Thiem tritt ab, Hirscher kommt zurück: Immer wieder Marcel Maier
Wolfgang Winheim
20.10.24, 09:00Es wird ein sentimentaler Abschied und ein cooler Neustart: Tennisstar Dominic Thiem, 31, bestreitet in der Wiener Stadthalle sein letztes Game. Marcel Hirscher, 35, schnallt nach fünfjähriger Absenz wieder Rennskier an.
Dass auch Thiem noch einmal ein Comeback wagt, ist auszuschließen. Er wird bei dem einen oder anderen Promi-Kickerl am (größeren) Ball sein. Und er wird vermutlich noch 2050 manch 30 Jahre jüngerem überehrgeizigen Halbprofi die Filzkugel um die Ohren schießen, falls so einer glaubt , es mit dem ehemaligen New York-Sieger aufnehmen zu können.
Anschluss an die Weltspitze würde Thiem nicht mehr finden. Zu groß (auch körperlich) ist die von Jannik Sinner angeführte Konkurrenz geworden. Zu sehr und zu lang machte Thiem seine Handverletzung zu schaffen. Die für einen Ski-Rennläufer wichtigsten körperlichen Werkzeuge, die Kniegelenke, blieben bei Hirscher indes stets unversehrt. Auch diesbezüglich zählt der achtfache Gesamtweltcupsieger zu den Ausnahmeerscheinungen.
Während der Ski-Weltcup zum alljährlichen Rekonvaleszenten-Treffen Knieoperierter verkam, rissen bei Hirscher nie die Kreuzbänder, war er nie zu einer langen Reha gezwungen, die im Falle eines Knorpelschadens bis zu einem Jahr (siehe David Alaba) dauern kann.
Ob Hirscher schon nächsten Sonntag beim Riesenslalom in Sölden oder erst in Levi (Finnland) auf Slalom-Skiern im Outfit des niederländischen Verbandes zu bewundern sein wird, lässt er noch offen.
Trotz Interviewanfragen im dreistelligen Bereich stand Hirscher bisher nur bei einer einzigen Pressekonferenz (in der holländischen Heimat von Mama Sylvia) und bei Servus TV Rede und Antwort. Der Vorwurf, Hirscher inszeniere eine PR-Show zugunsten seines von Red Bull finanzierten Van Deer-Skis, blieb dennoch nicht aus.
Wie auch immer – dem Skisport, der zu verblassen drohte, kann nichts Besseres passieren als Hirschers Wiederkehr. Top-Quoten sind dem ORF garantiert, wenn der carvende (halbe) Holländer seine Aufholjagd mit Nummer 31 startet. Von der Hermann Maier glaubt, dass sie keinerlei Handicap für seinen Salzburger Landsmann sei. Mehr noch: Maier, 51, traut, wie er im KURIER-Interview mit Christoph Geiler festgehalten haben wollte, Hirscher sofort den Sprung aufs Siegespodest zu. Zugleich könne er verstehen , dass andere Läufer das „übertriebene Tamtam“ um Hirscher nervt, wenn sich jetzt alles nur um Einen dreht.
Aber ist’s nicht vor einem Vierteljahrhundert ähnlich gewesen? Als Österreich mit Stephan Eberharter, Fritz und Pepi Strobl, Hannes Trinkl, Michael Walchhofer, Hans Knauß, Christian Mayer, Andreas Schifferer plus dem damaligen Team-Benjamin Raich zwar über ungleich mehr Siegläufer verfügte und trotzdem Einer immer wieder allen die Show stahl? Mensch Maier, waren das Zeiten.
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