Von Schinegger bis Honecker: Warum Chile im Sommer ein Ski-Hotspot bleibt

Ski-Legende Hermann Maier und sein früherer Trainer Andi Evers
Neo-Abfahrtschef Andi Evers trainiert mit den ÖSV-Stars gerade in Südamerika, wo 1966 ein Mann zur Weltmeisterin wurde.

Er bildete mit Hermann Maier, dessen Trainer er war, ein geniales Duo. In 100 Tagen wird Andi Evers beim ersten Speed-Rennen des Olympiawinters in seiner neuen Funktion als ÖSV-Coach in Colorado an der Piste stehen.

Nach Legionärsjahren beim US-, Schweizer und deutschen Skiverband entschloss sich Hermann Maiers Jugendfreund zur Übernahme des seit 29 Monaten (Vincent Kriechmayr am 15.3. 2023 in Soldeu) sieglosen ÖSV-Abfahrtsteams. 

Doch Spekulationen, wonach Maier dank der Heimkehr seines Freundes mehr Kontakt zum ÖSV bekommen und sich mit Ratschlägen einbringen werde, waren voreilig. Evers teilt diesbezügliche Hoffnungen jedenfalls nicht.

Hermann Maier

Kaum Kontakt zu Maier

Er habe ihn, sagt der Flachauer Evers über den Flachauer Maier, zuletzt kaum gesehen. Daran wird sich sobald nichts ändern. Zumal Evers nach Chile flog. 

Acht Speedpiloten und 10 Betreuer sind ihm in den südamerikanischen Winter gefolgt, bezogen in La Parva gefühlte 50 Serpentinen oberhalb von Chiles Hauptstadt Quartier. Evers: „Man sieht auf Santiago runter “ Im September ist die Übersiedlung nach Portillo geplant.

Wenn Klimaschützer fragen, ob denn die Weltreiserei notwendig sei, werden sie zu hören bekommen , dass ...

a) ohne sommerliches Schneetraining und Gewöhnen ans hohe Winter-Tempo Abfahrten a la Kitzbühel fahrlässig wären, 

b) fast alle Teams in der südlichen Hemisphäre überwintern, 

weil c) Gletschertraining auf Highspeed-Niveau in Europa nur noch in Zermatt möglich ist.

Dort aber macht der Schweizer Skiverband, der die Benützungsrechte exklusiv erwarb, von seinem Hausherren-Recht Gebrauch. Weshalb Evers froh war, dass er dank alter eidgenössischen Kontakte mit seinen neuen österreichischen Schützlingen im Juli fünf Tage am Fuße des Matterhorns eine Piste bekam.

Groteskenreiches Portillo

Schon zu Zeiten, in denen Österreichs Gletscher Sommerskilauf auf Highspeed-Niveau zuließen, wurde in den Anden trainiert. Wie im August 1993, als Patrick Ortlieb und deutsche Abfahrer ihren Augen nicht trauten, als sie in der Bergstation auf 3.300 Meter Höhe Erich Honecker antrafen. Jenen berüchtigt gewesenen Ex-DDR-Staatschef, der Monate zuvor aus gesundheitlichen Gründen in Berlin für haftuntauglich erklärt worden war.

1966 war Portillo sogar WM-Schauplatz. Als Erika(a) Schinegger ihren Mann stellte, in dem er/sie in der Frauen-Abfahrt die einzige Goldene für Österreich errang. Rückblickend sagt der längst Vater und Opa gewordene Kärntner, der nach dem WM-Sieg viele Demütigungen hatte verkraften müssen. „Aber Portillo war a scheene Zeit.“

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