Das Faustrecht gilt nicht mehr: Abschied von Eishockey-Raubein Lakos

Das Faustrecht gilt nicht mehr: Abschied von Eishockey-Raubein Lakos
Der Wiener war der böseste aller Buben in der ICE Hockey League. Vor dem Freitag-Schlager Capitals gegen KAC wird er geehrt.

Zumindest diese eine Szene wird immer mit seiner Karriere in Verbindung gebracht werden: Am 30. Oktober 2005 entledigte sich Philippe Lakos seines Trikots und kämpfte mit nacktem Oberkörper gegen den Innsbrucker Tavis Hansen. Die 3.800 Eishockeyfans in Kagran waren aus dem Häuschen, eine Legende war geboren.

Am 23. September 2022 wird diese Legende verabschiedet. Phil Lakos hat im März nach 22 Saisonen im Profi-Eishockey, 19 davon bei den Vienna Capitals, seine Karriere beendet. In dieser Zeit saß er 31:30 Stunden auf der Strafbank. Er war der böseste aller Buben in Österreichs höchster Spielklasse. Aber wohl auch der verlässlichste und treueste Spieler in Wien.

Vor dem heutigen Spiel seiner Vienna Capitals gegen den KAC wird seine Rückennummer 4 unter das Hallendach gezogen und als erste Nummer in Wien nicht mehr vergeben. Die Tickets kosten 4 Euro, die Steffl-Arena wird mit 7.000 Fans voll sein.

Neue Aufgabe

Lakos ist mittlerweile im Trainerteam der Capitals und als Teammanager für die Organisation z. B. der Reisen verantwortlich. "Es ist viel mehr zu tun, als ich mir gedacht habe", sagt er. "Als Spieler hast du mehr Freizeit. Ich muss nicht mehr so hart trainieren, aber dafür meinen Kopf anstrengen."

Nach seiner letzten Saison wollte der 42-jährige Wiener sportlich erstmal gar nichts machen. "Ich hab’ immer gesagt, nach der Karriere werde ich dick. Aber dann ist mir fad geworden und ich bin wieder laufen gegangen."

Seine Einstellung gibt er jungen Spielern gerne weiter: "Das Wichtigste ist einfach, dass man immer 100 Prozent gibt. Es hat nicht jeder das gleiche Talent. Ich habe gewusst, worauf ich mich konzentriere. Es hat mir so immer mehr Spaß gemacht, als Tore zu schießen.“

Die Härte war das Metier des Phil Lakos. Zu Beginn seiner Karriere war er noch unbekümmert, am Ende in einem vernünftigen Maß. "Ich glaube, dass am Anfang der Spielstil in Österreich schuld war, dass ich so viele Strafen bekommen habe (lacht laut, Anm.). Mit dem Alter denkt man mehr an die Mannschaft. Die Strafen helfen ja keinem."

Aber manchmal musste er sie in Kauf nehmen. Die meisten seiner Kämpfe waren ein Zeichen an die gegnerische Mannschaft. "Gegen Innsbruck hat damals Trainer Jim Boni gesagt, ich soll mal rübergehen. Danach hat er gesagt: ’Phil, du solltest doch nur reden’."

Doch da war die denkwürdige Szene bereits im Kasten der Kameras. "Ich werde meistens darauf angesprochen“, sagt Lakos. "Es war witzig, weil wir uns beide gleichzeitig getroffen haben und einen Bruchteil einer Sekunde ohne Bewusstsein waren. Ich lache noch gerne darüber."

Das Faustrecht gilt nicht mehr: Abschied von Eishockey-Raubein Lakos

Lakos mit Rotter bei der Meisterfeier 2017

Auf den Deckel

Eines hat er nie vergessen: "Ich habe alle Gegner respektiert. Du kannst gegen einen kleinen oder großen Spieler schlecht aussehen. Egal, ob vom Spielerischen oder im Fighten. Wenn man glaubt, dass man besser ist als der andere, dann bekommt man eine auf den Deckel."

Und zu Hause gab es böse Blicke von Frau Claudia, wenn im Spiel wieder einmal gerauft wurde. "Sie hat es mir oft genug gesagt. Aber wenn es auf dem Eis so weit war, habe ich immer 100 Prozent gegeben."

Bis nach Rumänien

Die Capitals wussten das zu schätzen. 2018 bekam er einen Vertrag, mit dem er auch im Farmteam einsetzbar war. Ohne zu murren setzte er sich zu Saisonbeginn in den Bus zu den Spielen in Rumänien. Am Saisonende war er wieder bei den Profis. Auf diese Kräfte konnte oder wollte der Trainer doch nicht verzichten. "Es hat mir auch für das Selbstvertrauen geholfen."

Unsicher wird Lakos, wenn er an die Ehrung am Freitag denkt: "Niemand will mir sagen, was passieren wird. Ich hoffe, ich muss nicht viel reden."

Trotz seiner schlagkräftigen Argumente.

Nach dem Abschied des 121-fachen Nationalspielers Lakos gehen der Liga immer mehr Spielerpersönlichkeiten verloren. Eine solche ist am Freitag in Wien mit dem KAC zugast. Thomas Koch ist mit 39 Jahren der älteste Spieler in der ICEHL und heuer wieder Kapitän beim Rekordmeister. Der Kärntner absolvierte in der Saison 1999/2000 als 16-Jähriger seine ersten Spiele bei den Profis. Mit  1.147  Einsätzen in der obersten Spielklasse   ist er auch der Erfahrenste. 

Verfolger
Von den aktiven Spielern sind  Daniel Oberkofler  (Graz/ 891 Spiele), Mario Altmann (Graz/838) und Thomas Raffl (Salzburg/819) jene mit der meisten Erfahrung. 

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