Big in Japan: Warum die Skistars den Weltcup in Asien lieben
Es gibt Weltcuporte, die fürwahr einfacher zu erreichen sind als Yuzawa Naeba. Fast einen ganzen Tag lang waren die Rennläufer unterwegs, bis sie endlich im Skiresort am Fuße des Takenoko Yama (1.789 Meter) eintrudelten. Die Checks an den Flughäfen als Folge des Coronavirus machten die ohnehin schon anstrengende Reise nach Fernost auch nicht gerade unbeschwerlicher.
Doch auf die Idee, den Riesentorlauf (Samstag, 2.00 und 5.00 Uhr, live ORF eins) und Slalom (Sonntag gleiche Zeit) deshalb sausen zu lassen, wäre trotzdem keiner gekommen. Denn Skirennen auf japanischem Schnee sind nicht nur selten, es herrscht im Land der aufgehenden Sonne auch immer eine ganz besondere Atmosphäre. So wie jeder Formel-1-Pilot alle Jahre wieder die enorme Sportbegeisterung der Japaner rund um den Grand Prix in Suzuka schätzt, so sehr genießen die Skistars die Wettkämpfe in Yuzawa Naeba in der Präfektur Niigata.
Japan zählt für die Skiindustrie zu den wichtigsten Absatzmärkten, auch heuer werden die zwei Rennen von zahlreichen Werbeveranstaltungen zum Thema Skisport begleitet. Gut möglich, dass sich dann der eine oder andere Japan-Debütant ähnlich verwundert die Augen reiben wird, wie es Marcel Hirscher seinerzeit getan hatte.
Der verblüffte Hirscher
Der Salzburger war bei seinem ersten Abstecher nach Asien verblüfft über das Insiderwissen der Japaner. Nicht nur, dass der Salzburger am Flughafen in Tokio sofort erkannt wurde, er musste den neugierigen Skifans danach auch immer wieder detaillierte Fragen beantworten. „Da dachte ich mir: ,Ja bist du deppert, woher wisst ihr denn das?‘ Da bist du platt.“
Längst macht sich auch der ÖSV dieses Fachwissen zunutze. Mit Kyosuke Kono beschäftigt der Skiverband nun schon den zweiten Trainer aus Japan. Der frühere Läufer kam im Zuge eines Entwicklungsprogramms nach Österreich, und weil sich Kyosuke Kono beim Herren-Techniker-Team dermaßen profiliert hat, wird sein Engagement beim ÖSV wahrscheinlich verlängert. Dieser Tage ist der japanische Coach in Yuzawa Naeba bei den Österreichern auch als Dolmetscher gefragt.
Der wilde Kilde
Ob er am Wochenende auch dazu kommen wird, einmal ein österreichisches Siegerinterview zu übersetzen, erscheint angesichts der bisherigen Saisonleistungen mehr als fraglich. Vor allem im Riesentorlauf hat sich mit dem Rücktritt von Seriensieger Hirscher eine Riesenlücke zur Weltspitze aufgetan. In der Spezialwertung findet man den besten Österreicher erst an 17. Stelle, der slowenische Leader Žan Kranjec (315) hat im Alleingang deutlich mehr Punkte gesammelt als das gesamte ÖSV-Riesentorlaufteam (227).
Auch Aleksander Aamodt Kilde steht im Riesentorlauf besser da als der beste Österreicher. Dabei gilt der Norweger eigentlich als ausgewiesener Speedspezialist. In diesem Winter wittert Kilde freilich die große Chance auf die große Kristallkugel und startet deshalb auch im Riesentorlauf. Nur für das Rennen am Samstag reiste Kilde deshalb nach Japan, um seine Führung im Gesamtweltcup zu verteidigen. Aktuell liegt der 27-Jährige überraschend 79 Punkte vor Henrik Kristoffersen und 100 Zähler vor Alexis Pinturault.
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