Peter Schröcksnadel: Ich habe gewusst, dass er für Veränderungen steht. Die braucht es auch. Aber es geht auch darum, wie man sie umsetzt. Zwischen privaten Unternehmen und demokratischen Verbänden herrschen andere Spielregeln. Nur so viel: Die Zentralvermarktung, über die in letzter Zeit so viel geredet wird, ist bei diesem Kongress kein offizielles Thema. Diese Pläne sind auch noch unausgegoren und wären noch gar nicht umsetzbar. Und ich kann mir schwer vorstellen, dass der FIS-Präsident dieses Thema dann selbst zur Sprache bringen wird.
Wie stehen Sie denn grundsätzlich einer zentralen Vermarktung im Ski-Weltcup gegenüber?
Ich bin sehr für die zentrale Vermarktung. Wenn man sich zurückerinnert, habe ich in Österreich ja nichts anderes vorangetrieben. Der ÖSV hat unter meiner Führung genau das Gleiche gemacht, was jetzt die FIS vorhat. Da sehe ich grundsätzlich keinen Unterschied, die Frage ist nur: Wie gehe ich vor, wie hole ich alle ins Boot?
Genau das scheint aktuell für Diskussionsstoff zu sorgen.
Die zentrale Vermarktung würde jedem sehr viel bringen. Das wäre ein nächster Schritt. Aber es geht nicht, wenn man bei diesem Prozess die nationalen Verbände quasi enteignet. Das kann und darf man nicht machen. Ich kann Ihnen aber versichern: Genau das habe ich so auch beim FIS-Präsidenten deponiert. Und zwar nicht nur einmal.
Wie könnte eine Lösung aussehen?
Der nationale Verband muss bis zu einem gewissen Punkt selbst die Möglichkeit haben, seine Wettkämpfe zu vermarkten und seinen Sponsoren eine Bühne zu geben. Umgekehrt müssen auch die FIS-Sponsoren dabei sein können. Davon würden alle profitieren, denn schon jetzt ist kein einziges Rennen total ausverkauft. Nicht einmal in Österreich, da hatten wir oft nur 70 Prozent Auslastung. Mit einer gemeinsamen Vermarktung könnte man diese Lücken schließen. Eines wird nicht funktionieren.
Was denn?
Man wird nicht einfach über die nationalen Verbände drüberfahren können, nach dem Motto: Ihr nehmt jetzt da drei oder fünf Sponsoren und dafür bekommt ihr Geld. Das würde schon allein deshalb nicht gehen, weil man so die Mannschaften nicht mehr verkaufen kann. Ein Sponsor, der mit seinen Logos bei der Mannschaft präsent ist, will natürlich dann auch beim Event dabei sein und sich präsentieren dürfen. Deshalb muss das alles sehr gut koordiniert sein. Ich betone es noch einmal: Der nationale Verband muss eine gewisse Selbstständigkeit haben und darf nicht entmündigt oder enteignet werden.
Wie steht denn der Skisport grundsätzlich da?
Ich finde, dass der Rennsport super aufgestellt ist. Nur spielt es da und dort eigentlich keine Rolle, ob das jetzt offizielle Wettkämpfe der FIS sind oder nicht. Nehmen wir Kitzbühel, die Vierschanzentournee, Wengen – das sind alles wertvolle Eigenmarken, die sich über Jahrzehnte etabliert haben. Diese Veranstaltungen würden auch ohne die FIS funktionieren. Aber für die kleineren Veranstalter ist es ein Gewinn und eine Aufwertung, wenn sie offiziell FIS-Weltcup heißen. Viele von denen würden sonst keine Beachtung finden. Und es gibt nun einmal einige Veranstalter, die wirklich am Limit sind.
Meinen Sie die Übersee-Rennen, bei denen im vergangenen Winter fast nur österreichische Sponsoren auf den Startnummern und Werbebanden zu sehen waren?
Der Skisport lebt von der Qualität der Marken. Und diese Qualität ist teilweise einfach nicht vorhanden. Die Nordamerika-Rennen leben praktisch nur von Österreich und der Schweiz, in anderen Ländern werden die Rennen gar nicht mehr übertragen. Da besteht Handlungsbedarf.
Soll deshalb der Ski-Weltcup im nächsten Winter im März einen zweiten Abstecher nach Nordamerika machen?
Ich begrüße diese Pläne, habe aber schon deponiert, dass die Verbände dann einen höheren Spesenersatz bekommen sollten, weil das mit hohen Kosten verbunden ist, wenn der Tross noch einmal nach Übersee muss. Das können sich einige Nationen sonst womöglich gar nicht leisten. Wenn man die Chance hat, einen großen US-Sender an Bord zu holen, der diese Rennen überträgt – und da sieht sehr gut aus – dann muss man das machen. Der US-Markt ist wichtig.
Apropos TV: Wäre der Skisport etwas fürs Pay-TV?
Das wäre in meinen Augen ein sehr schlechter Zugang. Man darf nie vergessen, welche wichtige Rolle im Skisport der Tourismus spielt. Der Skisport findet in der Natur statt, im schönsten Ambiente, das man haben kann. Die Übertragungen der Rennen sind ein wesentlicher Faktor für den Tourismus. Wenn das im Bezahlfernsehen verschwindet, wenn diese Bilder viel weniger Leute sehen würden, dann würde es einige Rennen nicht mehr geben. Weil du einfach die Skigebiete und die vielen Helfer nicht mehr finden würdest.
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