Als Hochrisiko-Patient konnte Hans Schmid seine spusu Vienna Capitals monatelang nicht live in der Halle sehen. Der 80-jährige Geschäftsmann ist dennoch immer auf dem Laufenden. Im KURIER spricht der Präsident des Eishockey-Klubs über Millionenverluste, seine Freude mit dem jungen Team und seinen Glauben an die Rückkehr der Fans im Herbst.
KURIER: Sind Sie bereits geimpft?
Hans Schmid: Ich habe schon beide Impfungen bekommen. Ab 10. April habe ich 96 Prozent Schutz. Dann gehe ich vorsichtig, aber doch wieder hinaus. Vielleicht frage ich meinen Doktor, ob ich davor schon in die Halle kommen kann.
Wie haben Sie das Jahr in der Pandemie verbracht?
Ich habe mich komplett abgeschottet und nur Homeoffice mit Video-Konferenzen gemacht. Das geht ausgezeichnet. Ich mache mir einen Tee in der Früh und bin um 6.30 Uhr am Schreibtisch. Das macht mir Spaß. Da ist Ruhe, und es geht viel voran.
Mit den Capitals, Kaufhaus, Restaurants, Heurigen und Hotel sind Sie auch finanziell stark betroffen von der Pandemie ...
Statt Millionengewinne schreiben wir Millionenverluste. So ist das Kaufmannsein. Ich rege mich nicht auf. Der selbstständige Unternehmer hat die Möglichkeit, mehr Geld zu verdienen als andere Leute. Aber er muss zur Kenntnis nehmen, dass er auch Verluste machen kann. Wir haben die Mitarbeiter in Kurzarbeit. Ich habe meine Verluste um einen erheblichen Betrag erhöht, weil ich keine Kündigungen ausgesprochen habe. Ich sehe das als Investment in die Menschen. Das kommt wieder zurück. Wie im Eishockey gehen wir der nächsten Saison optimistisch entgegen.
Sie haben sich trotz der Krise Ihren Optimismus bewahrt.
Ich bin ein Kriegskind. Ich war fünf Jahre, als in Villach die Bomben auf uns abgeworfen wurden. Ich kann mich noch erinnern, als die Mutter in der Nacht geschrien hat, ’sie schmeißen schon die Christbäume’. Vor den Bombern ist damals ein Navigator geflogen und es wurden Phosphorbomben geworfen, die ausgesehen haben wie Christbäume und ganz Villach erleuchteten. Dann sind die Bomber geflogen. Es ist heute noch so, dass ich in den Keller gehe, wenn die Alarmsirenen getestet werden. Ich halte das nicht aus. Aber jetzt gehe aber ich in den Weinkeller. Wir leben hier in einer Zeit, in der permanenter Wohlstand herrscht und es keine Kriege gibt. Wirtschaftlich jammern wir alle auf hohem Niveau.
Haben Sie eine Befürchtung oder eine Ahnung, wie lange es bis zur Rückkehr in die Normalität dauern wird?
Ich glaube, dass sich im Sommer alleine schon durch die Temperatur alles mildern wird. Die Progressivität der Ansteckungen wird auch durch die Impfungen degressiv werden. Das hat man ja in den Altersheimen gesehen.
Wie glauben Sie, kann ein Saisonstart im Herbst vonstattengehen?
Ich glaube, dass wir wieder mit Publikum spielen werden. Ich denke, es wird Auflagen geben. Etwa 50 Prozent des Fassungsvermögens. Das wäre vernünftig. In den Play-offs 2022 werden wir wieder ein volles Haus haben. Dieses Limit von 1.500 vom vergangenen Herbst war mir unverständlich. Ein Klub mit einer Halle mit 2.500 Plätzen konnte genauso mit 1.500 Fans spielen, wie wir mit 7.000 und sechs Eingängen. Das begreift niemand.
Die Capitals haben mit ihrem Wiener Weg Sympathien gewonnen ...
Ich werde immer wieder angerufen, und mir wird gratuliert dazu. Mein Ziel mit der jungen Mannschaft war, unter die ersten Fünf zu kommen. Das war nicht so sicher. Dann habe ich gesagt, ich wäre zufrieden, wenn wir ins Halbfinale kommen würden. Alles, was jetzt noch kommt, ist der Honig auf’s Butterbrot.
Allmählich profitiert die Profi-Mannschaft von der intensiven Nachwuchsarbeit der vergangenen Jahre ...
Wir sind unseren Weg gegangen, haben investiert und die Akademie gegründet. Jetzt haben wir aus der Akademie mit Wraneschitz, Pallierer, Antal, Preiser und Piff fünf Spieler. Wichtig ist mir auch, dass sie eine Ausbildung haben. Früher sind Spieler nach ihrer Karriere Tankwart geworden. Wir haben heuer Partien mit nur drei Legionären gespielt. Durchschnittlich waren es sechs. Das ist eine großartige Leistung.
Hat Sie diesbezüglich Trainer Dave Cameron überzeugt?
Das war auch die Erwartungshaltung an ihn. Wir wollten einen Trainer, der schon viel mit der Jugend gearbeitet hat und auch den Mut hat, den Jungen eine Chance zu geben. Ich habe ihn unterstützt, auch wenn es mal nicht so gut gelaufen ist. Da muss man durch. Wir wollten nicht einen Trainer, der alles aus der Mannschaft rausquetscht und vielleicht sogar Meister wird, sondern einen, der in unser Zukunftskonzept passt. Darum werden wir wieder Meister werden. In dieser Saison wurden 60 Prozent der Tore von Österreichern erzielt. Früher waren es vielleicht 20. Die Jungen werden immer besser. Ich bin für die Zukunft höchst optimistisch.
Cameron sagt, er liebt die Stadt und liebt es, für die Capitals zu arbeiten. Ist die Verlängerung also Formsache?
Vor Ablauf der Saison möchte ich über Spieler und Trainer keine Äußerung machen. Er ist so fleißig und ist jeden Tag früh in der Halle. Ein echtes Vorbild, auch durch seine NHL-Karriere. Sie haben ja jetzt meine Stimmung ein wenig mitbekommen.
Die Serie gegen Bozen ist ein Duell auf Augenhöhe. Auf was wird es noch ankommen?
unsere Jungen Spieler haben vom Tempo her einen Vorteil. Aber das einzige Problem, das sich sehe, ist, dass wir zu viele Strafen nehmen. Daran sind nicht nur die Jungen schuld, sondern leider auch unsere Routiniers. Auf der Strafbank kann man nicht gewonnen. Auch, wenn der Gegner kein Tor schießt, der Rhythmus ist dahin.
Sie haben haben Graz-Präsident Jochen Pildner-Steinburg bei der Wahl zum neuen Liga-Präsidenten forciert. Wie sind Sie mit der Liga, die sie oft kritisiert haben, zufrieden?
Es geht was weiter. Es ist von der Liga-Führung mit Christian Feichtinger und Pildner-Steinburg exzellente Arbeit gemacht worden. Wie wir alle durch die Krise kommen, da ist wirklich gute Arbeit dahinter. Aber auch bei meinen Leuten. Die lobe ich ständig.
Kann man den Verlust aus der jetzigen Saison beziffern?
Noch nicht, weil wir noch nicht wissen, welche Zuwendungen wir noch bekommen. Das Sportministerium hat hier sehr gut agiert. Sie haben immer ein offenes Ohr gehabt und es sehr gut gelöst. Sonst könnten viele Vereine gar nicht mehr spielen.
Kommentare