Ohne Aufwärmprogramm zauberte Matej Svancer dann auf der Riesenschanze einen sogenannten „Nosebutter on the dub 1800“ aus dem Helm, einen Doppelsalto mit fünf Schrauben, ein spektakulärer Sprung, den vor ihm noch kein anderer Freestyler in einem Bewerb gezeigt hatte.
99 von 100 möglichen Punkten erhielt er für den Trick. Selbst alte Freestyler können sich an keine so hohe Wertung erinnern. „Überwältigend“, sagte Svancer nach dem ersten Weltcupsieg.
Dabei war es nur eine Frage der Zeit, bis Matej Svancer im Weltcup den ersten großen Coup landen würde. Seit Jahren erzählt man sich über den gebürtigen Tschechen wahre Wunderdinge, wer den Freestyler auf den sozialen Netzwerken verfolgt, kann Tricks und Sprünge sehen, die einen mit offenem Mund staunen lassen. „Er ist ein Bewegungstalent und ein Ausnahmekönner“, weiß Roman Kuss.
Deshalb war der sportliche Leiter der ÖSV-Freestyler auch so dahinter, den Jungstar zum Skiverband zu lotsen. 2013 ist Svancer mit seiner Familie von Prag nach Schüttdorf im Pinzgau übersiedelt, die ersten Erfolge (Jugend-Olympiasieg, Junioren-WM-Gold) hatte er noch unter tschechischer Flagge gefeiert, seit dem Frühjahr ist er im Besitz der österreichischen Staatsbürgerschaft. „Ich wollte immer schon für Österreich fahren.“
Doch das scheiterte vorerst daran, dass er als Alpinläufer für österreichische Verhältnisse zu schlecht war. Deshalb ließ er vor vier Jahren die Skipisten hinter sich, um sich seither als Freestyler auf Riesenrampen und in Funparks zu vergnügen. „Das macht viel mehr Spaß“, verrät Svancer. „Mir taugt das Schweben durch die Luft, für einige Sekunden fühlt sich das an wie im freien Fall.“
Der 17-Jährige profitiert dabei von seiner ausgezeichneten Skitechnik, die er sich als Alpiner angeeignet hatte. Dass er als Kind in Prag regelmäßig Akrobatik und Turnen betrieb, ist sicher auch kein Nachteil. Die größte Stärke ist aber seine Entschlossenheit, sagt Sportchef Roman Kuss. „Der ist total überzeugt, was er kann. Und macht’s dann einfach wie jetzt in Chur.“
Obwohl Matej Svancer so hoch im Kurs steht und spätestens mit dem Weltcupsieg in neue Sphären vorgedrungen ist, scheint keine Gefahr zu bestehen, dass der Luftikus die Bodenhaftung verliert. Noch auf dem Siegespodest drehten sich seine Gedanken um die Französisch-Schularbeit, die er wegen des Wettkampfs verpasst hatte.
„Die Schule ist mir extrem wichtig“, sagt der 17-Jährige. Die HIB Saalfelden, die Svancer besucht, ermöglicht ihm, sich im Winter auf den Sport zu konzentrieren und Weltcup und Schule unter einen Hut zu bringen. „Ich habe meine Schulsachen bei jedem Wettkampf dabei“, sagt Svancer.
Auch nach Peking würde er die Bücher mitnehmen. „Olympia mitzufahren wäre cool“, sagt er. „Olympia zu gewinnen wäre noch viel cooler. Aber die Matura zu haben, ist noch viel wichtiger.“
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