Kitzbühel: Im stillen Örtchen geht's ab Mittwoch bergab
Auf den ersten Blick ist es tatsächlich fast so wie immer in Kitz’. Nur vielleicht um noch eine Spur beschaulicher und menschenverlassener als an einem normalen Dienstag in einer herkömmlichen Hahnenkammwoche. Wenn die Kitzbüheler in Kitzbühel traditionell noch unter sich sind, wenn in den Gassen der Altstadt das Halligalli noch Pause hat und der High Snowciety noch nicht nach weißen Würsten ist.
Heuer bleibt Kitzbühel die gesamte Hahnenkammwoche ein stilles Örtchen. Das Coronavirus hat all diese schrillen Nebengeräusche, die diesem Rennen so eigen sind und die das sportliche Geschehen bisweilen sogar übertönen, zum Verstummen gebracht. Und es tritt das ein, was so manche Kitz-Kritiker schon lange gefordert haben: In Kitzbühel dreht sich ausnahmsweise einmal alles nur um den Sport.
Den Protagonisten ist es gar nicht einmal so unangenehm, dass in diesem Jahr die obligaten Sponsorentermine und anderen Verpflichtungen rund ums Après-Ski-Rennen ausfallen. „Die Athleten haben mehr Zeit, sich zu erholen, weil das Eventprogramm wegfällt“, sagt ÖSV-Herren-Cheftrainer Andreas Puelacher vor dem ersten Trainingslauf am Mittwoch.
So mancher Abfahrer wird dann beim Abschwingen wohl große Augen machen. Normalerweise sind die riesigen Stahlrohrtribünen schon beim ersten Training besser gefüllt als viele Weltcuprennen. Heuer eröffnet sich den Läufern im Ziel eine ganz andere Perspektive. Denn neben den massiven Tribünen fehlt auch der Kitz Race Club, das mondäne zweistöckige VIP-Zelt unterhalb des Ziels, in dem es sich in Nicht-Epidemie-Zeiten 1.500 geladene Gäste gut gehen lassen.
Die Entscheidung, in diesem Jahr den Kitz Race Club nicht aufzusperren, fiel bereits im vergangenen Sommer, als die Infektionszahlen hierzulande noch niedrig waren und Anlass zu Optimismus gaben. Der ehemalige Rennläufer Harti Weirather, der mit seiner Agentur WWP die Hahnenkammrennen vermarktet, war aber schon damals das Risiko zu groß – eine kluge Entscheidung mit Weitsicht.
Sonst würde das finanzielle Loch, das dem Kitzbüheler Ski Club (KSC) in diesem Jahr droht, wohl noch größer ausfallen. Obwohl es sogar gelang, in diesen turbulenten Zeiten einen neuen internationalen Großsponsor für die Hahnenkammrennen zu gewinnen, erwartet KSC-Präsident Michael Huber heuer rote Zahlen.
Mittwoch: 1. Training (11.30 Uhr)
Donnerstag: 2. Training (11.30)
Freitag: Abfahrt (11.30)
Samstag: Abfahrt (11.30)
Sonntag: Super-G (10.20)
Doch der ambitionierte Kitzbüheler, der zuletzt immer häufiger auch als möglicher Nachfolger von Skiverbandspräsident Peter Schröcksnadel genannt wurde, beklagt sich keineswegs über die Schwierigkeiten und die turbulenten letzten Wochen. Michael Huber: „Es ist eine Gnade, diese Veranstaltung, die ein Teil der österreichischen Sportkultur ist, planen zu dürfen.“
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