Premstaller, der auch erst 35 ist. „Wir haben drei Tage eine Schanze gebaut, haben probiert, ob es geht – und wehe, es ist daneben gegangen. Auf den heutigen Trainingsanlagen kannst du in Tausenden Versuchen einen Sprung einstudieren.“
Die Fans sind jedenfalls fasziniert von den jungen Wilden, der Weltcupauftakt in Chur fand vor 20.000 Zuschauern statt – eine Kulisse, die sich viele klassische Wintersportarten wünschen würden. „Unser Sport ist nicht nur Sport, sondern auch Lifestyle“, sagt Premstaller.
Das weiß man auch beim Internationalen Olympischen Komitee, das den Ski-Freestylern bei den Winterspielen seit 2014 eine große Bühne bietet. Das wird im Februar in Peking nicht anders sein: Während die Skifahrer, Rodler oder Langläufer ihre Bewerbe im Hinterland austragen, dürfen die Big-Air-Artisten in der chinesischen Hauptstadt auftreten.
Olympia? Peking? Mitfavorit Matej Svancer hat ganz anderes im Kopf. „Die Matura ist mir wichtiger. Zu Olympia kann ich 2026 auch noch“, sagt der Schüler.
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