Bunter Ski-Zirkus: Halb-Holländer Hirscher und Viertel-Französin Ortlieb

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Wenn Nationalität im Sport zur Nebensache wird, aber FIS-Boss Eliasch das Geld mehr als das Klima interessiert.

Er hat, obwohl Jahrgang 1955, alle 40 von Salzburg zur WM mitgebrachten Rennskier selbst angeschnallt und für den Norweger Henrik Kristoffersen getestet. Er drängt nie in den Schwenkbereich von Kameras. Ferdinand Hirscher steht lieber irgendwo am Hang. "Genauso angespannt wie früher." Wie früher, als sein Sohn der Topfavorit war.

Marcel Hirscher, 33, hat mit Red-Bull-Background ein Skiprojekt riskiert und Ex-Rivalen Kristoffersen für den Umstieg auf den Van Deer-Ski („vom Hirschen“) begeistert.

Der neunfache Gesamtweltcupsieger ließ bis zuletzt offen, ob er zur WM kommt. Oder ob er daheim in Annaberg das WM-Finale via TV mitverfolgt. So wie seine aus Den Haag stammende Mama.

Marcel ist halber Holländer, Vincent Kriechmayr verdankt seinen Vornamen seiner belgischen Mutter, die Vincent van Gogh verehrt. Die Mama des französischen Kombiweltmeisters Alexis Pinturault ist Norwegerin.

Die Eltern des Schweizer Slalomstars Daniel Yule stammen aus Großbritannien. Norwegens Slalom-Showman Lucas Braathen hat das Temperament von seiner brasilianischen Mutter geerbt. Braathens bester Freund im norwegischen Team ist mit Atle Lie McGrath ein halber US-Amerikaner.

Die Abfahrtssilberne Nina Ortlieb („Mein Opa kam vom Elsass nach Lech“) nennt sich eine „Viertel-Französin“.

ALPINE SKI-WM 2023: ABFAHRT FRAUEN/ MEDAILLENFEIER: ORTLIEB (AUT)

Keine Rede somit von einer alpinen Inzuchtpartie. Als solche wurde die Skifahrerei gern abfällig bezeichnet, als es galt, zu penetrant bejubelte österreichische Brettltriumphe zu schmälern.

Weltsportart kann der alpine Rennlauf nie werden. Ein Vorbild für eiskalte Profis anderer Sparten hingegen schon.

Wenn Sieger und Verlierer sich nach Rennen nationenübergreifend loben, trösten oder einander um den Hals fallen, bekommt der TV-Zuschauer den Eindruck, dass es wenigstens am Berg noch ein bissel menschelt.

Und wenn, angefangen von Mikalea Shiffrin und Aleksander Aamodt Kilde, 130 WM-Athleten eine vom ÖSV-Abfahrer und Klimaaktivisten Julian Schütter, 24, initiierte Petition unterschreiben, ist das der Beweis, dass Rennläufer sehr wohl über die Skispitzen hinaus denken. Konträr zur von der Petition gar nicht begeisterten FIS, die eine oft unkoordinierte Vielreiserei per Weltcupkalender abgesegnet hatte.

FIS Alpine Ski World Cup - Women's Downhill

Ungleich größere CO2-Verursacher sind zwar Formel 1 und Fußball (z. B. Spaniens Supercupfinale Real – Barça in Saudi-Arabien und eine Conference League mit zig Vorrunden-Spielen). Aber der milliardenschwere, ausschließlich materiell orientierte FIS-Präsident Johan Eliasch muss sich die Frage gefallen lassen, ob es notwendig ist, den Ski-Tross in einem Winter gleich zweimal nach Nordamerika zu schicken.

Schon fünf Tage nach der WM wird in Kalifornien um Weltcuppunkte gecarvt. Ferdinand Hirscher tut sich das Überseeabenteuer nicht an. Bei ihm kommt zu Klimabedenken Flugscheu hinzu.

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