"Ein Brauser" und "Es saugt": Martin Koch erklärt das Skisprung-ABC

"Ein Brauser" und "Es saugt": Martin Koch erklärt das Skisprung-ABC
Die Skispringer-Sprache ist nicht immer ganz verständlich. Der ORF-Experte präsentiert seine Lieblings-Ausdrücke.

Was ist ein Brauser? Warum haben Skispringer einen flüssigen Abgang? Was passiert, wenn's saugt? ORF-Experte Martin Koch klärt auf und präsentiert jene geflügelten Worte, die am häufigsten on air gehen.

Ein flüssiger Abgang

„Auch wenn es sich vielleicht so anhört: Mit dem Verdauungstrakt hat das relativ wenig zu tun. Wir reden  da von der Absprungbewegung am Schanzentisch, die im Idealfall möglichst rhythmisch, harmonisch und flüssig sein soll.   Das ist dann die höchste Kunst im Skispringen. Aber einen richtig flüssigen Abgang sieht man meistens nur bei den Topathleten."

Ein Brauser

„Das ist eigentlich liebevoll gemeint. Und meistens sage ich ja sowieso, dass jemand eben kein Brauser ist. Wenn jemand kein Brauser, oder kein Wappler ist, heißt das,  dass er etwas richtig gut macht. Zum Beispiel einen flüssigen Abgang.“

Ein solider Sprung

„Das ist oft zu hören. Ein solider Sprung ist das, was ein Skispringer zusammen kriegen sollte, wenn man ihn um drei Uhr in der Nacht aufweckt und ihn auf den Bergisel schickt. Das ist der Standard, den der  Athlet drauf hat, eher sogar  etwas drunter. Mit soliden Sprüngen gewinnst du nichts.“

Da saugt’s

„Das Prinzip ist vergleichbar,  wie wenn man  mit dem Staubsauger zum Vorhang  ran geht. Saugen tut’s beim Skispringen meistens dann, wenn es schneit, regnet oder sehr warm ist.  Der  Ski hat eine breite Fläche, und wenn  zwischen Anlaufspur und  dem Ski ein Wasser rein kommt,  dann  kann es passieren, dass es saugt. Und das ist so ziemlich das Unangenehmste, weil du irgendwie das Gefühl hast, im Anlauf stecken zu bleiben. Meistens gelingt dann kein flüssiger Abgang mehr."

Zack, gleich vorne

„Das ist die Folge von einem flüssigen Abgang.  Wenn ein Springer gleich die ideale Flugposition einnehmen kann  und der Ski nicht zu weit nach unten oder nach oben schießt. Der Sprung geht dann meistens.“

Der geht

„Eigentlich müsste man ja dazu fügen: weit. Wenn ich „der  geht“ sage, dann wird das ein richtig guter Sprung. Ich sehe das meistens schon sehr früh, weil ich immer den Windmonitor im Auge habe und die Athleten natürlich auch gut kenne. In 90 Prozent der Fälle kann ich schon über dem Vorbau sagen, ob ein Sprung geht, oder eben nicht.“

Das System

„Irgendwann hat sich dieser Begriff eingebürgert.  Ich glaube, dass das System mit dem V-Stil aufgetaucht ist.    Durch die zwei Skier und dem Körper entsteht in der Luft eine Fläche und Einheit, das ist das System. Im Optimalfall   bildet das eine Symmetrie, dann ist es ein Supersystem.“

Das Untergstell überholt ihn

„Man kann dazu auch sagen: ,Die Füße  sind ihm vorgefahren.’  Wenn das passiert, dann kommt kein flüssiger Abgang heraus. Das Untergstell überholt einen, wenn ein Springer in dem Moment, in dem er sich zur Absprungbewegung erhebt, den Schwerpunkt nach hinten verliert. In dieser Position kriegst du keinen Absprungdruck zusammen, dann geht sich nicht einmal mehr ein solider Sprung aus.“

Es geht zach:

„Das sind dann die richtig unattraktiven Springen, bei denen  es nicht weit geht und kaum einer  bis zum K-Punkt kommt.“

Der Simi, der Kamil, der Noriaki

„Zu all den  Personen,  die ich mit dem Vornamen anspreche, habe ich einen Bezug und oft sind das auch Freunde von mir.  Ich sehe mich immer als Teil der Skisprungfamilie. Nur beim Jernej Damjan (Anm. ein slowenischer Springer) sage ich immer den ganzen Namen. Weil ich mir nie merke,  was der Vor- und was der Nachname ist."

 

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