Im Ski-Weltcup hat's ausgespukt: Geisterrennen sind Schnee von gestern
Jammerschade, dass Manuel Feller seine beiden Weltcupsiege ausgerechnet im Corona-Winter feiern musste. Nicht auszudenken, welche Show ein extrovertierter und emotionaler Typ wie er abgezogen hätte, wenn er im Ziel von Tausenden Fans gefeiert worden wäre. Und er sich nicht dieser gespenstischen Stimmung gegenüber gesehen hätte, die im vergangenen Winter bei den Geisterrennen allerorts herrschte. „Wenn du einmal erlebt hast, wenn 30.000 Leute richtig auszucken“, erzählt der Tiroler, „wenn sie diesen Moment mit dir gemeinsam zelebrieren. Das ist genau das, was Skifahren ausmacht.“
Von Menschenmassen wie man sie vor Corona kannte, ist der alpine Ski-Weltcup zwar noch weit entfernt, aber immerhin kehrt im kommenden Winter ein Hauch von Atmosphäre zurück – und damit auch eine Spur Normalität. Wenn in einer Woche in Sölden die neue Saison mit zwei Riesentorläufen eröffnet wird, dann sind pro Renntag 5.000 Besucher zugelassen.
Die Sportler sehnen die Fans und die Nebengeräusche zurück. „Ich möchte endlich wieder Emotionen zeigen, ich will es rausschreien“, sagt Stephanie Brunner, und die Zillertalerin spricht stellvertretend für die gesamte Skifamilie. „Es ist schon schöner, wenn ein bisschen ein Rummel ist. Letztes Jahr war’s ja richtig gespenstisch“, ergänzt Ramona Siebenhofer.
Ohren auf
Tatsächlich hatte damals so mancher Sieger im Ziel regelrecht verloren gewirkt. Welche Gesten sind im Augenblick des Erfolgs angebracht, wenn man diesen Moment mit niemandem teilen kann?
Erfindungen wie der Fan-Gigameter, über den Skiliebhaber im verwaisten Zielraum der Streif mittels einer App Kuhglocken, Tröten oder Applaus einspielen lassen konnten, können ein euphorisches „Aaaaaaah!“ oder ein enttäuschtes „Oooooooh!“ aus Tausenden Fankehlen niemals ersetzen. „Normal brauchst du in Sölden gar nicht auf die Zeittafel schauen“, erklärt Ramona Siebenhofer. „Du hörst es, ob du schnell oder langsam warst. Im letzten Jahr habe ich mich in Sölden im Ziel erst einmal umschauen müssen, damit ich die Zeittafel finde.“
Ihr ÖSV-Kollege Manuel Feller blickt trotzdem dankbar auf die Geisterrennen zurück. „Weil wir froh waren, dass wir überhaupt Rennen fahren durften“, sagt der 29-jährige Tiroler. Während der Fahrt ist es Manuel Feller übrigens völlig egal, was gerade rund um ihn passiert. „Da kriege ich nichts mit, da können 50.000 schreien. Deswegen ist es mir auch wurscht, ob da null Zuschauer oder einige tausend sind“, berichtet Feller. „Schade ist dann, wenn du im Ziel abschwingst und einfach nichts los ist. Wir freuen uns alle darauf, dass das jetzt wieder anders ist.“
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