Was Herbert Prohaska an seinem 70er alles versäumte

Die Huldigungen für den Jungsiebziger Herbert Prohaska nahmen rekordverdächtige Ausmaße an. Was manche als übertrieben empfinden. Aber soll sich der Geehrte dafür entschuldigen, ...
dass er ob seiner Beliebtheit einen Interview-Marathon absolvieren musste; dass ihm heute im Austria-Stadion die Osttribüne eine einzigartige Fan-Choreografie widmen wird; dass er auf der Tullner Donau-Bühne (auch von Kulturschaffenden) groß abgefeiert wurde? Oder dass der ORF seinem Fußball-Senior-Analytiker in verschiedenen Formaten würdigte und noch würdigen wird?
Selbst die Familienfeier musste Prohaska um einen Tag verschieben. Zumal er ein im Winter gemachtes Versprechen nicht brechen wollte und er am 8. 8., just an seinem 70. Geburtstag, beim Tschauner auf der Ottakringer Stegreifbühne sang. So versäumte er sowohl das ganze ihm gewidmete ORF 1-Hauptabendprogramm als auch das erste Heimspiel vom Lieblingsklub seines Vaters.
Alfred Prohaskas Lieblingsklub? Das war die Vienna. Der Sommer 1955 sei für ihn der schönste seines Lebens gewesen. Das erzählte der Senior nicht nur einmal seinem Junior. „Weil mei Vienna Meister g’worden ist und du auf die Welt kommen bist.“
Österreichisch
Das erste Match durfte der Simmeringer Lausbua auf der Döblinger Hohen Warte miterleben. Wo zu Viennas guten Zeiten die Spiele gegen Rapid noch 32.000 anlockten; wo aber aktuell in der einst größten Naturarena des Kontinents nur 4.568 Zuschauer zugelassen sind. Die sahen vor Ort, wie Österreichs ältester Fußballklub mit einer ausnahmslos aus österreichischen Staatsbürgern bestehenden Startelf das Nostalgieduell gegen die (ebenfalls mehrheitlich aus Einheimischen zusammengesetzte) Salzburger Austria 3:0 gewann.
Sollte der First Vienna Football-Club sein Saisonziel erreichen und Erster der zweiten Liga werden, müssten die Blau-Gelben auswandern. Zumal die Hohe Warte nicht erstligatauglich und die Gemeinde Wien als Grundbesitzer (noch?) nicht willens ist, das zu ändern. Wobei es sich nur um eine Schwurbelei handeln kann, wonach dem roten Sportstadtrat Peter Hacker Blau-Gelb wurscht sei, solang der Döblinger Bezirksvorsteher ein Schwarzer ist.
Wie auch immer – ein Erstliga-Analytiker-Debüt Prohaskas wirds’s auf der Hohen Warte nie geben. Es sei denn, dass der Gefeierte noch als Achtziger mit Mikro am Ball sein will.
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