Die Steuerkeule trifft die Sport-Vereine

Die Sport-Vereine müssen ab 2016 wesentlich mehr Steuern zahlen
Nach einem Verfahren der EU kommen auf Österreichs Sport-Vereine hohe Mehrkosten zu.

Wenn in diesen Tagen über manchen Vereinsbüros Rauch aufsteigt, dann kommt das nicht von der vorweihnachtlichen Stimmung der Funktionäre. Bei vielen Sport-Vereinen in Österreich rauchen die Köpfe. Denn was vom Finanzministerium sperrig als "Wartungserlass" formuliert wurde, bringt einige Traditionsklubs an den Rand des Ruins.

Vor allem im Eishockey steht einigen das Wasser bis zum Hals. Weil viele Klubs nicht mehr als "gemeinnützig" eingestuft werden, fallen für Profibetriebe Steuern an, wo es bisher keine gab.

Auslöser waren Fußballer-Transfers

Reinhard Grüner, Finanzreferent beim Villacher SV, erklärt: "Die EU hat ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Österreich eingeleitet. Der Grund war, dass Fußballer nach Deutschland gewechselt sind und bei den Ablösesummen keine Mehrwertsteuer drinnen war." Die deutschen Vereine haben dann nachgefragt, was denn in Österreich los sei.

Das Gesetz hat sich nicht geändert, nur die Betrachtungsweise, was ein gemeinnütziger Verein ist. "Wenn ein Verein im Nachwuchs mehr Spieler und Trainer hat als im Profibereich, dann war der Verein gemeinnützig und von den Steuern mehr oder weniger befreit", sagt Grüner. Im Fußball sind künftig alle 20 Bundesliga-Klubs per Definition Profi-Klubs. In anderen Sportarten sind sie es dann, wenn mehr als 50 Prozent der am Spielbericht stehenden Spieler Profis sind.

Drei Faktoren sind für die Vereine ausschlaggebend:

1. Umsatzsteuer: Auf Umsätze (Sponsoreinnahmen von Firmen wie Banken, die nicht vorsteuerabzugsberechtigt sind) kommt ab 2016 ein Zuschlag von 20 Prozent, auf Tickets 13 Prozent.

Auch die Tickets hätten mit 20 Prozent besteuert werden sollen. Doch da erreichte der Sport die Gleichstellung mit der Kunst. In der Kultur wird mit 1. Jänner von zehn auf 13 Prozent erhöht.

„Das Abo wird 13 Prozent teurer. Wir haben das Problem, dass die Leute kein Geld mehr haben.“

Dieser Punkt trifft alle Sport-Vereine. Zum Beispiel muss auch Rapid in Zukunft die 13 Prozent abliefern. Rapid-Geschäftsführer Christoph Peschek geht von einem Minus aus: "Es gibt zwar auch steuerliche Vorteile, aber insgesamt muss von einem großen Verlust bei den Ticketeinnahmen ausgegangen werden." Die 13 Prozent werden nicht von den Zuschauern getragen. Zu rechnen ist, dass Rapid in der neuen Saison für alle Bewerbe eine halbe Million Karten verkaufen wird.

Franz Kalla, Manager der Vienna Capitals betont: "In Wien haben wir auch noch die zehn Prozent Sportgroschen. Damit ist fast ein Viertel der Ticketeinnahmen weg." Ob die Mehrkosten auf die Fans übertragen werden, ist noch nicht klar. Villachs Finanzexperte Grüner gibt zu bedenken: "Unser Abo wird um mindestens 13 Prozent teurer. Wir haben jetzt schon das Problem, dass die Menschen kein Geld mehr haben."

2. Körperschaftssteuer: Die wird insofern nicht bedeutend sein, weil kein Verein Gewinn macht. Und wenn er Gewinn macht, dann stehen 25 Prozent an.

3. Personalkosten: Diese treffen die Vereine unterschiedlich. Bisher galt für jeden Spieler ein Steuerfreibetrag von monatlich 540 Euro. Dieser fällt weg. Bei rund 25 Spielern summiert sich das auf zirka 90.000 Euro. "16.000 netto kosten uns jetzt mehr als 32.000 Euro", sagt Grüner. Und die Schüler, Lehrlinge oder Studenten unter den Spielern haben auch keine Befreiung der Sozialversicherung mehr.

Abseits vom Sportlichen beschäftigt einen Klub wie Villach auch die Entlohnung der Helfer. Grüner: "Bei uns gibt es einige, die ohne Entgelt mitarbeiten, aber dafür ein Abo bekommen. In Zukunft müssen alle angemeldet werden, Steuern und Sozialversicherung zahlen."

Die Auswirkungen

Den Vereinen wurde freigestellt, wann die Umstellung gemacht wird. Spätestens am 1. Jänner 2017 muss diese erfolgt sein. Die meisten Vereine werden Kapitalgesellschaften gründen.

In der Eishockey-Liga wird die Schere zwischen Arm und Reich weiter auseinandergehen. "Wir müssen mit einem Mehraufwand von 500.000 bis 800.000 Euro rechnen", glaubt Grüner.

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