Seit zwei Jahren legt Katharina Saurwein im heimischen Klettersport die Marschroute fest, in dieser Woche hat sie einen Riesenberg Arbeit zu erledigen, noch bis Sonntag stellen die österreichischen Kletterer beim Heimweltcup in Innsbruck ihre Trittsicherheit und Fingerfertigkeit unter Beweis. „Warum soll eine Frau den Trainerjob schlechter machen als ein Mann“, fragt die 35-Jährige. „Da gibt es doch überhaupt keinen Unterschied.“
Katharina Saurwein war früher selbst eine erfolgreiche Kletterin. Mit Jakob Schubert, dem vierfachen Weltmeister und heimischen Aushängeschild, der am Donnerstag ins Boulder-Halbfinale einzog, kraxelte sie bis 2018 Seite an Seite im Weltcup. Inzwischen hat sie ein Master-Studium im Sport abgeschlossen, sämtliche Trainerprüfungen absolviert und kennt das Klettern aus verschiedensten Blickwinkeln.
„Wenn man selbst aus dem Sport kommt und darin gut war, dann hat man eine Glaubwürdigkeit und ist anerkannt. Ich habe viel erlebt und mitgemacht. Es ist mit Sicherheit ein großer Vorteil, dass ich mich in die Sportler reinversetzen kann und auch ihre Sprache spreche.“
Großes Tamtam
Authentizität – das ist ein wichtiges Schlagwort, wenn Frauen im Sport in Führungspositionen tätig sind. „Ich habe den Vorteil, dass ich mir mein Standing nicht erarbeiten musste. Man traut mir zu, dass ich eine Ahnung habe“, erklärt Brigitte Köck.
Die Tirolerin schrieb Sportgeschichte, als sie 1998 die erste österreichische Olympia-Medaille im Snowboard gewann. Seit zwei Jahren ist Gitti Köck für die österreichischen Alpin-Snowboarder verantwortlich – und damit bis heute die einzige Cheftrainerin bei Ski Austria.
„Es ist traurig, dass man darüber so ein Tamtam machen muss. Es sollte doch immer um die Sache gehen. Du brauchst sowieso jeden im Team, um erfolgreich zu sein. Da spielt das Geschlecht keine Rolle“, sagt die 53-Jährige, deren Snowboard-Team in den letzten zwei Wintern groß abräumte.
All die Erfolge und positiven Erfahrungen schreien regelrecht danach, mehr Trainerinnen das Vertrauen zu schenken. Dem gegenüber steht freilich der Skiverband, in dem ein Gros der Mitarbeiter unter Langzeitpräsident Peter Schröcksnadel sozialisiert wurde. „Es braucht viele Rädchen, die ineinandergreifen“, meint Köck vielsagend.
Großes Los
Es braucht freilich auch Leute, die bei der Trainerwahl die Leistung in den Vordergrund rücken. Als der heimische Judoverband 2021 die Stelle des Headcoachs offiziell ausschrieb, fiel Präsident Martin Poiger die Entscheidung nicht schwer. „Yvonne Bönisch war klar die beste Bewerbung“, sagte der Verbandschef allen, die sich darüber wunderten, dass eine Frau plötzlich im Kampfsport Judo plötzlich die Traditionen und Hierarchien aufs Kreuz legt. „Sport ist noch immer eine Männerdomäne“, sagt Poiger.
Für Yvonne Bönisch, 2004 Olympiasiegerin und zuvor bereits Chefcoach in Israel, ist es „nicht so ein Riesending“. Die Ostdeutsche hofft freilich, dass auch andere Verbände diesem Beispiel folgen. „Generell finde ich es wichtig, dass mehr Frauen in den Trainerbereich kommen“, sagt Bönisch. „Der weibliche Touch in der Arbeit ist sicherlich eine Bereicherung.“
Seit mehr als zwei Jahrzehnten arbeitet Sandra Zapletal bei den Handballern der Fivers und ist längst ein wichtiger Baustein beim Klub aus Wien-Margareten. Mittlerweile ist sie Jugendleiterin und Cheftrainer der zweiten Mannschaft, die in der zweithöchsten Spielklasse Österreichs um Meisterschaftspunkte kämpft. An ihre Sonderrolle hat sie sich längst gewöhnt: "Bei Trainerkollegen merke ich gar keinen Unterschied. Bei vielen Schiedsrichtern habe ich oft das Gefühl, dass ich weniger sagen darf als meine männlichen Kollegen. "Ich denke, im Sport regeln sich die meisten Dinge über Leistung."
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