Weltmeisterin Stephanie Venier: „Ich hatte schon länger damit abgeschlossen“

Stephanie Venier mit ihrem Verlobten Christian Walder auf dem Rangger Köpfl oberhalb ihrer Heimatgemeinde Oberperfuss
Abdanken als Weltmeisterin, obendrein nach einer Heim-WM – das muss Stephanie Venier erst einmal wer nachmachen. Auf der Sulzstich-Hütte am Rangger Köpfl, wo die Tirolerin mit zweineinhalb Jahren das erste Mal auf den Brett’ln stand, verkündete die 31-Jährige ihren Rücktritt.
„Wer kann schon sagen, dass er am Höhepunkt aufhören kann?“
Bei ihrem Abschied vom Rennsport sprach Stephanie Venier über . . .
- die Gründe für den Rücktritt
„Ich hatte schon länger damit abgeschlossen. Die letzten beiden Jahre waren zwar meine erfolgreichsten Jahre, aber sie haben mir auch sehr viel Energie gekostet. Mir fehlt einfach die Motivation und ich war auch nicht mehr bereit, das Risiko einzugehen. Das Schöne ist: Ich bin gesund herausgekommen. Ich darf aus eigener Entscheidung aufhören und ich muss nicht aufhören, weil ich vielleicht verletzt oder zu schlecht war.“

Stephanie Venier bei ihrer Abschieds-Pressekonferenz
- ihre Emotionen
„Ich habe viele Tränen vergossen. Und ich gebe es zu, dass ich mich vor dem Gang an die Öffentlichkeit gefürchtet habe. Ich hatte eine riesengroße Sorge, dass ich den Absprung verpasse. So bin ich bei den Leuten als Weltmeisterin in Erinnerung.“
- die Zeit seit der WM in Saalbach
„Im April habe ich bewusst einen großen Abstand vom Skifahren genommen und dann im Mai wieder mit dem Training gestartet. Ich habe irgendwie aber schnell gemerkt: Es geht mir nicht mehr so einfach von der Hand. Es haben einfach die letzten Prozent gefehlt. Und dann brauche ich mich auch nicht bei einer Abfahrt an den Start zu stellen. Weil das macht keinen Sinn. Die Motivation ist nicht mehr gekommen.“

Stephanie Venier im Kreise ihrer Familie
- den Reiz der Winterspiele 2026 in Cortina
„Natürlich werden viele sagen: ,Wie kannst du ausgerechnet vor Olympia aufhören?’ Aber wie hätte ich WM-Gold in Saalbach noch toppen können? Da hätte ich bei Olympia schon Gold holen müssen. Ich habe Saalbach so in meinem Herzen drinnen, da ist daneben kein Platz.“
- ihre Karriere
„Ich war eine brutale Kämpferin und habe gelernt, mit Herausforderungen umzugehen. Wenn ich einmal hingefallen bin, dann bin ich immer wieder aufgestanden. Meine Leidenschaft hat mich dahin gebracht, wo ich heute stehe.“
- das neue Leben als Privatier
„Ich genieße die banalsten Sachen. Zum Beispiel, dass ich nicht mehr aus der Tasche heraus leben muss. Oder dass ich Lebensmittel einkaufen kann, die länger im Kühlschrank sein können und die ich nicht nach drei Tagen weitergeben muss, weil ich wieder unterwegs bin. Oder einfach nur Kochen, Backen oder Putzen. Dafür hatte ich nie Zeit. Da merkt man erst einmal, in welcher Bubble wir sind und dass es auch noch ein Leben neben dem Skisport gibt.“

Stephanie Venier kritisierte Chefcoach Roland Assinger
- Private Pläne
„Ich bin seit 19. Jänner verlobt und es gibt auch schon einen Hochzeitstermin. Familienplanung steht ganz weit oben, die Interessen haben sich verschoben. Das ist gut so.“
- ihre Kritik an Frauen-Cheftrainer Roland Assinger
„Ich will nicht wirklich darauf eingehen, was ich aber den Leuten da draußen mitgeben kann: Man sollte wirklich den Mut haben, Meinungen zu äußern. Auch wenn es nicht immer positiv ist. Kommunikation ist dermaßen wichtig, egal ob im Sport, im Privaten oder bei der Arbeit: Man sollte sich immer auf Augenhöhe begegnen.“
- die berufliche Zukunft
„Ich habe 2015 die Ausbildung beim Zoll gemacht und bin froh, dass ich dort einen Job habe. Ich werde nicht komplett von der Bildfläche verschwinden, aber im aktiven Skisport wird man mich sicher nicht mehr sehen.“
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