Das Blau der Seen und das Weiß des Winters – passender und stimmungsvoller kann die finnische Flagge nicht beschrieben werden wie von einem Dichter aus dem 19. Jahrhundert.
Am Samstag war Tampere, die momentane Welthauptstadt des Eishockey-Sports, wieder mit vielen Tausenden der schneeweißen Rechtecke mit dem seeblauen Kreuz geschmückt. Schon zeitig in der Früh, lange vor dem Duell mit Österreich, zogen die Fans durch die Stadt und wärmten sich in der Frühlingssonne auf.
Das 3:0 (1:0, 1:0, 1:0) am Samstag gegen die Österreicher war keine Überraschung. Schon nach 105 Sekunden schoss Filpulla das 1:0. Nach dem spielfreien Sonntag trifft Österreich am Montag im direkten Duell gegen den Abstieg auf Großbritannien.
Der KURIER begab sich in Tampere auf Spurensuche, was die Finnen so stark gemacht hat.
Finnische Konstanz
Österreichs ehemaliger Sportdirektor Alpo Suhonen, im Jahr 2000 erster europäischer Head-Coach in der NHL, freut sich über die Entwicklung in seiner Heimat. „Sie spielen seit einigen Jahren mit Coach Jukka Jalonen das gleiche Spielsystem. Sie haben ein gutes Teamplay, viel Puck-Kontrolle.“ Der Olympiasieg in Peking habe viel bewirkt. „Die Stimmung in der Mannschaft ist seither sehr gut.“ Zu WM-Beginn habe man auch Glück gehabt. „Aber die Mannschaft hat eine sehr gute Balance zwischen Defensive und Offensive“, sagt Suhonen. Und dann kam nach Turnierbeginn auch noch Dallas-Verteidiger Miro Heiskanen nach. „Er ist einer der besten Verteidiger der NHL.“
Klassen-Kampf
Im Eishockey ist Finnland derzeit die Nummer Eins der Welt. 5,5 Millionen Einwohner hat das Land, 71.063 Vereinsspieler, 66 NHL-Profis und 282 Eishallen. Im Vorjahr waren die Finnen Vizeweltmeister, im Februar wurden sie Olympiasieger. Zum Vergleich: In Österreich sind es bei knapp neun Millionen Einwohnern 7.670 Vereinsspieler, zwei NHL-Profis (Raffl und Rossi) und 42 Eishallen. Die meisten haben aber im Sommer kein Eis.
Noch größer wird die Kluft, wenn man die Nachwuchsabteilungen vergleicht. Erstens haben finnische Klubs für ihre Kinder eigene Tormann- und Eislauftrainer. Außerdem haben die Talente auf Nationalteamebene bis zur Unter-20 mehr als 100 Spiele auf höchstem Niveau. In Österreich waren es vor der Pandemie um die 40, aber nicht auf diesem Niveau, da die Top-Nationen kaum gegen schlechtere spielen. Und dann kommen Österreicher zur WM und müssen sich mit diesen perfekt ausgebildeten Spielern messen. Dafür hat sich die Mannschaft von Roger Bader am Samstag erneut ordentlich verkauft.
Die Philosophie
In Finnland werden Kinder zwischen zwölf und 14 Jahren nicht aussortiert. „Niemand kann sagen, ob man mit zwölf bis 14 Jahren ein großes Talent ist“, sagt Wolfgang Gärtner in der Kleinen Zeitung. Der Villacher arbeitet für den Klubverband Kiekko-Espoo, in dem insgesamt 2.000 Kinder betreut werden. Trainer-Erfolg werde nicht nach Meistertiteln gemessen, sondern daran, ob die Coaches die Vorgaben, was den Youngsters beigebracht werden soll, umgesetzt haben.
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