Vor 20 Jahren: Als Werner Schlager Tischtennis-Geschichte schrieb

Vor 20 Jahren: Als Werner Schlager Tischtennis-Geschichte schrieb
Der Niederösterreicher wurde in Paris als bislang letzter Nicht-Chinese Weltmeister. Und das mit Spielen, die an Dramatik nicht zu überbieten waren.

Es war ein Tag für die Ewigkeit, ein Tag für die rot-weiß-rote Sportgeschichte. Werner Schlager sorgte am 25. Mai 2003, also genau vor 20 Jahren, für das „Wunder von Paris“, der Niederösterreicher holte den ersten WM-Titel der Neuzeit nach Österreich und blieb nachdem er den zweiten Matchball verwandeln konnte, der bislang einzige nicht-chinesische Weltmeister des 21. Jahrhunderts.

Dabei war Werner Schlager mit gemischten Gefühlen nach Paris gereist. Bei den Europameisterschaften in Courmayeur knapp sechs Wochen zuvor lief es im Doppel zwar gut (Gold im Mixed, Bronze im Herrendoppel), im Einzel setzte es aber schon in Runde drei eine überraschende Niederlage gegen Philipp Gatien.

Es begann in Paris mit Siegen über Segun Toriola, Abwehr-Ästhet Koji Matsushita und Slobodan Grujic. Schon bei diesen Siegen zeigte sich, dass die Nummer sechs des Turniers in guter Verfassung war – sowohl spielerisch, als auch ganz besonders mental. Im Achtelfinale kam dann die erste wirklich große Herausforderung: Kim Taek Soo. Wie gegen Toriola war gegen den Koreaner Satz eins zwar im Eiltempo weg, Schlager steigerte sich aber von Ball zu Ball und blieb – unterstützt vom französischen Publikum – in sechs Sätzen siegreich. Erstmals kam das Gefühl auf, die Franzosen hatten in Schlager ihren neuen Liebling gefundem.
 

Das selbstgewählte Ziel „Viertelfinale“ war damit erreicht, nun baute sich mit Titelverteidiger Wang Liqin eine schier überlebensgroße Hürde auf. Mit 11:8 und 15:13 stellte der große Favorit und Triple-Weltmeister auf 3:1. Das Match nahm den allseits erwarteten Verlauf. Mit 11:9 kam Werner zwar noch einmal heran, bei 6:10 in Durchgang sechs schien jedoch alles vorbei. Aber das Unerwartete, nicht für möglich gehaltene passierte! Der Österreicher wehrte alle vier Matchbälle ab und erzwang mit 13:11 einen Entscheidungssatz. Die 13.000 Zuschauer im Palais Omnisport waren begeistert. Und der große Chinese wirkte tatsächlich angeschlagen, schien verblüfft von der unerwarteten Gegenwehr. Der Niederösterreicher konnte diese Phase perfekt ausnutzen und schaffte das Unmögliche – mit 11:5 zwang er Wang Liqin in die Knie und sicherte sich die Medaille.

"Filmriss"

Doch der Erfolgslauf war damit nicht beendet. Im Halbfinale besiegte er Kong Linghui nach abgewehrtem Matchball im Entscheidungssatz. "Es ist wie ein Filmriss, ab dem Moment, in dem ich die Hände hochreiße", erinnert sich Schlager heute an die Partie. Keine drei Stunden später ging es um alles. Im Spiel um Gold ging es gegen einen Abwehr-Künstler mit gefährlichem Vorhand-Angriff: Joo Se Huyk aus Korea. Taktisch gut eingestellt, versucht Schlager einen anderen Weg als die Spieler zuvor zu gehen. Der damals 30-Jährige lag auch hier zurück, "dann habe ich mein Service umgestellt. Ich weiß gar nicht, warum mir das eingefallen ist, aber damit hatte er große Probleme", sagt Schlager. Es klappte jedenfalls, Schlager sicherte sich als bislang letzter Nicht-Chinese Gold und schrieb nach dem verwandelten zweiten Matchball Sportgeschichte.

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