Die Kluft in der Eishockey-Liga wird größer

Villach kämpft jedes Jahr ums Überleben
Höhere Steuern, hohe Kosten, ungleiche Bedingungen - einige EBEL-Klubs bewegen sich auf dünnem Eis.

Die Entwicklung der Erste Bank Eishockeyliga seit dem Ligacrash im Jahr 2000 ist eine Erfolgsgeschichte. Waren in den 90er-Jahren in den Hallen oft weniger als 1000 Zuschauer und die Spiele kaum im Fernsehen zu sehen, zählt die Liga 2016/2017 zu den sechs besten in Europa – was die Organisation und auch das sportliche Niveau betrifft. 130 Spiele sind pro Saison auf den TV-Bildschirmen dank ServusTV und Sky zu sehen, die Zuschauerzahlen sind zwar heuer gesunken, bewegen sich aber immer noch auf respektablem Niveau. Einen Schnitt wie Linz (4651) würden sich fünf der zehn Fußall-Bundesligisten wünschen. Und mittlerweile gibt es mit der Sky-AHL, einer U20- und einer U18-Liga auch einen guten Unterbau.

Dennoch ist nicht alles eitel Wonne. Die Schere zwischen den armen und reichen Klubs ist weiter aufgegangen. Zwar haben alle zwölf Vereine für die kommende Saison genannt, eine langfristige Teilnahme ist aber abgesehen von den Großklubs Salzburg, Capitals, Linz und KAC keinesfalls gesichert.

Abschied in Innsbruck

Obwohl Innsbruck heuer eine starke Saison spielt, ist für Obmann Günther Hanschitz im Frühjahr nach 22 Jahren Schluss. "Aus privaten Gründen", wie er im KURIER-Gespräch betont. Allerdings sagt er auch: "Für die kleinen Vereine ist die Liga kaum zu finanzieren." Die Kosten mit den Reisen von Dornbirn bis Szekesfehervar seien zu hoch. Hanschitz würde auch raten, dass die Liga zu einer Legionärsbeschränkung zurückfindet. "Wir haben vergessen, dass wir in Österreich Eishockey spielen. In den ersten und zweiten Linien der Mannschaften gibt es kaum noch Österreicher. Wie soll sich da das Nationalteam entwickeln können?"

Zagreb vor der Türe

Aller Voraussicht nach kommt im September auch Zagreb von der russischen Millionenliga KHL in die EBEL zurück. Die Kroaten haben alle Unterlagen abgegeben, kommende Woche folgt eine Wirtschaftsprüfung.

Fast neidisch blickt Villachs Geschäftsführer Giuseppe Mion nach Laibach, wo Spielergehälter monatelang ohne Konsequenzen nicht ausbezahlt werden. "Wenn ein Verein in Österreich Probleme hat und verspätet auszahlt, gibt es einen großen Skandal," sagt Mion, der seinen Posten ebenfalls gerne aufgeben würde. "Nur: Wer tut sich das an? Als wir vor fünf Jahren gewarnt haben, dass die Kluft in der Liga größer wird, haben uns alle ausgelacht. Jetzt haben wir ein Konstrukt, mit dem die reichen Vereine ihre Chancen gesichert haben, immer vorne zu bleiben. Aber, irgendwann werden ihnen die Gegner ausgehen."

Wettbewerbsnachteil

Gleich ist allen acht österreichischen Klubs, dass sie im Kampf gegen ihre ausländischen Konkurrenten vom Finanzamt massiv benachteiligt werden. In Ungarn und Italien zum Beispiel gelten für Sportvereine bessere Steuersätze. In Italien zählt nur der Fußball als Profisport. EBEL-Manager Christian Feichtinger konkretisiert: "In Italien gibt es nur eine Aufschlagsteuer von zirka 24 Prozent." In Österreich traf der Wartungserlass des Finanzministeriums die Vereine wie eine Keule. Manche haben Mehrkosten von 500.000 Euro. Bei Budgets von zwei, drei Millionen Euro ist das ein Riesenbrocken. Feichtinger weiß auch: "Würden die ausländischen Klubs so hohe Steuern wie die österreichischen zahlen, dann wäre für sie eine Teilnahme an der EBEL unfinanzierbar."

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