Höllenschmerzen
Oder mit ganz viel Pech – das ist erst vor Kurzem passiert – verrutscht einem Spieler im ungünstigsten Moment das Suspensorium. Jener Profi wurde voll getroffen und spielte mit größten Schmerzen bis zur Pause weiter. Ein Blick des Arztes in der Kabine reichte, um den Spieler sofort ins Krankenhaus zur Operation des zerfetzten Hodens zu schicken. Sein Name kann hier nicht genannt werden. Denn die wochenlange Pause zur Genesung hat der Spieler nicht wahrgenommen. Er war wenig später schon wieder im Einsatz.
Wäre sein Leiden bekannt, würde die verletzte Stelle von Gegenspielern mit Sicherheit besonders attackiert. Von daher sprechen die Klubs nur von Ober- und Unterkörper-Verletzungen.
Geschichten wie diese zeigen, dass Eishockeyspieler eine besondere Leidensfähigkeit haben. Bekannt sind die Videos, wie Spieler Zähne ausspucken und weiterspielen, wie etwa der beinharte Verteidiger Sven Klimbacher bei einem Champions-League-Spiel der Capitals in Schweden. Der Kärntner war es auch, der einst zwei Spiele mit einem gebrochenen Mittelfuß absolvierte. „Nach der Partie in Znaim habe ich aber nicht mehr gehen können“, erinnert sich Klimbacher, der jetzt als Sanitäter Leben rettet. „Früher habe ich versucht, Leuten wehzutun“, sagt er schelmisch.
Ein besonderes Kapitel schrieb Ex-Nationalspieler Oliver Setzinger, der sich 2020 kurz vor dem Entscheidungsspiel seiner Graz 99ers und nur eine Woche nach seiner Verletzung seinen Gips vom Bein schnitt, sein Team zu einem 5:3 gegen Dornbirn und ins Play-off führte. Die verletzte Stelle war betäubt worden. Nach dem Spiel kam der Gips wieder hinauf. „Ich habe gefragt, ob es geht, wenn man es betäubt und sie haben gesagt, dass was passieren könnte. Aber: Es muss ja nichts passieren.“
Kopftreffer
Immer wieder kehren Profis direkt aus dem Krankenhaus auf das Eis zurück: 2015 zum Beispiel, als der Villacher Mark Santorelli in Salzburg am Helm getroffen wurde. Seine Platzwunde wurde mit sechs Stichen genäht, er kam zurück und spielte. Aber mit einem anderen Helm – der erste hatte ein Loch.
Philippe Lakos, der im Sommer seine Karriere beendete, war beim Austeilen eifrig, konnte aber auch einstecken. Im Februar 2016 hatte ihm der Salzburger Brett Sterling mit einem Stockschlag beinahe einen Finger abgetrennt. Während seine Kollegen den Sieg erkämpften, war Lakos im Krankenhaus, wo die Ärzte seinen Finger retteten. Das oberste Glied hing nur noch an Hautfetzen. Eine Stunde nach dem Spielende kam Lakos zurück und sagte: „In diesem Moment hab ich mir nur gedacht: Nicht schon wieder so eine Scheiße. Ich will nicht ausfallen.“
Der Villacher Giuseppe Mion glaubt, dass in den 80er und 90er-Jahren viel mehr passiert ist. „Die Kader waren kleiner, da konntest du nicht ausfallen.“ Er selbst spielte mit einem Kieferbruch. „Ein Schlosser hat mir einfach einen Korb auf den Helm geschmiedet und ich war wieder auf dem Eis.“ VSV-Legende Ken Strong habe zwei Tage nach einem Armbruch mit einer Schiene das Siegestor geschossen.
Solche Erzählungen schaffen es meist erst Jahre danach an die Öffentlichkeit. Zumindest so schützen sich die Eishockey-Cracks selbst.
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