ÖSV-Langlaufstar Vermeulen: "Das größte Vorbild im heimischen Sport"

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Ski-Legende Hans Knauß schwärmt von seinem Landsmann und glaubt, dass die Nordischen bei der WM mehr Medaillen holen als die ÖSV-Alpinen.

Das Herz von Hans Knauß (54) schlägt für den Wintersport. In diesem WM-Winter kommt der Gewinner von 7 Weltcuprennen voll auf seine Rechnung. Nach der Ski-WM in Saalbach-Hinterglemm, die der Steirer als ORF-Experte und Zaungast verfolgte, folgt nun die Nordische WM in Trondheim.

Im Audi-Talk outet sich Knauß als Fan von Langlauf-Shootingstar Mika Vermeulen und Skisprung-Legende Andreas Goldberger.

ÖSV-Langlaufstar Vermeulen: "Das größte Vorbild im heimischen Sport"

Vorweg ein letztes Wort zu Saalbach. Welche Leistung hat Sie bei der Heim-WM am meisten beeindruckt?

Hans Knauß: Für mich war die Leistung von Raphael Haaser nach seiner Verletzungspause einfach unglaublich. Er ist das zuvor mitunter sehr ungestüm und brachial angegangen, bei der Weltmeisterschaft hat er es dann aber mit unglaublich viel Gefühl gelöst. Er hat den Schwung so geil getroffen, war sehr locker, vor allem im Kopf.

Auf die Titelkämpfe der Alpinen folgt nun die Nordische WM in Trondheim, wie beurteilen Sie die Ausgangsposition?

Vor Saalbach hat unser Team im Weltcup ihr Potenzial nicht ganz ausspielen können, oftmals hat auch das nötige Glück gefehlt. Sie sind als Außenseiter in die Bewerbe rein und haben auch dank einer gewissen Lockerheit voll abgeliefert. In Trondheim ist es umgekehrt, da sind speziell unsere Skispringer aufgrund ihrer anhaltend bärenstarken Leistungen die großen Gejagten. Jeder rechnet mit Medaillen, das erzeugt zwangsläufig einen gewissen Druck, dem sie hoffentlich Stand halten.

Wie sieht Ihr persönlicher Bezug zur Loipe aus?

Auf der Skipiste fühle ich mich schon noch immer am wohlsten, aber ich habe großen Respekt vor den Leistungen. Besonders imposant ist für mich die Geschichte von Mika Vermeulen, der knapp 300 Höhenmeter über mir sein Haus stehen hat. Die Konsequenz hinter seinem doch sehr ungewöhnlichen Weg und seine Einstellung imponieren mir extrem. Für mich ist Mika aufgrund seiner Geschichte und so wie er das lebt aktuell das größte Vorbild im heimischen Sport - egal ob Sommer oder Winter. Er hat die Chance, dass er da ganz vorne mitmischt, ich würde ihm die Medaille von Herzen gönnen.

Österreich ist traditionell mit großartigen Skispringern gesegnet, sticht für Sie jemand besonders hervor?

Gegenwärtig sind das sicherlich Stefan Kraft oder Daniel Tschofenig, aber immer wenn ich ans Skispringen denke, kommt mir schnell einmal Andi Goldberger in den Sinn. Ich war im Weltcup noch ein Nichts, da war der schon der Überflieger schlechthin, ein absoluter Star. Einen ähnlich großen Hype hat eigentlich nur Hermann Maier ausgelöst. Ich habe mich öfters gefragt, wie er das alles aushält und er hatte gewiss auch schwierigere Zeiten. Aber er war ein genialer Sportler und toller Mensch, damals, wie heute.

Wer ist in der Abfahrt eigentlich der größte Stilist in der Luft?

Da haben wir mit Vincent Kriechmayr einen ganz vorne dabei. Das habe ich mir zuletzt in Saalbach gedacht, wo er wieder super kompakt gesprungen ist. Einfach eine Augenweide.

In der Abfahrt gehört ein gewisser Luftstand dazu, können Sie sich noch an Ihren wildesten und weitesten Sprung erinnern?

Ja. Das war bei meiner Premiere in Gröden 1995. Im ersten Training war Neuschnee in der Piste, ich war viel zu langsam, hab den dritten Buckel nicht geschafft und mir geschworen, dass mir das nie wieder passiert. Am nächsten Tag bin ich dann bei idealen Pistenverhältnissen mit vollem Karacho auf die Kamelbuckeln hin und so weit über den dritten Buckel drüber gesprungen, dass die Fotografen auf ihren Bildern nur meine Skier und Unterschenkel oben hatten. Angeblich waren es 76 Meter. Ich hatte die Hose gestrichen voll, es war schon extrem.

Abschließend: Wie intensiv werden Sie die nordische Weltmeisterschaft verfolgen, welche Bewerbe lassen Sie sich auf keinen Fall entgehen?

Ich habe das Glück, dass es für mich in dieser Zeit etwas ruhiger hergeht. Wenn unsere Sportler um die Medaillen mitfighten kann noch so schönes Wetter sein, da heißt es daheim vorm Fernseher sitzen und Vollgas mitfiebern.

Trauen Sie sich einen Tipp zu – wie viele Medaillen holt Österreich in Trondheim?

Ich sage neun Medaillen, von denen am Ende drei in Gold glänzen.

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